Julia Extra Band 348
Bräunungsstudio. Allerdings würde sie sich nicht auf eine Sonnenbank legen, denn dann würde sie Sommersprossen bekommen, und sie hasste ihre Sommersprossen. Auch wenn Simon einmal gesagt hatte, dass er sie anbetungswürdig fand. Chloe hatte ihm nicht geglaubt. Keine einzige der Frauen, mit denen er etwas gehabt hatte, war sommersprossig. Wenn er Sommersprossen wirklich so toll fand, wie er sagte, müssten seine Freundinnen alle aussehen wie Leoparden.
Also wäre eine Sprühbräune das Mittel der Wahl. Chloes Schwester hatte sich dieser Prozedur im vergangenen Jahr vor ihrer Hochzeit unterzogen und war mit einer schönen, gesunden Bräune nach Hause gekommen. Zwar war Frannie brünett und nicht ganz so blass wie Chloe, aber sie riet ihr seitdem andauernd, es ebenfalls einmal zu versuchen. Gerade, als Chloe ihr eine Mail schickte, um sie nach dem Namen ihres Bräunungsstudios zu fragen, klingelte das Telefon.
„Hallo?“
„Guten Morgen“, antwortete Simon. „Ich gehe ins Filigree Café. Hast du Lust, auch zu kommen? Ich spendiere die Bagels.“
Im Filigree gab es so guten Kaffee und so gute Bagels wie sonst nirgendwo in Lower Manhattan. Am Wochenende trafen Chloe und Simon sich dort oft zum Frühstücken, wenn sie nichts anderes vorhatten. Was bei Chloe oft vorkam. Bei Simon kam es in den letzten Jahren eher seltener vor, aber nun war er ja wieder solo.
„Tut mir leid. Keine Bagels für mich. Ich bin auf Diät“, erklärte sie ihm.
„Seit wann das?“
„Seit immer. Ich mache doch ständig Diät.“
Das war traurigerweise allzu wahr.
Klug wie er war erwiderte Simon nicht, dass eine Diät sie noch nie davon abgehalten hatte, mit ihm Bagels zu essen. Stattdessen fragte er: „Ist es wegen des zehnjährigen Treffens?“
„Nein.“
Beide wussten, dass das gelogen war.
„Och, Chloe. Komm mit. Alleine essen macht keinen Spaß …“
„Simon …“
„Hinterher können wir ja einen Spaziergang machen“, schlug er vor. „Das Wetter ist super dafür. Heute ist die Luft schön trocken, und es sollen erst am Nachmittag über 25 Grad werden.“
„Na gut. Aber ich esse keinen Bagel.“
„Einverstanden. Und ich werde dir nicht einen Bissen von meinem abgeben.“
„Das sagst du jetzt nur so.“
„Ich meine es todernst. Wir sehen uns dort in einer halben Stunde, okay?“
Früher hätte Chloe ja gesagt. Aber jetzt würde ihr die halbe Stunde gerade einmal ausreichen, um sich anzuziehen, zu frisieren und die Zähne zu putzen.
„Lieber in einer Stunde. Ich bin noch nicht einmal angezogen.“
„In einer Stunde?“ Simon klang erstaunt – kein Wunder, wenn man bedachte, wie lange sie schon befreundet waren. „Du brauchst tatsächlich eine Stunde, um dich anzuziehen?“
„Ich fange gerade ein neues Leben an. Und ich will mich schminken und vorzeigbar aussehen, wenn ich mich in der Öffentlichkeit bewege. Selbst wenn es nur mit dir ist“, erklärte sie trocken.
„Na gut, eine Stunde.“ Er klang eher fasziniert als irritiert. „Ich halte unseren Ecktisch frei. Bis nachher.“
Simon trank bereits die dritte Tasse Kaffee, als Chloe endlich im Café ankam. Doch so, wie sie aussah, gelang es ihm nicht, böse auf sie zu sein. Sie brezelte sich nicht oft auf, aber wenn sie es einmal tat … Wow! So sehr er sich das auch vorgenommen hatte, es gelang ihm nicht, von ihrem Anblick in den engen Jeans und dem Ausschnitt ihres Hemdes, der den Blick auf ihr Dekolleté freigab, nicht begeistert zu sein.
Und sie dachte, sie müsse abnehmen! Wenn sie angezogen war wie jetzt, brachte ihn das fast um den Verstand.
Sie trug Make-up, nicht viel, aber genug, um ihre langen Wimpern zu betonen und das coole Grün ihrer Augen hervorzuheben. Und dann ihr Haar … Sie hatte es nicht wie üblich zum Pferdeschwanz gebunden, um die üppige Naturkrause zu verbergen. Nein, sie trug es offen und ließ die Locken ungebändigt ihr Gesicht umschmeicheln und über ihre Schultern fallen.
Fast wünschte Simon, dass sie in weiten Jogginghosen und T-Shirt gekommen wäre und ihren Pferdeschwanz, dafür aber kein Make-up getragen hätte. Dann würde er nicht so verdammt … scharf auf sie sein.
Er sah sich im Café um und bereute es sofort. Natürlich hatten ein paar der männlichen Stammkunden sie schon erspäht. Ihre interessierten Blicke gefielen Simon gar nicht. Unwillkürlich sprang er auf. Die Beine seines Stuhls schabten geräuschvoll über den gefliesten Fußboden.
Jetzt hatte er die Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit
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