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Julia Extra Band 348

Julia Extra Band 348

Titel: Julia Extra Band 348 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Lynn Raye Harris , Sandra Marton
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Teppich stammen mochten. Vor dem Fenster stand ein durchgesessener Sessel, aber vom Fenster aus hatte man bestimmt einen großartigen Blick auf … einen Lüftungsschacht.
    Tausende von Meilen bis nach Rom, um auf einen Lüftungsschacht zu starren?
    Auch gut. Sie würde nicht lange genug hier sein, dass es wichtig wäre. Im Moment kam sie sich so oder so vor, als würde sie schlafwandeln. Der Page erklärte ihr lang und ausführlich die Handhabung der Zimmerheizung, zog die Vorhänge auf und zu, zeigte ihr die Minibar und das Bad.
    In der Hoffnung, er würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen, gähnte Anna relativ ungeniert. Vergeblich. Er ging zu dem winzigen Schreibtisch, zog die Schublade auf und schob sie wieder zu, schaltete den Fernseher ein und wieder aus, erklärte, wie der Digitalwecker eingestellt wurde …
    Fast hätte Anna sich mit der Hand auf die Stirn geschlagen: Der Mann wartete auf sein Trinkgeld! Sie kramte in ihrem Portemonnaie, holte ein paar Münzen hervor und drückte sie ihm hastig in die Hand. Er bedankte sich mit einem knappen Lächeln, wünschte ihr einen schönen Tag und verschwand.
    „Endlich!“ Ausgelaugt ließ Anna sich vornüber auf das Bett fallen.
    Alles tat ihr weh. Die Arme, weil sie in den letzten Stunden des Flugs unentwegt die Ellbogen fest an die Seiten gepresst hatte. Dementsprechend verspannt waren ihre Schultern und ihr Nacken. Selbst der Hintern tat ihr weh, weil sie die ganze Zeit über die Knie zusammengepresst hatte, um Körperkontakt mit Hannibal und der Summerin zu vermeiden. Und ihre Kopfschmerzen waren unerträglich.
    Eine Reihe hinter ihr hatte sich ein Baby dazu entschlossen, seinen Protest über die Unwegsamkeiten des Lebens lautstark kundzutun. Anna hatte es dem Kleinen nicht einmal verübeln können. Sie selbst hätte auch zu gern geschrien, wenn es denn etwas bewirkt hätte.
    Doch selbst die Qual auf dem Mittelsitz hatte das überwältigende Gefühl von Scham nicht abschwächen können. Dabei beschrieb Scham es nicht einmal annähernd. Erniedrigung passte schon eher. Entsetzen war noch besser. Viel besser. Sie war absolut, komplett, durch und durch entsetzt über das, was sie getan hatte. Oder fast getan hätte.
    Das war allein seine Schuld. Die Schuld des Fremden. Zuerst hatte er sie provoziert, dann verwirrt und schließlich bezaubert.
    Blödsinn. Er hatte sie nicht bezaubert. Er war nicht der charmante Typ. Er hatte ihr nur vorgemacht, menschlich zu sein. Sogar interessant.
    Angenehme Gespräche, ein Lächeln hier, ein Lächeln da … Zugegeben, er sah gut aus, das hatte wohl auch dazu beigetragen.
    Und dann war sie aufgewacht und hatte praktisch auf ihm gelegen.
    Anna rappelte sich auf und begann, ihre Tasche auszupacken. Wen interessierte es schon, ob er gut aussah oder nicht? Er hatte sie angetatscht, hatte sich ihr aufgedrängt …
    Mit einem Stöhnen sank sie auf die Bettkante zurück. „Lügnerin.“
    Sie schob ihm die Schuld zu, obwohl er in Wahrheit doch nur getan hatte, wozu sie ihn ermutigt hatte.
    „Wie konntest du nur?“, flüsterte sie entsetzt. „Anna, wie konntest du nur?!“
    Das war eine müßige Frage, auf die sie keine Antwort hatte. Und schließlich war sie kein Kind mehr. Der Fremde hatte nichts getan, was sie ihm nicht erlaubt hätte.
    Sie schloss die Augen. Er hatte es ganz großartig gemacht. Dieser feste Mund, dieser großartige Körper, diese erfahrenen Finger an ihren Brüsten …
    „Das reicht jetzt“, sagte sie laut in den Raum hinein und stand auf.
    Vor dem Meeting hatte sie noch jede Menge zu tun. Das Schicksal hatte ihr eine zusätzliche Stunde gewährt. Der capo ihres Vaters hatte nämlich angerufen, um ihr mitzuteilen, dass der Prinz das Meeting um eine Stunde verschoben hatte.
    Endlich einmal eine gute Nachricht. Damit blieb ihr Zeit für eine Dusche, um sich umzuziehen und noch einen Blick auf die Dokumente zu werfen. Vor allem aber gab ihr das gegenüber dem Prinzen die Oberhand, da er es gewesen war, der das Treffen verschoben hatte. Sie würde ihm unmissverständlich klarmachen, welche „inakzeptablen Umstände“ er ihr damit bereitet hatte.
    Was nun die unergiebigen Dokumente ihres Vaters anbelangte … Sie war schon mit weniger Informationen im Gerichtssaal erschienen und dennoch als Siegerin wieder herausgegangen. Sie war eine gute Anwältin. Der Anwalt des Prinzen sicherlich auch, aber damit konnte sie umgehen – und mit einem senilen und weltfremden Prinzen erst recht. Sie musste sich nur auf die Sache

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