Julia Extra Band 358
er sie am liebsten in seine Arme geschlossen hätte.
Wieder einmal missverstand Laura seine verhaltene Reaktion. „Ich gehe dann mal schlafen, wenn Sie nichts dagegen haben. Wir müssen ja beide morgen früh raus.“
Stumm nickte er und sah ihr nach, wie sie mit langsamen Schritten das Wohnzimmer verließ.
8. KAPITEL
Doch an Schlaf war nicht zu denken. In Lauras Kopf hämmerte es wie wild, und ihre Augen brannten vor Müdigkeit, aber die Ereignisse des Abends ließen sie nicht los. Sie sah auf die Uhr: schon halb zwei.
Ich bin doch jetzt in Sicherheit, sagte sie sich wieder und wieder. Es gibt keinen Grund, mit klopfendem Herzen wach im Bett zu liegen, ich muss jetzt schlafen, ich muss morgen früh aufstehen …
Es hatte keinen Zweck. Außerdem brauchte sie dringend eine Flasche Mineralwasser, ihre Kehle war staubtrocken. Es graute ihr davor, ins Wohnzimmer zur Minibar zu gehen, obwohl Gang Li jetzt keine Gefahr mehr für sie darstellte. Der Schreck saß ihr einfach zu tief in den Knochen.
Um ein Haar hätte dieser Mann sie vergewaltigt. Er hatte es geplant, er hatte sie begrapscht, und er hatte ihr bewusst wehgetan. Selbst eine ausgiebige heiße Dusche hatte nichts dazu beigetragen, die Erinnerung an seine ekelhaften Berührungen erträglicher zu machen.
Je länger sie nachgrübelte, desto wacher wurde sie, und desto trockener fühlte sich ihr Mund an. Also fasste sie sich ein Herz und schlich auf Zehenspitzen aus ihrem Zimmer. Sie trug nur ein Trägertop und eine Schlafanzughose und hatte sich nicht die Zeit genommen, einen Bademantel überzustreifen.
Der Schritt über die Schwelle zum Wohnzimmer fiel ihr schwer. Nicht nur, weil dort der Übergriff stattgefunden hatte, sondern noch aus einem anderen Grund. Vasiliis heldenhaftes Einschreiten machte sie ihm gegenüber wieder verwundbar. Der Vorfall hatte tief verschüttete Emotionen in ihr wachgerufen, die sie einfach nicht wieder loswurde. Und die gingen über bloßes Verlangen oder schlichte Sehnsucht weit hinaus.
Als Vasilii dumpfes Gepolter aus dem Nebenraum hörte, schreckte er hoch. Auch er hatte kein Auge zugetan, und seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Laura. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und stürzte zur Tür – in absoluter Alarmbereitschaft.
„Laura!“ Erleichtert blieb er stehen und atmete durch.
„Vasilii.“
„Ich habe Geräusche gehört.“
„Ja, ich wollte mir etwas zu trinken holen. Eine Flasche Mineralwasser …“ Sie verstummte und betrachtete wie hypnotisiert seinen nackten Oberkörper. Seine lange Schlafanzughose aus dünnem Stoffe verbarg kaum, welche Reize Vasilii sonst noch zu bieten hatte.
Die gebräunte Haut und vor allem die ausdefinierten Muskeln, die in der Lendengegend seinem flachen Bauch eine aufregende Anziehungskraft verliehen, waren fast zu schön, um wahr zu sein. Eine Linie feiner Härchen verschwand in seinem Hosenbund, und Laura konnte ihren Blick nicht mehr von dieser Stelle losreißen.
Ihr wurde schwindelig.
„Laura?“
Hatte er ihren Namen laut ausgesprochen, oder hallte er nur als Echo durch seinen Verstand? Vasilii wusste es nicht, und es war ihm auch egal. Er wusste nur, dass er jetzt zupacken musste. Die süße Laura stand barfuß in Schlafsachen vor ihm und schwankte leicht. Da musste er doch eingreifen und ihr helfen?
Er küsst mich! schoss es ihr durch den Kopf. Wir küssen uns!
Sie öffnete ihren Mund für seine drängende Zunge. Ganz offensichtlich wusste er genau, wie er ihren Verstand überlisten konnte und Laura dazu brachte, ihm willig in die Arme zu sinken. Sie hielt sich jedenfalls nicht länger zurück, sondern genoss diesen besonderen, unerwarteten Moment.
Vielleicht lag es an den Schrecken des vergangenen Abends, dass sie sich sensibler, körperlich empfindsamer und liebeshungriger fühlte als jemals zuvor. Diese unwirkliche Situation entfesselte etwas tief in Lauras Seele, dem sie nur hilflos nachgeben konnte.
Wie ist dies alles so schnell passiert? fragte sich Vasilii. Und wie konnte er von einem einzigen Kuss dermaßen erregt sein? Es sah ihm gar nicht ähnlich, so rasant die Kontrolle zu verlieren. Irgendetwas trieb ihn an, das er zuvor nie erlebt hatte.
Das Mondlicht warf einen hellen Streifen über ihren Hals und ihre Schulter und lud Vasilii ein, diesen leuchtenden Pfad zu küssen. Laura bewegte sich unter seinen Lippen, als drohte sie durch diese Liebkosung zu verbrennen.
Laura war völlig überfordert damit, dass sie nun tatsächlich erlebte, was sie
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