Julia Extra Band 348
das Ganze nicht besser. Wenn er mit ihr zusammen war, musste er sich ziemlich zusammenreißen. Der Abend, an dem sie die Biografie geschrieben hatten, war das beste Beispiel. Kurz, nachdem er die E-Mail abgeschickt hatte, war er gegangen. Aber er wäre zu gern geblieben, und zwar nicht nur, um mit ihr den Hitchcockfilm zu sehen, der gerade lief.
Doch Simons größte Sorge war, wie sehr dieses Klassentreffen sie in Anspruch nahm.
Wäre sie jemand anderes gewesen, hätte Simon ihr geraten, eine Therapie zu machen oder sich zumindest ein Hobby zu suchen. Doch Simon hatte Chloes Highschoolzeit miterlebt und wusste, was sie von diesen drei ätzenden Mädchen hatte ertragen müssen. Darum konnte er Chloe verstehen. Er konnte nachvollziehen, dass ihre Therapie darin bestand, zu dem Treffen zu gehen und den Dreien zu zeigen, wie erfolgreich sie war.
Deshalb hatte er sie auch dazu überredet.
Und Chloe war bereit, ihren Dämonen ins Gesicht zu sehen. In dieser Hinsicht war er stolz auf sie. Schon immer hatte er gewusst, dass es ihr nicht an Mut mangelte. Oder an Pfiffigkeit. Oder an irgendetwas anderem. Sie war es, die an sich zweifelte, nicht er.
Doch er wünschte, sie würde sich ihrer Vergangenheit so stellen, wie sie war. Sie brauchte sich nicht zu verändern, geschweige denn zu verbessern.
Natürlich freute es ihn, dass sie gesünder aß und mehr Sport trieb. Aber ihre Gründe dafür gefielen Simon nicht. Genau wie die Gründe dafür, dass er die Party schmiss, ihm nicht gefielen. Er machte es für Chloe, weil sie seine Freundin war, und doch hoffte er, dass aus dem möglichen Flirt mit Trevor nicht mehr werden würde. Das machte ihn nicht zu dem Freund, der er zu sein vorgab.
Die Krawatte saß überhaupt nicht. Simon lockerte sie und band sie neu.
„So gut sieht er auch wieder nicht aus“, brummte er. Wem machte er etwas vor? Trevor sah super aus. Ein Adonis in Armani.
„Ich möchte nicht, dass er ihr wehtut“, sagte er zu seinem Spiegelbild.
Und er hatte Angst, dass genau das passieren würde, obwohl sie ihm versichert hatte, dass sie sich nicht ernsthaft für Trevor interessierte, ihn einfach nur attraktiv fand und mit ihm angeben wollte, damit die anderen Frauen, insbesondere drei ganz bestimmte, grün wurden vor Neid. Er stellte sich vor, wie Chloe und Trevor die alte Sporthalle betraten. Sie würden miteinander tanzen und lachen. Vielleicht küssten sie sich. Chloe bekäme diesen verträumten Gesichtsausdruck, und die anderen Frauen würden sich seufzend ausmalen, wie gut dieser Mann im Bett sein mochte.
Als ihm der Knoten ein zweites Mal missglückte, warf Simon die Krawatte beiseite und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes.
Er seufzte. „Das wird ein sehr langer Abend.“
Gerade, als er sein Schlafzimmer verließ, klingelte es. Seine Haushälterin öffnete. Es war Chloe. Ihr Trenchcoat war nass, und von ihrem geschlossenen Regenschirm tropfte Wasser auf den Fußboden.
„Es regnet wie aus Eimern“, sagte Chloe. „Ich habe schon gedacht, ich müsste mit dem Boot kommen.“
Simon sah aus dem regennassen Fenster. Laut Wettervorhersage sollte das Unwetter inzwischen nachgelassen haben, aber es sah nicht so aus, als würde es weniger werden. Das war sicherlich eine Art Omen – ob ein gutes oder ein schlechtes, wusste er nicht.
„Die Party fängt erst in einer Stunde an“, erinnerte er sie.
„Ich weiß, aber ich dachte, ich komme lieber etwas früher.“ Sie deutete auf ihr Haar. „Ich habe es extra geglättet. Davon sieht man nichts mehr, oder?“
Ihr Haar hatte sich in ein Gewirr von Korkenzieherlocken verwandelt – mit anderen Worten, es sah wundervoll aus. Er liebte es, wenn es sich so kringelte, aber er wusste, dass er das besser nicht sagte. Er wusste, dass er am besten überhaupt nichts sagte. Also machte er ein gleichgültiges Gesicht und gab nur ein Geräusch von sich, das man auf vielerlei Weise deuten konnte.
„Ich habe sicherheitshalber mein Glätteisen mitgebracht.“ Dem kleinen Koffer nach zu urteilen, den sie mitgebracht hatte, war das Glätteisen nicht das einzige Utensil.
„Du hättest dich auch gleich hier fertigmachen können, dann hättest du es dir sparen können, dein Haar zweimal zu glätten.“
„Nächstes Mal.“
Diese zwei Worte ließen ihm einen heißen Schauer der Vorfreude über den Rücken laufen. Um diesen zu vertreiben, ging er zu der Bar, die er in der Ecke aufgebaut hatte, und mixte sich einen Gin Tonic.
Chloe gesellte sich zu ihm. „Was
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