Julia Extra Band 359
statt?“, fragte sie.
„Ich denke, wir sollten keine große Sache draus machen. Vielleicht sogar durchbrennen und woanders heiraten. Es geht ja nur darum, dass wir verheiratet werden.“
„Das … das ist gut.“ Erleichterung durchflutete sie. Weißes Kleid, Kirche und Priester, all das wollte sie nicht. Elvis und Las Vegas wären da viel angemessener.
„Wunderbar. Dann kümmere ich mich um die Formalitäten.“
Sie sah ihm hinterher, als er das Zimmer verließ. Was sie miteinander hatten, mochte vielleicht nicht der Inbegriff von Liebe sein, aber sie fühlte sich dadurch lebendig.
Lebendiger als je zuvor.
Der Anruf von Jacques D’ambois brachte Neues: Sie sollte vorspielen. Er lud sie zu einer Audition ein!
Im vergangenen Jahr hatte sie solche Termine vermieden. Aber jetzt hatte sie keine Lust mehr, länger herumzusitzen und das Leben an sich vorbeiziehen zu lassen. Endlich gab es wieder neue Perspektiven!
Während sie sich noch freute, trat Ethan ein – in schwarzer Hose und weißem Hemd sah er wie immer umwerfend aus. „Hast du was vor am Wochenende?“
Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte ihm noch nicht erzählen, dass sie vorspielen sollte. Es war noch zu neu. Und was, wenn sie es verpatzte? Oder Jacques schließlich doch entschied, sie nicht spielen zu lassen?
„Gut. Dann heiraten wir dieses Wochenende.“
Sie blies so stark in ihren heißen Kaffee, dass er überschwappte. „Du hättest mich vorwarnen können.“
„Wir müssen diesen Teil nur noch hinter uns bringen, Noelle. Ein paar Wochen Ehe, ein paar Unterschriften. Dann bist du wieder frei. Und ich auch. Dann haben wir beide, was wir wollen.“
Ja, Luxus, ein neues Leben, Klavierspielen, klang gut. Trotzdem machte sie der Gedanke daran nicht glücklich. Sie wollte nicht darüber nachdenken, warum.
Noelles Gesicht war gerötet, und sie sah einfach perfekt aus. Wie geschaffen, sie stundenlang zu küssen und mit ihr zu schlafen, dachte Ethan. Aber das konnte er sich nicht erlauben. Er hatte keine Zeit für eine Geliebte, und erst recht nicht für eine Frau, zu der er sich derart hingezogen fühlte.
Ihre Beziehung war nur auf kurze Zeit angelegt. Sobald die Tinte auf dem Scheidungspapier getrocknet war, würde es ein Ende haben. Dann würde er dem nächsten Vertrag hinterherjagen, und Noelle … nun, für sie wäre zumindest gesorgt, das wollte er sicherstellen.
Tief atmete er durch, um den schmerzhaften Knoten in seinem Magen zu bezwingen. „Du solltest dich wohl besser ein bisschen ausruhen. In ein paar Stunden müssen wir uns auf den Weg zum Flughafen machen.“
„Zum Flughafen?“ Noelle schien verwirrt.
„So ist es. Wir werden tatsächlich in Las Vegas heiraten.“
„Soll das ein Witz sein?“
Grinsend schüttelte er den Kopf.
Vielleicht könnten sie ja noch einen Monat zusammenbleiben, als Gefährten sozusagen, und ihr Verlangen gemeinsam stillen. Denn egal, ob sie zusammen im Bett waren oder nicht, es gefiel ihm, sie um sich zu wissen.
Verdammt, war das kompliziert.
Er wusste, dass er Noelle nie vergessen könnte, auch wenn er noch so viele Frauen nach ihr haben würde. Die Erinnerung an ihre samtweiche Haut würde ihn immer in Flammen setzen.
Ob sie für ihn genauso empfand? Oder würde sie ihn langsam vergessen, so wie wohl die meisten Menschen, die einmal mit ihm zu tun hatten?
Die Nachricht von ihrer Blitzhochzeit in Las Vegas hatte sich schon herumgesprochen, als sie in Ethans Privatjet zum Landeanflug auf Nevada ansetzten. Sie würden in einem der bekanntesten Resorts von Grey’s übernachten, eine regelrechte Lasterhöhle für Betuchte.
„Alles okay mit dir?“, fragte Ethan, als er den Schlüssel in die Zimmertür schob.
Noelle war bleich, in ihren großen blauen Augen lag ein angespannter Ausdruck. „Alles okay“, antwortete sie. „Es ist nur … wir heiraten morgen.“ Sie lachte, etwas zu unnatürlich.
Er nahm ihre Hand in seine. Ihre Haut war so weich und zart, dass es ihm wehtat. Wie gern hätte er sie geküsst, aber er musste diesen Impuls bezwingen. Wenigstens einer von ihnen sollte die Kontrolle bewahren.
Morgen würde er das bekommen, was er sich zum Ziel gesetzt hatte: Grey’s Resorts. Trotzdem konnte Ethan diese Nacht nicht schlafen. Nur noch wenige Stunden, und er würde endlich den lang ersehnten Triumph über seinen Vater feiern können.
Warum nur konnte er trotzdem an nichts anderes denken als die Hochzeitsnacht?
11. KAPITEL
Ethan trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Noelle
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