Julia Extra Band 359
Clementine drehte sich hilflos zu Luke um, der ihr wie manisch zunickte. Sie verdrehte die Augen.
„Möchtest du dich nicht von deinem Freund verabschieden?“
Sergejs Stimme klang jetzt deutlich kühler.
Er ist eifersüchtig, schoss es ihr durch den Kopf, zumindest ein bisschen. Das erinnerte sie an etwas. „Und deine Freundin?“
„Schto?“
Er wirkte ehrlich verblüfft.
„Gestern Abend. Die Dame an deiner Seite. Weißt du noch? Oder gibt es so viele Frauen in deinem Leben, dass du uns nicht mehr auseinanderhalten kannst?“ Sie merkte, dass Luke ein Kichern unterdrückte.
„Das war lediglich eine gute Freundin“, antwortete Sergej im Ton gekränkter Unschuld.
Die Frau, die vor Clementine in der Schlange stand, drehte sich um, sah ihn von oben bis unten abschätzend an und meinte: „Glaub ihm kein Wort, Kindchen. Er sieht viel zu gut aus.“
Die Untertreibung des Jahrhunderts, dachte Clementine. Sergej war atemberaubend – er war ihr großer, wilder Kosak. Die Frauen in der Halle verschlangen ihn mit Blicken.
Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. Eigentlich könnte das ein riesiges Abenteuer sein, überlegte sie. Sie hatte wirklich etwas Abwechslung verdient. Warum sollte sie nicht auch einmal unvernünftig sein? Schließlich betrieb er den ganzen Aufwand ihr zuliebe. Eigentlich war es ja kitschig, aber auch ein klein wenig romantisch.
„Einverstanden“, hörte sie sich sagen. Ein Sprung ins kalte Wasser – vom Zehnmeterbrett. „Warum nicht!“
Sie registrierte den Ausdruck tiefer Befriedigung, der über Sergejs Gesicht huschte. Sofort erwachten wieder ihre Bedenken, aber sie beschloss, sich diesen romantischen Augenblick nicht zerstören zu lassen.
Sergej nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich. Clementine drehte sich zu Luke um, der ihnen sehnsüchtig nachsah, als wünschte er, an ihrer Stelle zu sein. „Ich rufe dich an, sobald wir ankommen!“
„Tu das, Darling. Und … viel Spaß!“
Nach ein paar Dutzend Schritten bemerkte Clementine, dass sie unmöglich auf dem Weg zu einem Terminal sein konnten. „Wo gehen wir denn hin?“
„Zu meinem Flugzeug, kisa .“
„ Deinem Flugzeug?“
„Ein Privatjet.“
Er bemerkte ihren entgeisterten Blick und schien zu überlegen, ob das seine Chancen bei ihr erhöhte.
Sobald sie die Rollbahn betreten hatten, drehte Clementine sich zu ihm um. „Sergej … ich glaube, ich muss hier erst was klarstellen.“
„Darüber können wir auch noch im Flugzeug sprechen“, antwortete er ungeduldig.
„Nein. Es muss jetzt sein. Ich …“ Sie zögerte. Wie sollte sie nur ihre Befürchtung formulieren? „Ich habe ein paar Bedingungen … ich möchte keine Missverständnisse aufkommen lassen.“
Ungläubig sah er sie an. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst?“
„Doch.“ Sie schluckte nervös. „Das müssen wir jetzt klären! Ich möchte von dir nämlich nicht behandelt werden, als hättest du mich soeben auf der Straße aufgegabelt.“
Sergej seufzte, wie Männer eben so seufzen, wenn eine Frau ihrer Meinung nach schwierig ist.
„Nichts liegt mir ferner. Ich werde dich behandeln, als wärst du eine Lady. Das liegt uns russischen Männern im Blut.“
Als wäre ich eine Lady? Irgendwie klang das nicht unbedingt positiv, aber diese Gedanken führten zu nichts. Sie beschloss loszulassen – ein für alle Mal.
„Lass uns das besprechen, wenn wir allein sind, kisa . Ich verspreche dir, es wird keine Missverständnisse geben.“
Clementine legte ihm eine Hand auf die Brust. Sie fühlte das Spiel seiner Muskeln, als er unwillkürlich tief Luft holte. Alles andere konnte warten, auch sie, bis zum richtigen Augenblick. Sie lächelte ihn an. Ihr erstes echtes Lächeln an diesem Tag. „Ich bin wirklich froh, dass du mir nachgekommen bist, Sergej.“
„Gefällt dir der Jet, kisa ?“
„Schon.“ Sie stieß einen leisen Schrei aus, als er einen Arm um ihre Taille schlang und sie hochhob. „Sergej!“ Trotz ihres Protestes schmolz sie dahin, und ihre Hormone schlugen Purzelbaum. Er trug sie die Gangway hoch, als wäre sie federleicht. Sämtliche archaischen Instinkte und Sehnsüchte regten sich in ihr. Dieser Mann nahm sie in Besitz, und sie musste zugeben, es gefiel ihr.
Sergej fühlte sich am Ziel seiner Wünsche. Seit er Clementine zum ersten Mal gesehen hatte, wollte er sie in den Armen halten. Nie zuvor war er einer Frau wie ihr begegnet. Sie stellt sogar Bedingungen, dachte er belustigt. Als würde er sich den Frauen
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