Julia Extra Band 358
die Schultern. „Ich habe heute Abend ein heißes Date mit einer temperamentvollen Rothaarigen.“
Jo war clever genug, um nicht zu erwähnen, dass er ein Cop war. Aber der Täter durfte auf keinen Fall merken, dass sie einander kannten.
„Geben Sie ihm das Geld“, wies Daniel den Mann hinter dem Tresen an.
„Ich will kein Geld, sondern meinen Sohn !“, schrie der Täter.
Hätte Jo nicht in einem ganz normalen Überfall geraten können?
„Ich sagte doch schon, dass sie nicht hier ist“, erklärte der Mann hinter dem Tresen.
„Dann rufen Sie sie, damit sie ihn runterbringt.“ Mit dem Gewehr deutete der Täter nach oben. „Sofort!“
Daniel legte den Arm auf den Rücken und deutete mit dem Finger nach unten, um Jo zu verstehen zu geben, dass sie sich hinter ihn stellen sollte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie unmerklich den Kopf schüttelte.
Plötzlich waren in der Ferne Sirenen zu hören.
„Haben Sie die Cops gerufen?“, brüllte der Mann mit der Waffe.
Da dieser Laden bestimmt nicht über einen Alarmknopf verfügte, hatte vermutlich ein Zeuge 911 gewählt. „Sie können immer noch verschwinden“, sagte Daniel, woraufhin der Mann die Waffe wieder auf ihn richtete.
„Haben Sie die Polizei gerufen?“
„Bei meinem Strafregister?“
„Was haben Sie angestellt?“
„Ich deale.“ Daniel klopfte sich auf die Jackentasche. „Wenn Sie uns hier rausbringen, bevor die Cops eintreffen, bekommen Sie eine Gratisprobe.“
„Ich will mein Kind.“
„Tun Sie, was Sie tun müssen, aber ich verschwinde.“
„Niemand geht irgendwohin, solange ich mein Kind nicht habe.“
„Das hier ist eine Geiselnahme. Sie werden eine Sondereinheit schicken. Soweit ich weiß, fackeln diese Jungs nicht lange und schießen gleich.“ Als der Bewaffnete daraufhin zum hinteren Teil des Ladens blickte, machte Daniel einen Schritt auf ihn zu. „Verschwinden wir.“
„Sie werden uns fassen.“
Daniel machte einen weiteren Schritt. „Nicht wenn wir jetzt abhauen.“
„Ich brauche Zeit zum Nachdenken.“
Noch einen Schritt. „Ich gehe nicht wieder in den Knast.“
„Halten Sie die Klappe! Ich muss nachdenken.“
Als der Mann die Waffe durchlud, wusste Daniel, dass ihm die Zeit davonlief.
„Runter!“
Dann stürzte er sich auf den Mann, packte das Gewehr und richtete den Lauf nach oben. Konservendosen fielen scheppernd hinunter, als er es gegen ein Metallregal knallte. Einmal, zweimal, dann schrie der Mann vor Schmerz auf, bevor das Gewehr auf dem Boden landete. Nachdem Daniel es mit dem Fuß außer Reichweite gekickt hatte, warf er den Mann zu Boden und setzte ihn außer Gefecht, indem er ihm die Arme auf den Rücken drehte. Die ganze Aktion dauerte weniger als zehn Sekunden.
Nun blickte er zu Jo. „Alles in Ordnung?“
Sie nickte.
Sein Herz raste immer noch. Und dass sie sich nicht hingeworfen hatte, verstärkte seinen Zorn. Hatte sie nicht verstanden?
„Mir geht es auch gut“, ließ sich eine Männerstimme vernehmen.
„Raus hier, alle beide. Sofort!“ Wie betäubt wandte Daniel den Kopf und beobachtete, wie Jo einen Schritt auf ihn zu machte. „Ich meine es ernst, Jo“, warnte er sie. „Geh durch diese Tür, such den nächsten Streifenwagen, und bleib dort.“
Er hatte sie allein aus der Wohnung gehen lassen. Schlimmer noch, er hatte sie in den Laden geschickt . Wäre er nicht rechtzeitig hier gewesen, hätte womöglich ein Querschläger sie getroffen …
Daniel presste die Lippen zusammen und zwang sich, gleichmäßig zu atmen. Wenn sie ein gemeinsames Leben führten, würde es ständig Konflikte geben, weil Jo unabhängig sein und er sie beschützen wollte. Tatsache war, dass sie genauso wenig in seine Welt gehörte wie er in ihre.
Als er Schritte hörte, zog er seine Polizeimarke aus der Tasche und hielt sie hoch.
„Immer im Dienst, was?“
Daniel blickte auf. „Hallo, Dom.“
„Hallo, Danny“, begrüßte sein Kollege ihn grinsend.
Während ein anderer Polizist dem Täter Handschellen anlegte und ihn abführte, stand Daniel auf und ging zur Tür. Niemals hätte er für möglich gehalten, dass eines der Szenarien, die mit seinen Albträumen zusammenhingen, Wirklichkeit wurde …
Draußen auf der Straße versuchte er, Jo im Schein der Blaulichter auszumachen. Das Adrenalin pulste noch immer durch seinen Körper, und er sehnte sich danach, sie an sich zu ziehen und niemals wieder loszulassen. Aber als sie sich zu ihm umwandte, blieb er unvermittelt stehen.
Für eine Sekunde
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