Julia Extra Band 356 - Ebook
hatte, schlug sein Puls immer noch wie wild. Er brauchte nur an den Geschmack ihres Mundes zu denken … oder an ihre seidene Haut, und er musste angestrengt an sich halten. Sobald er die Lippen um die harten Spitzen ihrer Brüste geschlossen hatte, war er nicht länger in der Lage gewesen, einen klaren Gedanken zu fassen, war nur beherrscht gewesen von dem verzehrenden Hunger, der ihn schier verbrannt hatte. Wie hätte er da irgendwelche logischen Schlüsse ziehen sollen, ob sie noch unberührt war oder nicht?
Noch nie hatte er eine Frau so sehr begehrt wie diese Miss Jones. Wohl vor allem deshalb, weil sie in ihm nur Carlos Diablo sah. Sie hatte auf ihn als Mann reagiert. Sie ahnte nichts von seiner Herkunft, wusste nichts über den Reichtum, der damit verbunden war.
Und auch jetzt konnte er nicht klar denken. Denn nicht nur hatte er so komplett die Beherrschung verloren, war so völlig überwältigt gewesen, dass er sein oberstes Prinzip gebrochen hatte, nein … jetzt musste er sich auch noch damit auseinandersetzen, dass in der Hitze der Leidenschaft das Kondom gerissen war. Hinter seinen Schläfen begann es schmerzhaft und unerbittlich zu pochen, wenn er an die möglichen Konsequenzen dachte.
Als kleiner Junge, nachdem sein Vater gestorben und seine Mutter einfach gegangen war und ihn zurückgelassen hatte, da hatte er immer wieder den gleichen Albtraum gehabt. Er hatte im Bett gelegen, und die Wände waren auf ihn zugekommen, hatten ihn einquetschen wollen, bevor er im letzten Moment weinend aufgewacht war. Genau so fühlte er sich jetzt, obwohl er weder ein kleiner Junge war noch schlief … Das letzte Mal, als er dieses Gefühl gehabt hatte, da war er achtzehn gewesen, und Ella … Noch eine verdammte Jungfrau …
„Wieso hast du nicht geglaubt, dass ich noch Jungfrau bin?“, unterbrach Martha mit ihrer Frage seine unliebsamen Erinnerungen.
„Du warst verlobt. Heutzutage warten die wenigsten Paare mit den Intimitäten bis zur Hochzeitsnacht. Du hattest Kondome in deiner Handtasche. Und du hast dich nicht wie eine Jungfrau benommen. Ich hätte nie vermutet, dass …“
„Und wenn du es vermutet hättest?“
Dann hätte er sie nicht angerührt. Er hätte sie in den Zug oder in einen Bus gesetzt, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte, und wäre weitergezogen. Hätte die Freiheit ausgekostet, die er so nötig brauchte. Diese Freiheit durfte nicht aufs Spiel gesetzt werden für eine vorübergehende sexuelle Anziehungskraft, so stark sie auch sein mochte. Schon jetzt konnte er spüren, dass es schon wieder in seinem Blut zu brodeln begann, sein Körper verlangte nach einer weiteren Dosis des soeben erfahrenen Vergnügens. Doch der Preis für dieses Vergnügen war schlicht zu hoch.
Er fühlte sich wie in einer Falle, das Atmen fiel ihm schwer. Am schlimmsten jedoch war das Wissen, dass es seine eigene Schuld war. Selbst mit achtzehn hatte er mehr Selbstbeherrschung gehabt. Er war so von der Lust nach dieser Frau besessen gewesen, dass er die bitteren Lektionen aus der Vergangenheit komplett vergessen hatte, für sie war kein Raum in seinem Kopf gewesen.
Jetzt jedoch hatten seine Gedanken sich wieder geklärt.
„Ich schlafe nicht mit Jungfrauen. So einfach ist das.“
War Martha vorher kalt gewesen, so verwandelte sich ihr Inneres bei seiner harschen Erklärung in einen Eisblock. Noch immer summte der Nachhall der Leidenschaft in ihrem Körper, doch für Carlos war es ganz offensichtlich nicht so.
… vielleicht erregt mich ja der Gedanke an das Geld … da hat man das Gefühl, mit einem Pferd zu schlafen …
All die alten Ängste stürzten mit Wucht auf sie ein. Sie war eine Enttäuschung für Carlos gewesen. Ihre Unerfahrenheit hatte ihn abgestoßen. „Und warum nicht?“ Selbst für ihre Ohren klang ihre Stimme fremd.
„Jungfrauen klammern.“ Sein Ton war genauso kalt und leblos wie seine Augen. Offensichtlich sprach er aus Erfahrung.
„Und du willst niemanden, der klammert, richtig?“
Sein knappes Nicken war Antwort genug. „Ich sagte es dir doch schon: bis hierher und nicht weiter. Keine Bindungen, nichts Langfristiges. Das ist nicht das, was Jungfrauen sich erträumen. In deren Augen glänzen Sterne, sie warten auf Prinz Charming, mit dem sie glücklich bis ans Lebensende sind.“
Nun, diese Jungfrau nicht. Martha war versucht, ihm die Worte entgegenzuschleudern. Sie war heute schon einmal eines Besseren belehrt worden. Sie hatte die Lektion gelernt, sie brauchte keine
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