Julia Extra Band 348
aller, auch die Chloes. Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie ihn erspähte, und ihr voller Mund verzog sich zu einem Lächeln, das sehr sexy war, ohne dass sie es darauf anlegte. Zum millionsten Mal fragte er sich, wie es möglich war, dass eine Frau, die so hübsch war, Komplexe hatte.
Er warf jedem der Männer, die sie angestarrt hatten, einen selbstgefälligen Blick zu, und küsste Chloe lange auf die Wange, als sie an seinen Tisch kam.
„Entschuldige meine Verspätung“, sagte sie, als sie sich ihm gegenübersetzte.
„Das Warten hat sich gelohnt. Wenn ich dich so ansehe … dein Haar, dein Make-up, dein Deko … deine dekorative Kleidung“, verbesserte er sich hastig und zwang sich, wieder zu ihrem Gesicht aufzusehen.
Sie strahlte. „Gefällt es dir?“
„Selbstverständlich. Genau wie der Hälfte der anderen Männer hier im Café, wenn man danach geht, wie sie dich angesehen haben.“
„Wirklich?“ Sie sah sich im Raum um. „Welche denn?“
Mit verkniffenem Mund zwang er sich zu lachen. „Vergiss es. Ich habe nicht vor, dein Ego noch weiter zu streicheln.“
„Spielverderber“, gab sie zurück.
An ihrem Gesichtsausdruck sah er, dass sie ihm nicht glaubte. Schon wollte er nachgeben, doch da kam auch schon die Bedienung. Olga war eine kräftig gebaute Person mit starkem osteuropäischem Akzent. Sie kannte die beiden schon seit fünf Jahren. Heute musterte sie Chloe neugierig, bevor sie fragte: „Das Gleiche wie immer?“
Normalerweise bestellte Chloe einen doppelten Mocha Latte und einen getoasteten Zwiebelbagel, auf dem so viel Butter und Frischkäse war, dass er zusammen mit einer Warnung der Amerikanischen Vereinigung für Herz- und Kreislaufkrankheiten serviert werden müsste.
„Nein, heute nicht. Ich hätte gerne einen schwarzen Kaffee, bitte.“
„Und zu essen?“
„Nichts, danke.“
Olga hob ihre dichten Brauen. „Nichts zu essen?“
„Nein, nichts.“
„Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, alles in Ordnung. Ich bin auf Diät“, gestand sie.
„Chloe ist immer auf Diät“, warf Simon ein.
Olga schnaubte. „Mädchen von heute wollen alle dünn sein. Zu dünn. Kippen um, wenn eine Windbö kommt.“ Sie wandte sich Simon zu. „Und? Findest du, sie muss abnehmen?“
„Nein. Überhaupt nicht.“ Seiner Meinung nach war sie perfekt. Und zwar schon immer.
„Siehst du?“ Energisch nickend wandte sich Olga an Chloe. „Ich bringe dir deinen Bagel. So wie du ihn magst.“
Chloe machte ein erschrockenes Gesicht, doch bevor sie ablehnen konnte, sagte Simon: „Du musst ihn ja nicht ganz aufessen. Du brauchst nicht einmal einen Happen davon zu essen. Sieh es als Test deiner Willensstärke an, Chloe.“
„Na gut.“ Chloe richtete sich in ihrem Stuhl auf, was es Simon noch schwerer machte, ihr Dekolleté zu ignorieren. Es zog seinen Blick geradezu magnetisch an.
„Was möchtest du?“, fragte Olga ihn.
Weil das, was er wirklich wollte, tabu war, umfasste er seine Kaffeetasse mit beiden Händen und sah zu der stämmigen Bedienung auf. „Zwei Scheiben Vollkorntoast und einen Obstbecher, bitte.“
Olga verzog unwillig das Gesicht, während sie seine Bestellung notierte. „Obstbecher“, murmelte sie im Weggehen. „Macht denn alle Welt Diät?“
Chloe fuhr sich durchs Haar und strich es nach hinten. Ohne Zweifel hätte sie sich einen Pferdeschwanz gemacht, wenn sie ein Haargummi dabeigehabt hätte.
„Ich mag es, wenn du dein Haar offen trägst“, sagte er.
Seufzend ließ sie es los. „Obwohl die Luft nicht besonders feucht ist, spielt es schon wieder verrückt. Von der teuren glättenden Spülung ist nichts zu merken. Ich will mein Geld zurück.“
„Mir gefällt es so. Ich mag es, wenn dein Haar sich kringelt.“
„Ich habe ja nichts dagegen, wenn es sich kringelt, aber mich erinnert es eher an Stahlwolle. Ich überlege, ob ich es für das Treffen vom Friseur glätten lassen soll.“
Bloß nicht! hätte er am liebsten gerufen, doch er bezweifelte, dass sie seinen Rat befolgen würde. Also zuckte er nur mit den Schultern. „Wenn du meinst …“
Olga kam mit Chloes Kaffee zurück.
„Ich überlege auch, mir die Haare zu färben.“ Chloe lächelte die Bedienung an. „Was meinen Sie? Wie wäre es mit Blond?“
Wieder schnaubte Olga. Bevor sie wieder wegging, sagte sie: „Bleib so, wie Gott dich gemacht hat.“
An Simon gewandt sagte Chloe: „Ich finde, Gott hätte an einigen Stellen etwas großzügiger und an anderen etwas sparsamer sein können, wenn
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