Julia Extra Band 348
Gesprächs.
„Natürlich bin ich dabei. Ich muss sie unbedingt kennenlernen.“
Als sie den Hörer auflegte, fühlte Veronica sich glücklicher als in den Wochen zuvor. Auch wenn es in ihrem Privatleben nicht gerade rosig aussah, so hatte doch immerhin ihr Freund sein Glück gefunden. Und er war hergekommen, um ihr und Aliz seine Unterstützung zu zeigen.
Am nächsten Tag war Heiligabend. Veronica musste lediglich ein paar Anrufe erledigen. Ihre Mitarbeiter hatten frei, sie war allein im Präsidentenpalast. Den Rest des Tages schaute sie sich das Weihnachtsprogramm im Fernsehen an, dann machte sie sich für Bradys Party fertig. Er hatte eine förmliche Einladung geschickt und sie vorgewarnt, dass bei ihrer Ankunft Fernsehteams warten würden.
Da sie wusste, dass man von ihr einen glamourösen Auftritt erwartete, wählte sie ein rotes trägerloses Kleid, dessen Farbe bei jedem Schritt schillerte. Unterhalb der Taille ergoss sich der Stoff zu einem weiten schwingenden Rock. Ihr Erscheinungsbild rundeten ein silberner Schal, eine silberne Handtasche und glitzernde High Heels ab.
Ein Bodyguard im Smoking öffnete die Tür der Limousine, als sie aus ihrem Privateingang trat. Dann setzte er sich neben sie in den Fond, und sie fuhren los.
Vor dem Grand Hotel hatte sich eine Gruppe Reporter versammelt, und Veronica gab ihr Bestes, möglichst glamourös und glücklich zu wirken. Sie winkte in die Kameras und warf sich lächelnd in Pose, bevor sie das Hotel betrat. Brady wartete bereits, eine zierliche Frau an seiner Seite. Veronica umarmte beide, nachdem Brady sie einander vorgestellt hatte.
Susan war eine sympathische Frau, und Veronica unterhielt sich angeregt mit Bradys neuer Liebe. Die hübsche Frau wirkte natürlich und überhaupt nicht affektiert.
Sie gingen zu dem alten Ballsaal, und Veronica blieb am Eingang stehen, um die ganze Pracht in sich aufzunehmen. Der große Saal war wunderschön geschmückt: grüne Mistelzweige, flackernde Kerzen, rote und goldene Schleifen. Zwar blätterte der Putz stellenweise von der Wand und die Farbe hätte hier und da einen neuen Anstrich vertragen, aber wenn mehr solcher Feste stattfinden würden, wäre der alte Glanz bald wiederhergestellt. Dutzende Gäste standen am gigantischen Buffet, andere unterhielten sich an den festlich gedeckten Tischen.
„Herzlichen Dank“, sagte Veronica und drückte Bradys Arm, als dieser ihr ein Glas Champagner brachte.
„Wofür?“
„Dafür, dass du in meinem Land feierst. Damit wirst du ein Zeichen setzen.“
Er lächelte sie an, dann fixierte sein Blick einen Punkt hinter ihrem Rücken. „Vielleicht bist du nicht mehr so begeistert, wenn du mitbekommst, wen ich mitgebracht habe.“
Sie musste ihrem Freund nur einen Moment in die Augen schauen und schon wusste sie, wer hinter ihr stand. Langsam drehte sie sich um.
Wie immer war er atemberaubend attraktiv. Auch wenn das Wiedersehen schmerzte, freute sie sich doch ein wenig.
„Dass du dich auch immer einmischen musst!“, sagte sie zu Brady.
„So bin ich nun einmal“, erwiderte er, gab ihr einen Kuss auf die Wange und verschwand.
Raj lächelte sie an, und sie schmolz dahin. Es bedurfte einer größeren Anstrengung, ernst zu bleiben.
„Hallo, Veronica.“
„Warum bist du hergekommen?“
Er lachte, und sein Lachen klang so warm. Wie sehr sie ihn vermisst hatte!
„Deine Direktheit hat mir gefehlt“, sagte er. „Du weißt gar nicht, wie erfrischend die ist.“
Ihr Herz schlug wie wild. „Wenn du mir zu verstehen geben willst, dass nach mir andere Frauen keine echte Herausforderung mehr sind, spar dir bitte die Mühe. Ich will es nicht hören.“
Verwirrt schaute er sie an. „Das wollte ich nicht andeuten.“
Sein Anblick machte ihr schmerzhaft bewusst, wie einsam sie sich in den letzten Wochen gefühlt hatte. „Ich kann hier nicht stehen und so tun, als sei nichts gewesen. Also, Raj, entschuldige mich bitte.“
Sie musste fliehen, bevor sie vor allen Menschen die Haltung verlor und ihn beschimpfte, er sei ein Schuft, weil er sie nicht ebenfalls lieben wollte. Bevor sie aller Welt zeigte, was für eine bedauernswerte Person sie war, weil sie ihn noch immer liebte und sich fast schon mit den Brosamen begnügen wollte, die er ihr hinwarf, nur um noch eine einzige Nacht mit ihm zusammen zu sein.
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte sie sich um und eilte davon. Als sie die Eingangshalle erreichte, zögerte sie einen Augenblick, bevor sie die Damentoilette
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