Julia Extra Band 358
völlig ablegte.
Als er sich zu ihr umdrehte, um ihr die Pizzaschachtel zu geben, und sie den Ausdruck in seinen Augen bemerkte, verspürte sie sofort Schuldgefühle. „Ich habe beschlossen, dir Unterricht im Entspannen zu geben.“
„Wenn du darunter Schaumbäder und Duftkerzen verstehst, vergiss es.“
Spielerisch boxte sie ihn in den Arm. „Spotte nicht über Dinge, die du noch nie ausprobiert hast.“
Daniel betrachtete seinen Arm. „Das hast du dir schon seit Jahren gewünscht, stimmt’s?“
„Du ahnst gar nicht, wie sehr.“
Nun nahm er ihre Hand und strich mit dem Daumen über die Fingerknöchel. Sofort wurde ihr heiß. Daran hatte sie sich schon fast gewöhnt. Womit sie allerdings schwerer umgehen konnte, war die Botschaft, die sie in seinen blauen Augen zu erkennen glaubte.
Ich werde auf dich aufpassen , lautete diese.
Das gefiel Jo überhaupt nicht. Sie konnte gut auf sich selbst aufpassen.
Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, hob er ihre Hand dann an die Lippen und küsste sie. Fasziniert betrachtete Jo ihn dabei. Schließlich lächelte er sie an.
Wo hatte dieser Danny sich die letzten fünfeinhalb Jahre nur versteckt?
Sie erwiderte gerade sein Lächeln, als ihr Telefon klingelte. Schnell nahm sie es aus der Tasche ihres Kleids und runzelte die Stirn, als ihr Blick aufs Display fiel. So ein Mist! Nicht jetzt.
„Hallo, Stu … Nein, gut, dass du Bescheid sagst.“ Aus den Augenwinkeln sah sie zu Daniel. „Kannst du versuchen, ihn solange dazubehalten? Danke.“ Sie steckte das Telefon wieder ein. „Ich muss weg.“
„Ich komme mit.“
Ja, damit hatte sie gerechnet. Doch sie schüttelte den Kopf. „Heute ist dein freier Tag. Du sollst etwas Spaß haben.“
„Ich musste zwei Tage warten, bis du Zeit hast“, erinnerte er sie. „Du hattest vielleicht andere Vorstellungen davon, was wir machen, aber eigentlich wollten wir sie gemeinsam verbringen.“
Wieder verspürte sie Schuldgefühle. „Ich weiß.“
Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie oft er auf seinen wohlverdienten Schlaf verzichtet hatte, um sie treffen zu können. Jo beugte sich vor, um ihn flüchtig auf die Wange zu küssen, bevor sie aufstand. „Ich verspreche, es wiedergutzumachen, wenn ich zurück bin.“
„Netter Versuch.“ Nachdem er ihr den Pizzakarton abgenommen hatte, erhob er sich ebenfalls. „Ich fahre dich hin. Es geht schneller.“ Als sie widersprechen wollte, umfasste er ihre Taille. „Wollen wir wieder streiten?“
„Lieber nicht“, gestand sie leise.
Wie sehr sie seine Nähe genoss! Durch das Kleid spürte sie seine Körperwärme. Aber da sie sich nicht daran gewöhnen wollte, befreite sie sich aus seinem Griff.
„Je eher wir aufbrechen, desto schneller sind wir wieder da“, verkündete er.
Als er ihre Hand nahm, überlegte Jo fieberhaft, wie sie sich aus der Affäre ziehen konnte. Die Vorstellung, dass er noch mehr in ihr altes Leben eindrang, machte ihr Angst. Jack war der Schlüssel zu einer Tür, die sie auf keinen Fall öffnen wollte.
Dahinter befand sich die alte Jo, das unsichtbare, einsame Mädchen. Und obwohl sie sich nach Hilfe sehnte, wusste sie, wie riskant es war, sie anzunehmen. Schließlich wollte sie ihre Eigenständigkeit nicht verlieren. Deshalb durfte sie sich nicht an einen Mann wie Daniel anlehnen.
Ein ganz großer Fehler , meldete sich wieder die innere Stimme.
Ein Anflug von Panik überkam sie, als Jo Daniels Transporter sah. Etwas weiter die Straße entlang befand sich die nächste U-Bahn-Station.
„Danny …“ Als sie stehen blieben, um die Straße zu überqueren, versuchte Jo, Daniel ihre Hand zu entziehen. „Ich …“
„Ich weiß, du willst nicht, dass ich mitkomme.“ Während er seinen Griff verstärkte, drehte er sich zu ihr um. „Aber wenn ich ab und zu nachgeben soll, solltest du es auch tun.“
Sein tiefer Tonfall und der ernsthafte Ausdruck in seinen Augen vermittelten ihr das Gefühl, dass sie ihn im Stich ließ, wenn sie sich nicht anstrengte. Den Blick auf Daniels Brust gerichtet, runzelte sie die Stirn. Wenn es nicht um Jack gegangen wäre …
„Sieh mich an, Jo.“
Jo gehorchte.
„Wir fahren hin, du tust, was du tun musst, und danach machen wir uns einen schönen Tag.“
Aus seinem Mund klang es so einfach.
Dann neigte er den Kopf und küsste sie auf den Mundwinkel. „Mir fällt mindestens ein halbes Dutzend Dinge ein, die Spaß machen …“
Sie lächelte, als er sie auf den anderen Mundwinkel küsste, und spürte, wie ihr
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