Julia Extra Band 356 - Ebook
weiteres Betterlebnis, nicht mehr und nicht weniger. Wahrscheinlich eher weniger. Würde ein Mann wie er nicht eine Bettpartnerin vorziehen, die ebenso erfahren war wie er? Eine Frau, die mit ihm mithalten konnte, und nicht eine vollkommen Unschuldige, die aus dem Staunen über die eigenen Empfindungen gar nicht mehr herauskam und bei ihrem ersten Orgasmus fast in Ohnmacht gefallen wäre?
„So kann man es auch ausdrücken.“ Es war die quälende Unsicherheit, die die Worte über ihre Lippen zwang. Sie wusste, dass sie einen Fehler begangen hatte, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte. „Aber mir wäre aufgefallen, wenn du dich gewehrt hättest.“
Carlos stieß zischend die Luft durch die Zähne. Seine Reaktion ließ ihre Nerven nur noch angespannter werden. Ihr lag ein Stein im Magen.
„Du hast recht …“ Abrupt schwang er die Beine aus dem Bett und setzte sich auf. Den Rücken ihr zugewandt entfernte er das Kondom und entsorgte es im Abfalleimer. „Ich habe mich nicht gewehrt, und das war mein größter Fehler.“
Wütend über sich selbst, schüttelte er den Kopf, während Martha gedankenverloren an ihrer Unterlippe knabberte. Sie fragte sich, ob ihm bewusst war, wie weh es tat, dass er das, was zwischen ihnen passiert war, so kalt beschrieb – diesen gleißend strahlenden Moment, diesen so besonderen Augenblick, den sie miteinander geteilt hatten. Die märchenhafte, wunderbare Art, auf die sie ihre Unschuld verloren hatte, tat er nun als seinen „größten Fehler“ ab.
„Ich wollte es so …“ Sie würde ihn nicht die Verantwortung dafür übernehmen lassen. Auf gar keinen Fall würde sie zulassen, dass die für sie traumhafte Erfahrung auf eine Frage von „Schuld“ reduziert würde. Soweit es sie betraf, konnte von „Schuld“ keine Rede sein. Sie waren beide erwachsen, beide waren sie einverstanden gewesen. „Und du wolltest es auch.“
„Ich weiß sehr gut, dass du es wolltest.“ Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, massierte sich die Stirn. „Das hast du deutlich durchblicken lassen.“ Er schob die Finger in sein Haar.
Martha starrte auf seinen breiten Rücken und wusste nicht, wie sie seine Reaktion zu verstehen hatte. War es Ärger oder Abscheu? Und für wen? Oder war er einfach nur wütend auf sich, weil er komplett die Kontrolle verloren hatte? Und wie sollte sie mit ihm reden können, wenn er ihr noch immer den Rücken zukehrte? Sie konnte nicht einmal sein Gesicht sehen, konnte nicht in seinen Augen lesen.
„Das Problem ist, ich habe mir eine Regel gesetzt. Du hast mich dazu gebracht, sie zu brechen.“
„Eine Regel?“, murmelte sie. „Was für eine Regel denn?“
Ihre Frage brachte ihn dazu, sich in Bewegung zu setzen. Er sprang auf und schwang zu ihr herum. Seine grimmige Miene ließ sie zusammenzucken, das Blut gefror ihr in den Adern.
„Du warst noch Jungfrau.“ Er spie die Worte regelrecht aus, als wäre es der schlimmste Vorwurf, den man sich vorstellen konnte. Seine Miene war verschlossen, seine Augen blickten kalt und ausdruckslos, und seine zusammengepressten Lippen und das harte Kinn zeigten deutlich, wie angestrengt er sich beherrschte.
„Und das kam als Überraschung für dich?“ Sie fühlte sich, als hätte jemand einen Eimer kalten Wassers über sie gegossen. Das sinnliche Glühen, das sie vorhin noch gewärmt hatte, erlosch abrupt. Mit einem unangenehm harten Ruck landete sie zurück in der Wirklichkeit. „Hast du das Kleid nicht gesehen? Den Schleier?“ Ihre Hände zitterten, als sie auf die weiße Seide auf dem Boden deutete. „War das etwa nicht eindeutig genug für dich?“
„Frauen tragen Weiß zu ihrer Hochzeit, selbst wenn es alles andere als angebracht ist.“
„Und deshalb hast du also nicht geglaubt, was deutlich lesbar auf dem Etikett zu lesen stand?“, fragte sie scharf. Bittere Enttäuschung ließ sie Zuflucht in Spott nehmen.
„Qué?“ Carlos runzelte die Stirn. Er verstand nicht, was sie meinte.
„Du hast nicht wirklich geglaubt, dass ich das Recht hatte, Weiß zu tragen?“
Es war kaum der richtige Zeitpunkt, um zuzugeben, dass, als er den Spitzenvolant von ihrem Kleid abgerissen hatte, ihm ihr Parfüm direkt zu Kopf gestiegen war – und in andere Teile seiner Anatomie gefahren war. Oder dass ihm ihr prächtiger Körper Verheißungen von verlockender Sinnlichkeit zugeflüstert hatte, noch bevor er überhaupt das Geringste von ihr gewusst hatte. Nach der wilden Leidenschaft, die er mit ihr erfahren
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