Julia Extra Band 358
um Geld. Sonst hättest du mein Angebot angenommen.“
Das stimmte. Als Angestellte von Nikos & Stamos ginge es ihr finanziell besser. „Du hast angenommen, der Mittlere Westen würde mir so gut gefallen, dass ich Pearsons Angebot annehme?“ Sie konnte es noch immer nicht fassen.
„Sie haben dir ja nicht nur einen Job angeboten.“
„Nein, sondern einen Vertrag für die kommenden Jahre. Sie haben mehrere Projekte in Planung.“ Es war die Art Angebot, von dem jeder Innenarchitekt träumte.
Nun, wenn man staubiges Land ohne Zugang zum Meer und ohne ein einziges echtes Thai-Restaurant mochte. Piper gefiel die multikulturelle Atmosphäre in Seattle viel besser. „Ich bin ein Großstadtmensch. Außerdem gab es nur ein Thai-Restaurant, in dem ein Koch namens Arnie mir weismachen wollte, dass zu einem Curry ein Maiskolben vom Grill gehört.“
Zephyr schüttelte sich. „Also hast du den Vertrag nicht unterzeichnet?“
„Nein. Dann hätte ich den Auftrag hier nicht übernehmen können. Und ein Urlaubsparadies auf einer griechischen Insel ist mir viel lieber als quadratisch-praktische Bürogebäude.“
„Das freut mich. Und es freut mich auch, dass wir jetzt zusammen hier sind.“
Ein solches Geständnis von einem Mann wie Zephyr verdiente absolute Ehrlichkeit. Ihre eigenen Emotionen unterdrückte Piper allerdings mit der kurzen Erwiderung: „Dito.“
Er stieß ein Knurren aus, unglaublich sexy, und dann endlich, endlich küsste er sie. Sie ließ sich in den Kuss fallen, tauchte ein in seine Nähe. Sie hatte ihn so sehr vermisst, hatte sich schon viel zu sehr daran gewöhnt, in seinen Armen zu liegen, von ihm gehalten zu werden, mit ihm zusammen zu sein.
Sie fühlte, wie er sie auf sich zog, ihr den Rock über die Schenkel hochschob und dann saß sie auch schon auf seinem Schoß. Zephyr presste den Mund auf ihre Lippen, ohne Eile, ohne zu drängen. Auf diese Weise gab er ihr zu verstehen, dass sie alle Zeit der Welt hatten. Zephyr war der einzige Mann, den sie kannte, der mit einem Kuss die Tür zum Paradies öffnete. Er löste die Lippen von ihren, ließ sie über Pipers Wange, ihre Lider, ihre Schläfe gleiten.
Sie lächelte. Er hatte also nicht nur den Sex mit ihr vermisst, sondern auch die Verbindung zwischen ihnen. Genau wie sie. „Es überrascht mich, dass du mir nicht die Kleider vom Leib reißt – nach sechs Wochen.“
Plötzlich ließ ein Gedanke sie innehalten. Vielleicht war er ja nicht sechs Wochen ohne Sex gewesen. Vielleicht konnte er es deshalb so entspannt angehen. Von Treue war schließlich nie die Rede gewesen …
„Ich war vollauf mit Arbeit beschäftigt. Da Neo jetzt mehr Zeit mit Cass verbringt und nicht mehr so lange in der Firma ist, musste ich alles allein organisieren.“ Er sandte einen Schauer von kleinen Küssen über ihr Gesicht und ihren Hals. „Selbst wenn du in Seattle gewesen wärst, hätten wir uns kaum sehen können.“
Er war also nicht mit einer anderen zusammen gewesen. „Mir war nicht klar, dass es so schlimm ist.“ Piper erinnerte sich, dass er bei seinen Anrufen davon gesprochen hatte, aber sie hatte gedacht, er würde sie nur beruhigen wollen.
Dabei hätte sie es besser wissen müssen. Zephyr war geradezu brutal ehrlich. Von Anfang an hatte er sie gewarnt, dass Feingefühl nicht seine Sache sei und er hoffe, dass sie mit freimütiger Kritik umgehen könne. Damals hatte er sich auf die Arbeit bezogen, doch im Privatleben hielt er es genauso.
Ein Lächeln zuckte um seine Lippen. „Neo ist eine Naturgewalt. Da er jetzt weniger arbeitet, mussten wir das gesamte Büro umstrukturieren, Verantwortungen verteilen und sogar neue Leute einstellen.“
„Und den Rest, der übrig blieb, hast du übernommen, richtig?“
Sie wunderte sich über sich selbst. Die Erschöpfung stand ihm doch ins Gesicht geschrieben. Wieso hatte es so lange gedauert, bevor sie es bemerkt hatte? Offensichtlich war sie nicht die Einzige, die eine Pause brauchte.
„Ihn glücklich zu sehen, war die Sache wert.“
Da lag etwas in Zephyrs Ton – nicht wirklich Neid, auch nicht Melancholie, eher eine enorme Ernsthaftigkeit. Es verwirrte Piper.
„Neo verliebt … das kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagte sie.
„Du hast ihn ja nur ein paar Mal getroffen.“
„Und jedes Mal war er so … intensiv. Zielgerichtet. Fast kaltblütig.“ Das „fast“ hätte es nicht gebraucht, um Neo zu beschreiben, aber sie wollte Zephyr nicht beleidigen, indem sie seinen besten Freund und
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