Julia Extra Band 348
könnten beenden, was sie angefangen hatten, ohne unterbrochen zu werden. Anna erschauerte, ihre Lider senkten sich, und sie lehnte sich leicht vor …
Abrupt ließ er die Arme fallen. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. „Jetzt, signorina “, sagte er kalt und trat zurück, „jetzt sind Sie kompromittiert worden.“
Sie wollte ihn ohrfeigen und ihm den überlegenen Ausdruck aus dem Gesicht wischen.
„Das haben Sie schon einmal getan“, warnte er sie kalt. „Von einer Wiederholung kann ich Ihnen nur dringend abraten.“
„Sie sind erbärmlich leicht zu durchschauen, Hoheit“, behauptete sie spöttisch. „Glauben Sie wirklich, ein Blick von Ihnen macht mich schwach?“
Nein, aber er glaubte, dass sie ihn und sich selbst belog. Er könnte sie nehmen, hier und jetzt. Doch er wollte nicht. Er wollte nur, dass dieser Cesare Orsini und alles, was mit dem Mann zusammenhing, aus seinem Leben verschwand.
„Lassen wir endlich diese dummen Spielchen“, knurrte er. „Wie heißen Sie, und was wollen Sie?“
„Ich will, dass Sie die Tatsachen akzeptieren.“ Erstaunlich, wie ruhig meine Stimme klingt, obwohl mein Puls rast, dachte Anna. „Ich bin Anwältin und …“
„Nicht in Italien.“
Er hatte recht. Hier in Italien besaß sie keinerlei rechtliche Handhabe. Das hatte sie auch ihrem Vater zu erklären versucht, doch Cesare hatte darauf bestanden, dass sie die Angelegenheit übernahm. Weil es um die Familie ging und kein Fremder für Sofia sprechen sollte.
„Somit“, hob Draco an, „haben wir also eine … Situation. Ich bin der rechtmäßige Besitzer von Land, auf das Ihr Klient unberechtigte Ansprüche erhebt.“
„Besagtes Land gehört der Ehefrau meines Klienten. Sie ist die rechtmäßige Besitzerin.“
Draco zuckte mit den Schultern und lehnte sich mit der Hüfte an den beeindruckenden Schreibtisch. „Ich habe aus reiner Höflichkeit einem Treffen mit Cesare Orsinis Vertreter zugestimmt.“
„Sie haben zugestimmt, weil Sie wissen, dass Sie ein Problem haben“, korrigierte Anna ihn kühl.
Sie war nicht dumm. Es gab genügend Leute, die es freuen würde, wenn Prinz Valenti in einen Eigentumsprozess verwickelt werden würde. Das Land gehörte zweifelsfrei ihm, nur konnte ein solcher Prozess in Sizilien ewig dauern.
Falls es dazu kam.
„Also gut.“ Er ging um den Schreibtisch herum, setzte sich und holte seinen Füllfederhalter und ein Scheckbuch hervor. „Wie viel?“
„Wie bitte?“
„Ich sagte bereits, ich bin die Spielchen leid. Wie viel will Orsini haben?“
„Um ihm sein Land abzukaufen?“
Ein Muskel auf Dracos Wange zuckte. „Er kann das Land nicht verkaufen, weil es ihm nicht gehört. Ich biete keinen Kaufpreis an, sondern …“
„Schweigegeld?“
„… Kompensation. Wie viel will Ihr Klient haben, um diese lächerliche Farce zu beenden?“
Anna ging auf den wuchtigen Schreibtisch zu. Er war vermutlich sehr alt und von Hand geschnitzt. Mythologische Greife stürzten sich auf Falken, Falken stürzten sich auf Kaninchen, Wölfe fielen Hirsche an und zwangen sie in die Knie. Die Geschichte Siziliens, dargestellt in Schnitzereien, dachte Anna. Sie hatte die Geschichte sehr genau studiert, in der Hoffnung, es würde ihr helfen, Cesare zu verstehen.
Doch sie hatte nur herausgefunden, dass die Welt grausam und brutal unfair sein konnte, und dass die Welt ihres Vaters noch grausamer und brutaler war. Im Moment jedoch bestätigte sich vor allem ihre Meinung über Adelige und Prinzen, die sich einbildeten, von den Normalsterblichen verlangen zu können, was immer sie wollten.
„Nun?“
Anna sah auf. Den goldenen Füllfederhalter in der Hand sah der Prinz ihr entgegen, so wie die geschnitzten Wölfe an dem Schreibtisch ihre Beute belauerten: tödlich entschlossen, eiskalt und ohne den geringsten Zweifel über den Ausgang der Jagd.
Nicht so schnell. Anna holte tief Luft. „Nun … was?“
„Strapazieren Sie Ihr Glück nicht zu lange“, sagte er leise.
„Sie täuschen sich, wenn Sie meinen, Sie könnten sich einfach aus der Sache freikaufen.“ Anna deutete mit dem Kinn auf Scheckbuch und Füller. „Stecken Sie das ruhig wieder weg.“
„Dann fangen wir also noch mal von vorn an“, knurrte er. „Wenn Sie kein Geld wollen, was wollen Sie dann?“
„Sie wissen, was ich will. Das Land.“
„Unmöglich. Es gehört mir, ich habe die Grundbuchurkunde. Kein Gericht in Sizilien wird …“
„Durchaus möglich.“
„Was soll das Ganze dann?“
Sie
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