Julia Extra Band 348
sie so mit? Er bedeutete ihr nichts. Seine Meinung bedeutete ihr nichts.
Er war ein niemand. Von ihren Bodyguards ließ sie sich doch sonst nicht reizen, warum also von ihm?
Es war eine Wohltat, das enge Kleid auszuziehen und in den kuscheligen Pyjama zu schlüpfen. Die drolligen Weihnachtswichtel auf dem Stoff heiterten sie auf. Sie hatte ihn gekauft, weil er niedlich aussah und herrlich wärmte.
Veronica ging ins Bad und schminkte sich ab, dann kehrte sie zum Bett zurück und schlug die Tagesdecke auf. Etwas Schweres hatte zwischen den Zierkissen gesteckt und fiel jetzt in die Mitte des Bettes. Als sie das Zimmer vor ein paar Stunden verlassen hatte, war ihr dieser Gegenstand nicht aufgefallen.
Neugierig hielt sie die Kerze hoch.
Zuerst konnte sie nicht erkennen, was es war. Dann schnappte sie nach Luft. Sie wollte schreien, brachte aber keinen Laut hervor. Schließlich gelang es ihr. „Raj. Raj. Raj!“
Endlich sprang die Tür auf, und er war bei ihr. Besorgt sah er sie an. Er sprach mit ihr, fragte, ob sie verletzt sei.
Sie schüttelte den Kopf, wandte sich ab. Den Anblick von diesem … Ding würde sie kein zweites Mal ertragen.
Als er erkannte, was es war, stieß er einen Fluch aus.
Dann ging er kurz in die Knie und hob sie hoch. Sie protestierte nicht. Im nächsten Moment lief er mit ihr aus dem Zimmer. Sie vergrub den Kopf an seiner Brust und ließ den Tränen freien Lauf.
4. KAPITEL
Sein Kopf reagierte professionell, doch sein Körper nahm die Nähe der Frau, die sich an ihn schmiegte, durchaus wahr. Raj trug Veronica ins Wohnzimmer, wo er sie auf die Couch legen wollte, aber sie hielt seinen Hals so fest umklammert, dass er sich zusammen mit ihr hinsetzte.
Während er telefonierte, hielt er sie fest. Er kochte vor Wut. Auf dem Bett hatte eine Babypuppe gelegen. Jemand hatte ihr die Augen ausgestochen und den Körper mit roter Farbe beschmiert.
Irgendwer hatte Veronica eine Botschaft zukommen lassen. Eine hässliche, grausame Botschaft, die sie ungeheuer aufzuregen schien.
Ganz gleich, was er von ihr halten mochte – das hatte sie nicht verdient.
Schnell alarmierte er die Mitarbeiter seines Sicherheitsteams. Die gesamte Hotelsuite musste nach weiteren Spuren abgesucht werden, bevor Veronica hier die Nacht verbringen konnte.
Kurz überlegte er, sie in ein anderes Hotel zu bringen, aber er war sich nicht sicher, ob nicht einer ihrer Bediensteten hinter der Sache steckte. In diesem Fall würde auch ein Hotelwechsel nicht helfen. Zuerst musste er alle Menschen aus ihrer näheren Umgebung verhören.
Er beendete das Gespräch und legte das Handy auf die Couch. Veronica hatte das Gesicht an seiner Brust vergraben. Sie trug einen Pyjama mit Weihnachtswichteln – nicht gerade das, was er erwartet hatte, als er in ihr Zimmer gestürmt war.
Vorhin hatte er sich große Sorgen gemacht. Als er ihren Hilferuf hörte, hatte er nicht gewusst, was er im Zimmer vorfinden würde. Allerdings hatte er mit Schlimmerem gerechnet. Jemand hatte die Babypuppe zwischen die Zierkissen gestopft. Als Veronica die Tagesdecke weggezogen hatte, musste sie herausgerutscht und aufs Bett gerollt sein.
In Zukunft würde er ihr Schlafzimmer gründlich absuchen müssen.
Noch immer hielt sie sich an ihm fest, aber langsam schien ihr die Situation unangenehm zu werden, denn ihr Körper verkrampfte sich.
Sie war nicht gern von anderen Menschen abhängig. Deshalb hatte sie sich geweigert, seine Hilfe anzunehmen, das war ihm sofort klar gewesen.
Wenige Augenblicke später richtete sie sich auf. Zu gern hätte er sie länger in seinen Armen gehalten, doch er ließ sie los. Nichts hatte sich zwischen ihnen geändert. Sie war immer noch verzogen, selbstsüchtig und zerstörerisch.
Er erfüllte lediglich seine Pflicht, mehr nicht.
Sie sprang auf, drehte ihm den Rücken zu und wischte sich mit dem Pyjamaärmel über das Gesicht. Bei dem Anblick krampfte sich sein Herz zusammen. Aber er war ein Profi und würde völlig emotionslos bleiben. Wenn er sich alles zu Herzen nehmen würde, hätte er seinen Job längst aufgeben müssen.
„Was hat das zu bedeuten, Veronica?“
Sie zuckte hilflos die Schultern. „Ich wünschte, ich wüsste es.“
Eigentlich hätte er sie gern mit weiteren Fragen verschont, aber er musste jedem noch so kleinen Hinweis nachgehen. Schließlich konnte ihr Leben davon abhängen. „Wollen Sie mir nicht sagen, worum es geht?“
„Ich möchte nicht darüber reden.“ Sie ließ die Schultern sinken. „Aber
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