Julia Extra Band 359
seine Brust bei dem Gedanken zuschnürte, ignorierte er.
Als er ihren traurigen Blick auffing, fluchte er im Stillen. Warum war sie nicht einfach nur schmückendes Beiwerk, sondern so viel mehr? Alles andere brauchte er nicht. Weshalb ließ er sich von ihr ablenken? Sie brachte ihn dazu, an dem zu zweifeln, was immer sein Plan gewesen war.
Als die Lifttüren sich endlich öffneten, fühlte er sich so angespannt, dass er am liebsten aus seiner Haut gefahren wäre. Er war sich selbst fremd geworden, und es fühlte sich gleichzeitig falsch und richtig an. Und das war das wirklich Beängstigende. Einfach nur neben Noelle zu stehen, fühlte sich richtiger an als alles andere in seinem Leben.
Er nahm ihre Hand und führte Noelle aus dem Lift, darum bemüht, nicht auf das langsam aufflackernde Feuer zu achten, das entstand, wo immer ihre Haut sich berührte. Ein Feuer, das direkt in seine Brust schoss. In sein Herz.
Die Wände des breiten Ganges, der zum Casino führte, waren in glänzendem Schwarz gehalten, die dicken Teppiche in einem hellen Rot.
Es gab so vieles, was ihm hier nicht gefiel und mehr dem Geschmack seines Vaters entsprach. Vielleicht würde Ethan ein paar Veränderungen vornehmen, wenn er erst einmal der Eigentümer war.
Noch einmal sah er Noelle an, als sie vor der Tür zu dem Separee standen. Sie sah vollkommen aus mit ihren blonden Haaren und dem perfekten Make-up. Die beiden Ringe glitzerten an ihrer Hand.
Sie war der Inbegriff einer Vorzeigefrau. Irgendetwas fühlte sich falsch an bei diesem Gedanken.
„Bist du bereit?“
Sie lächelte. „Aber sicher.“
Als er die Tür öffnete, waren sie einen Moment geblendet von all dem golden glitzernden Glanz. Kitsch pur, wie die Neureichen es liebten.
Sein Blick schweifte über die Menge, vorbei an den Spieltischen. Dann entdeckte er seinen Vater hinten in der Ecke. Eine Blondine hing an seinem Arm, die etwa in Noelles Alter sein mochte.
„Hier entlang.“ Sanft zog er Noelle mit sich.
Als Damien von seiner Begleiterin aufsah, veränderte sich seine Miene nicht. „Ethan. Was machst du denn hier?“
Verwirrt sah Noelle Ethan an. Sie hatte nicht gewusst, dass sein Vater hier sein würde. Dass die Show nur ihm galt. Doch jedes Mal, wenn Ethan zu einer Erklärung angesetzt hatte, waren ihm die Worte im Hals stecken geblieben. Sie wusste, dass er Vergeltung wollte. Sie wusste nur nicht, welche Rolle sie dabei spielen sollte.
„Noelle und ich haben uns spontan dazu entschlossen durchzubrennen und zu heiraten.“ Er hob ihre Hand hoch, damit sein Vater die Ringe sehen konnte. „Vermutlich weißt du, wer sie ist. Noelle Birch.“
Auch wenn sein Vater plötzlich blass wurde, behielt er seine gelassene Miene.
Ethan spürte, wie Noelle sich neben ihm versteifte. Sie sagte zwar kein Wort, aber als er einen kurzen Blick auf sie warf, merkte er, dass sie seltsam abwesend wirkte.
„Warum bist du heute Abend gekommen, Ethan“, fragte Damien, doch sein Ton verriet, dass er den Grund bestens kannte. Und dass es ihm nicht gefiel.
„Um dich wissen zu lassen, dass Großvater mir Grey’s überschreibt. Und dazu brauchte ich nichts anderes als eine Frau, um ihm zu beweisen, wie zuverlässig und bodenständig ich bin. Im Gegensatz zu dir. Jetzt ist er noch gewillter, mir direkt alles zu übergeben.“
„Das kannst du nicht …“
„Ich kann“, schnitt Ethan ihm das Wort ab. Er legte die Hand auf Noelles Wange. Sie war kalt. „Mir gehört jetzt dein Unternehmen. Und obendrein habe ich es geschafft, dass eine der Birch-Frauen mich heiratet. Was dir nie gelungen ist. Seltsam, wie die Dinge sich ändern. Im Wesentlichen habe ich alles, was du je gewollt hast.“
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen. Noelle wie einen Besitz zu behandeln! Damit hatte er nicht nur seinen Vater verletzt, sondern in gewisser Weise auch sie. Und er hatte gelogen, weil sie für ihn sehr viel mehr war, mit dem er jedoch nicht umgehen konnte.
Nichts war so, wie er es geplant hatte. Er spürte, dass ein Riss durch das ging, was er und Noelle sich miteinander aufgebaut hatten. Und das verschaffte ihm keine Erleichterung, sondern schmerzte entsetzlich.
„Was hoffst du damit zu erreichen, Ethan?“, fragte Damien und entfernte sich von seiner Begleiterin. „Willst du damit beweisen, was für ein Held du bist, obwohl du hier mit deinem Vorzeige-Dummchen aufgekreuzt bist? Du bist nicht anders, nicht besser. Du bist genau wie ich. Das
Weitere Kostenlose Bücher