Julia Extra Band 348
königliche Würde aus. „Es wäre nicht richtig, Raj. Wenn wir jetzt miteinander schlafen würden, würdest du danach trotzdem aus meinem Leben verschwinden.“
„Aber ich will dich doch“, sagte er verzweifelt. „Ich könnte ab und an nach Aliz kommen. Du wirst selbst viel auf Reisen sein, aber wir könnten immerhin ein paar Tage zusammen verbringen …“
Traurig schüttelte sie den Kopf. Ihr üppiges Haar begann langsam zu trocknen. Sie war so wild und schön wie Goa. Zu gern wollte er sie besitzen, aber er wusste, dass sie auf sein Angebot nicht eingehen würde.
„Das reicht mir nicht“, sagte sie leise.
„Mehr kann ich dir nicht geben.“ Gern hätte er ihr gegeben, was sie sich vom Leben wünschte. Doch er war sich sicher, dies nicht zu können.
Ihre Augen blickten traurig. „Es gibt Frauen, die für den Mann, den sie lieben, jedes Leben auf sich nehmen würden. Bei mir ist es anders. Ich habe einmal etwas verloren, das mir lieb war, und habe es verschmerzt. Ich werde auch dich verschmerzen.“
Wollte sie damit sagen, dass sie ihn liebte?
Der Gedanke ließ ihn verstummen. Aber er brauchte auch nichts mehr zu sagen.
Sie kam ihm zuvor. „Lebewohl, Raj.“
Die Tage vergingen, bald waren drei Wochen um, aber der Schmerz, Raj verloren zu haben, war noch immer so groß wie an jenem Tag in ihrem Schlafzimmer.
Veronica saß an ihrem Schreibtisch und stützte das Kinn auf die Hände. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen, aber sie hatte in Aliz wieder für Ordnung gesorgt.
Langsam erholte sich das Land. Die Wirtschaft war schon etwas stabiler, und erste Investoren hatten sich angesiedelt. Mehr konnte sie nicht verlangen.
Ihr Blick wanderte zu dem Efeukranz mit den roten Schleifen, der über dem Kamin hing. Weihnachten stand vor der Tür, aber sie hatte keinerlei Vorkehrungen getroffen. Es gab niemanden, für den sie Geschenke kaufen oder Plätzchen backen konnte. Niemanden, mit dem sie vor dem Tannenbaum sitzen würde. Wahrscheinlich hätte sie nicht einmal einen Baum gehabt, hätten ihre Mitarbeiter ihr nicht aus alter Gewohnheit einen hingestellt.
Der Baum mit den roten und goldenen Sternen stand in ihren Privaträumen. Als sie daran vorbeiging, musste sie an ihr Baby denken. Es wäre jetzt acht Monate alt und würde Weihnachten noch nicht verstehen. Dennoch hätte es bestimmt seine Freude an den vielen Lichtern und dem bunten Geschenkpapier gehabt.
In solchen Momenten ließ Veronica den Tränen freien Lauf. Zwar tat der Gedanke an das Baby immer noch weh, aber zumindest gab sie sich selbst nicht mehr die Schuld an der Fehlgeburt.
Das hatte sie Raj zu verdanken.
Ihr Handy klingelte. Erwartungsvoll sah sie auf das Display. Es war nicht Raj, obwohl sie im Stillen immer noch hoffte, er würde sie anrufen.
„Hallo Brady“, sagte sie, als sie das Gespräch annahm.
„Hallo“, hörte sie die Stimme ihres Freundes. „Wie geht’s dir? Es ist schon eine Weile her. Ich wollte mal nach dem Rechten sehen.“
„Mir geht’s gut. Und dir?“, erwiderte sie.
„Alles bestens. Was machst du Weihnachten?“
„Nichts Besonderes. Ich muss ein Land regieren, falls du das schon vergessen hast.“
„Vielleicht kannst du für ein, zwei Stunden eine kleine Pause einlegen. Komm doch morgen Abend ins Grand Hotel. Ich feiere dort eine Party.“
„Im Grand Hotel von Aliz?“, fragte Veronica verwundert. Es war das älteste und beste Hotel des Landes gewesen, hatte allerdings in der Krise erheblich gelitten. Dass es überhaupt noch geöffnet hatte, grenzte nahezu an ein Wunder.
„Ja, Aliz ist ein wunderschönes Land und braucht unsere Unterstützung. Ich habe ein paar Freunde eingeladen, um mit uns hier Weihnachten zu feiern.“
Eine Welle der Dankbarkeit erfasste Veronica. Auf ihren treuen Freund war immerhin Verlass. Aber … „Mit uns? Bist du nicht allein gekommen?“
„Susan und ich sind heute Morgen eingetroffen.“
„Susan?“, fragte Veronica verwundert.
„Die Frau, mit der ich den Rest meins Lebens verbringen will“, sagte er begeistert.
„Als wir uns in London getroffen haben, warst du noch Single. Was ist geschehen?“
„Ich weiß, es klingt verrückt, aber es war Liebe auf den ersten Blick.“
Freudig hörte sie sich an, was Brady zu erzählen hatte. Susan war Tierärztin. Er hatte sie kennengelernt, als sie beide am Straßenrand gehalten hatten, um sich um einen verletzten Hund zu kümmern.
„Bist du also morgen dabei?“, fragte er am Ende des
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