Julia Extra Band 356 - Ebook
wollte.
Und wenn ein Mann eine Frau wollte … Eine Vorstellung, die ihr den nächsten Schock versetzte.
„Belleza“ , murmelte Carlos rau an ihren Lippen, bevor er seinen Mund über ihre Wange, ihr Kinn, ihren Hals wandern ließ.
„Diablo …“ Nur sein Nachname kam ihr über die Zunge, der Nachname, der so viel besser zu ihm passte als einfach nur Carlos. Diablo, der Teufel … Denn er besaß die gleiche Macht zu verführen und verlocken wie der Fürst der Finsternis. Nur allzu leicht könnte die sinnliche Versuchung sie vom Pfad der Vernunft abbringen und in eine neue Richtung ziehen, hin zu einem wilden, kühnen Abenteuer. Es wäre die Chance, eine Frau zu werden, die sie nie gewesen war.
Wie war es möglich, dass sie dreiundzwanzig Jahre alt geworden war und niemals zuvor solche Empfindungen verspürt hatte? Wie hatte sie sich einbilden können, verliebt zu sein, wenn sie doch nie so gefühlt hatte? Carlos’ Mund stellte magische Dinge mit ihren Sinnen an, vertrieb die Kälte aus ihrem Mark und brachte ihr Blut zum Sieden. Es war alles, was sie sich immer erträumt und nie erfahren hatte. Sie wollte mehr davon, viel mehr …
Genau in diesem Moment rollte Donnergrollen direkt über ihren Köpfen hinweg. Der Himmel öffnete seine Schleusen und schickte einen eiskalten Regenschauer auf sie herunter, der sie innerhalb von Sekunden bis auf die Haut durchnässte.
„Infierno!“ Fluchend riss Carlos den Mund von ihrem los. „Sehen wir zu, dass wir von hier verschwinden.“
Er packte Martha beim Arm und zog sie zum Motorrad. Unzeremoniös setzte er ihr den Helm auf das jetzt herunterhängende Haar, schwang ein Bein über den Sattel und ließ der Motor an. Martha überlegte nicht länger, kletterte hinter ihm auf den Sitz und rückte eng an seinen Rücken.
„Wenn du mit mir kommen willst, halt dich gut fest!“, rief er ihr über die Schulter zurück zu, die Worte im heulenden Wind kaum zu verstehen.
Wenn du mit mir kommen willst. Marthas Herz setzte einen Schlag lang aus, als sie seine Worte überdachte.
Natürlich würde sie mit ihm gehen. Nicht nur gab Carlos Diablo ihr die Möglichkeit, von hier wegzukommen, er bot ihr auch das Versprechen auf ein völlig anderes Leben. Ein Leben voller Abenteuer, vor dem ihr vor wenigen Tagen noch gegraust hätte. Doch jetzt … sie wollte ihr altes Leben hinter sich lassen und zu der Frau werden, die sie bei Carlos’ Kuss tief in sich zum Leben hatte erwachen spüren.
„Bereit?“, fragte er sie.
Zwar wusste sie, dass er es nicht sehen konnte, dennoch nickte sie wild. „Und wie!“, sagte sie laut und schlang die Arme um seine Hüften.
Sie wusste nicht, wohin die Fahrt gehen würde, wusste nur, dass die Zukunft vor ihr lag. Eine Zukunft, die ihr allein gehörte. Vorsicht und Vernunft gehörten von nun an der Vergangenheit an. Da draußen gab es eine große Welt, die es zu entdecken galt.
3. KAPITEL
Es wurde die wildeste Fahrt ihres Lebens, Martha meinte zu fliegen. Carlos lenkte das schwere Motorrad mit souveräner Sicherheit durch den Regen, und Martha schwirrte der Kopf vor euphorischer Aufregung.
Sie hätte nicht sagen können, ob sie Minuten oder Stunden über die Straßen gebraust waren, doch plötzlich begann das Motorrad zu rucken und zu stottern. Carlos bremste die Maschine vorsichtig ab und ließ sie am Straßenrand auslaufen.
„Was stimmt denn nicht?“, fragte Martha, als er mit gerunzelter Stirn auf den Motor lauschte.
„Heute werden wir wohl nicht mehr weit mit dem Motorrad kommen. Das sollte sich besser eine Werkstatt ansehen.“
„Oh nein.“ War ihr Aufbruch in ein neues Leben etwa schon zu Ende? Martha machte sich nicht die Mühe, die Enttäuschung zu verbergen. Ein liegen gebliebenes Motorrad würde ihre aufregende Zukunft zunichtemachen, noch bevor diese überhaupt angefangen hatte.
Carlos schaute sich um. Sie hatten es bis zum Rand einer kleinen Stadt geschafft. „Hier wird es sicherlich einen Bahnhof oder eine Busstation geben … irgendein Transportmittel, mit dem du weiterkommst.“
Nun, das wäre die vernünftige Lösung gewesen, und die alte Martha wäre darauf eingegangen. Die neue Martha jedoch wollte nicht vernünftig sein, sondern etwas riskieren.
„Es wird doch schon dunkel. Ich glaube, ich bin weit genug von dem entfernt, was der größte Fehler meines Lebens geworden wäre. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich könnte eine Pause gebrauchen. Hier gibt es bestimmt irgendwo ein kleines Hotel.“
„Du willst
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