Julia Extra Band 359
ihrem Blick frei ausgesetzt. Ihr wäre es recht gewesen, er hätte auch auf die knappen Boxershorts verzichtet.
„Du bist der Traum einer jeden Frau“, sagte sie und richtete sich auf.
Er setzte sich zu ihr aufs Bett und nippte an seinem Becher. „Und du bist meiner.“
„Wahrscheinlich ist mein Make-up verschmiert.“
„Dein Aussehen hat sicherlich einen gewissen verderbten Charme.“
„Das kann ich mir vorstellen.“
„Da war ein Anruf für dich.“
„So?“
„Jacques D’ambois hat auf meinem Telefon eine Nachricht für dich hinterlassen.“
Stirnrunzelnd biss sie von ihrem Schokomuffin ab. „Was er wohl will?“
„Wenn er dich verführen will, sag ihm, dass er zwölf Stunden zu spät dran ist.“ Auch wenn es als Scherz gemeint war, lag ein Anflug von Ernsthaftigkeit in seiner Stimme.
„Da musst du dir keine Sorgen machen, Ethan. Ich rufe ihn nach dem Frühstück an und werde ihm klarmachen, dass ich in diesem Punkt keinen Bedarf mehr habe.“
„Nachdem wir die Verlobungsparty hinter uns gebracht haben, sollten wir uns an die Hochzeitsplanung machen.“
„Ja, stimmt.“ Ihr sank das Herz ein wenig. Die Sache mit der Hochzeit schien jetzt viel komplizierter.
„Mach nicht so ein Gesicht, Noelle. Das hier“, er deutete auf das Bett, „hat mit unserer geschäftlichen Vereinbarung nichts zu tun. Aber die Hochzeit fällt immer noch in diese Kategorie.“
„Ich weiß. Es ist nur so … dass es sich jetzt ein bisschen … persönlicher anfühlt. Aber ich habe verstanden, Ethan. Ich will sowieso keine richtige Ehe.“ Stimmte das? Sie versuchte es zu glauben. Ihre Mutter jedenfalls war nie richtig mit ihrem Vater verheiratet gewesen. Und für Ethans Vater schien das Ehegelübde auch nur Schall und Rauch gewesen zu sein.
„Ach nein?“
„Nein. Jetzt noch nicht. Vielleicht später irgendwann.“
„Die Ehe ist sowieso ein Schwachsinn.“
„Findest du?“
„Wir werden heiraten, Noelle. Und was brauchen wir dafür? Müssen wir einander lieben? Uns Versprechen geben, die wir halten? Nein. Wir müssen nur unsere Unterschrift unter ein Formblatt setzen. Die Ehe hat meine Eltern nie glücklich gemacht. Es ging nur darum, einen anderen Status zu haben. Meine Mutter konnte auf diese Weise das Geld meines Vaters ausgeben, und mein Vater konnte sich mit meiner glamourösen Mutter schmücken. Als sie dann nicht mehr gefragt war, hat er sich andere Frauen gesucht.“
Noelle starrte in ihren Kaffee. „Die Liebe ist wirklich eine schwierige Sache, oder?“ Sie wollte glauben, dass es anders war, dass vielleicht eines Tages sie und Ethan … Bei dem Gedanken an eine Zukunft ohne ihn schmerzte ihre Brust.
Blicklos starrte er ins Leere. „Ich glaube schon. Es ist sogar eine ziemlich sadistische Sache, um ehrlich zu sein. Ich vermute, dass meine Mutter meinen Vater geliebt hat, trotz allem, was er ihr angetan hat. Und dass mein Vater deine Mutter geliebt hat.“ Er verzog das Gesicht. „Ich erinnere mich noch genau, dass es eine Filmpremiere gab, zu der meine Mutter unbedingt hin wollte. Stattdessen war deine Mutter eingeladen, und am nächsten Tag stand in allen Zeitungen, wie Celine und mein Vater übereinander hergefallen sind.“
„Schrecklich.“
„Aber das war noch nicht alles. Es gibt einen Grund, Noelle, warum ich nicht … warum ich das alles tun muss.“ Er sah sie immer noch nicht an, und sein Blick war seltsam leer, als er erzählte, dass die Kinder in der Schule ihn wegen der Artikel gehänselt hatten. „Und als ich nach Hause kam, war es so still. Nur der Fernseher lief, wie immer. Ich habe sie dann gesucht. Sie lag mit dem Gesicht nach unten im Badezimmer. Ich war erst fünfzehn, hatte aber in der Schule schon ein bisschen Erste Hilfe gelernt. Trotzdem war ich froh, dass der Rettungswagen schnell kam. Die Sanitäter haben dann festgestellt, dass sie zu viele Tabletten genommen hatte.“
„Oh, Ethan …“
„Das macht die Liebe aus einem, Noelle. Und ich kann verdammt noch mal nicht zulassen, dass mein Vater ungeschoren davonkommt.“
Sie fühlte sich ganz elend. „Ich kann einfach nicht glauben, dass sie beide so egoistisch waren …“
„All das ist lange her. Und ich will kein Mitleid. Aber jetzt verstehst du vielleicht, warum ich so fühle, nicht nur, was die Liebe, sondern auch meinem Vater angeht.“
„Ja, ich verstehe.“
Dann schwieg er, und sie merkte, dass er nicht weiter über seine Mutter sprechen wollte.
„Also, wann findet die Hochzeit denn
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