Julia Extra Band 358
riesige Foyer zu den Aufzügen führte. Der Anblick des gut aussehenden Mannes lenkte sie zu sehr ab, ihre Sinne waren ausgehungert nach ihm.
Die letzten anderthalb Monate waren die bisher schwierigste Trennungsperiode für sie gewesen. Vielleicht auch für Zephyr, den Anrufen und Mails nach zu schließen, die sie von ihm erhalten hatte. Aber es war nicht so, als wären sie ein Paar. Sie waren Freunde, die eben auch Sex hatten. Zumindest sagte Piper sich das, seit sie vor neun Monaten diese intime Grenze zum ersten Mal überschritten hatten.
Damals hatte sie geglaubt, es würde eine einmalige Erfahrung bleiben. Sie beide hatten eben nur die Spannung abarbeiten wollen, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte.
Sie hatte sich geirrt.
Zwar waren sie erst drei Monate später wieder im Bett gelandet, aber seither schliefen sie regelmäßig miteinander. Da Zephyr immer wieder betonte, der Sex sei nichts anderes als ein Stressventil für sie beide, hatte Piper sich eingeredet, sie sei ohnehin nicht auf eine feste Beziehung aus. Für so etwas war in ihrem Leben überhaupt kein Platz.
Das Problem war nur … sie glaubte nicht mehr so recht an ihre eigenen Argumente. Trotzdem achtete sie sehr genau darauf, keine Versprechen von Zephyr einzufordern, die er sowieso nur brechen würde, oder selbst Zusagen zu machen, zu denen sie eigentlich nicht bereit war.
Allerdings hatte sie in den letzten sechs Wochen, in denen sie von seinen Anrufen und Mails gezehrt hatte, erkennen müssen, dass Emotionen sich nicht von rational getroffenen Vereinbarungen aufhalten ließen. Sie hatte Zephyr furchtbar vermisst – mehr als sie es je für möglich gehalten hätte. Und jetzt wollte sie nichts anderes, als sich um ihn winden und sich in seinem Duft verlieren.
Ihm schien es ebenso zu ergehen, denn seit sie aus dem Wagen ausgestiegen waren, hatte er den Arm nicht von ihrer Hüfte genommen.
Jetzt stieß er schwungvoll die Tür zu der Suite auf. „Da wären wir.“
In der Suite wiederholte sich das minimalistische Dekor des Foyers, aber die Größe war überwältigend.
„Die ist ja größer als mein Apartment“, entfuhr es Piper.
„Mein Schrank ist größer als dein Apartment.“
Piper zog eine Grimasse. Natürlich hatte er recht, aber musste er ihr das permanent unter die Nase reiben? Zumal sie eigentlich erwartet – gehofft! – hatte, dass er sie noch an der Tür ohne jedes Vorspiel nehmen würde.
Stattdessen hob er sie auf die Arme und trug sie zu dem großen Bett im Schlafzimmer. Eine Geste, bei der Piper sich eher geschätzt als begehrt fühlte.
Den Gedanken unterdrückte sie allerdings schnellstens. „Spielst du jetzt den Höhlenmenschen?“
„Eigentlich wollte ich dich verwöhnen.“
„Wirklich? Daran könnte ich mich gewöhnen.“
Er machte sich nicht die Mühe, darauf einzugehen, sah aber auch nicht gerade entsetzt aus. Nun, eines ließ sich auf jeden Fall über Zephyr Nikos sagen: Er war großzügig, ob als Partner, Freund oder Lover.
Trotz seines augenscheinlichen Verlangens legte er sie behutsam auf dem Bett ab und schien entschlossen, jeden Zentimeter ihres Körpers erneut zu erkunden. Er trieb sie in den Wahnsinn mit seiner Zurückhaltung. Aber gleichzeitig stellte er ihr alle möglichen Fragen und wollte genauestens wissen, wie sie die Zeit ohne ihn verbracht hatte.
Als er noch eine Frage über ihre Arbeit im Mittleren Westen stellte, wo sie ein großes Bürogebäude eingerichtet hatte, lachte sie auf. „Wir haben jeden Tag telefoniert, Zephyr. Mir fällt nichts ein, was ich dir nicht erzählt hätte.“
Es sah tatsächlich so aus, als würde der mächtige Tycoon rot werden. „Ich bin einfach nur neugierig.“
„Du weißt doch, wie mein Alltag aussieht. Ich habe oft genug für Stamos & Nikos gearbeitet.“
„Gefällt dir der Mittlere Westen besser als Seattle?“
Eine Frage, die sie nun überhaupt nicht verstand. „Machst du Witze?! Ich liebe Seattle! Die Stadt steckt so voller Energie.“ Und schließlich lebte er dort.
„Gut zu wissen …“
Und plötzlich ergaben all seine seltsamen Fragen einen Sinn. „Du hast es gehört.“
2. KAPITEL
„Wer hat es dir gesagt?“, wollte Piper wissen.
„Ist das wichtig?“ Zephyr gab sich betont harmlos. „In meinem Geschäft sind Informationen wertvoller als Platin.“
„Hast du wirklich gedacht, das Angebot von Pearson Property Development könnte mich reizen, nachdem ich deine Offerte bereits ausgeschlagen habe?“
„Dir geht es ja nicht nur
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