Julia Extra Band 359
entgegnete Rachel ironisch.
„Und der Käufer möchte die gesamte Kücheneinrichtung inklusive haben.“
„Alle Geräte? Die sind brandneu.“ In einem schönen Edelstahl-Design, das Rachel noch selbst ausgesucht hatte, kurz bevor sie von Matthews Untreue erfuhr. „Ich hatte gehofft, sie zu behalten.“
Im Scheidungsvertrag war dies so festgelegt worden, da sie die Geräte für ihr neues Apartment brauchte.
Flora seufzte. „Sie können doch neue Geräte kaufen, Rachel. Ich habe andere Objekte, für die sich seit Monaten niemand interessiert. Es wäre dumm, den Verkauf wegen der Kücheneinrichtung platzen zu lassen.“
„Können wir nicht wenigstens verhandeln?“
„Matthew möchte das nicht.“
„Sie haben schon mit Matthew gesprochen?“
„Äh. Ja.“
„Und er will nicht mal versuchen, um die Kaufnebenkosten herumzukommen?“
„Er findet das Angebot fair. Es könnte Monate dauern, bis es ein anderes Angebot gibt, und das könnte sogar noch schlechter sein“, fuhr Flora fort.
„Verstehe“, erwiderte Rachel resigniert.
„Ein Pluspunkt ist, dass der Käufer auf ein Gutachten verzichtet und das Haus so übernimmt, wie es ist.“
„Na, wenigstens etwas. Also, was muss ich jetzt tun?“
„Ich könnte in einer halben Stunde bei Ihnen im Laden sein, damit Sie den Kaufvertrag unterzeichnen. Danach würde ich alle nötigen Unterlagen zusammenstellen“, erklärte Flora.
„Großartig“, murmelte Rachel. „Angenommen, der Verkauf geht tatsächlich vonstatten, wie lange dauert es bis zum Kaufabschluss?“
Wieder räusperte sich Flora. „Das wäre noch eine Sache. Der Käufer möchte das Haus so schnell wie möglich übernehmen.“
„Tja, aber ich habe es nicht eilig auszuziehen. Mein Apartment hier wird erst in einigen Monaten fertig sein. Gäbe es eventuell die Möglichkeit, dass ich solange Miete zahle, bis ich einziehen kann?“
„Ich fürchte, nein.“
Rachel stieß einen unterdrückten Fluch aus. „Okay, wie viel Zeit hätte ich?“
„Zwei Wochen.“
„Was?!“ Diesmal fluchte sie deutlich hörbar. „Zwei Wochen ist völlig unmöglich, Flora. Sogar zwei Monate wäre schon schwierig.“
„Das sind leider die Bedingungen des Käufers, tut mir leid. Und die sind nicht verhandelbar.“
Angestrengt dachte Rachel nach. Im Moment war es oben still. In der Woche, seitdem sie mit Tony durchgegangen war, hatten die Handwerker große Fortschritte gemacht. Trotzdem würde es noch lange dauern, bevor das Apartment bewohnbar war.
„Ich weiß, es ist ungewöhnlich, dass ein Verkauf so schnell abgewickelt wird. Aber der Käufer hat bereits ein Bankdarlehen bewilligt bekommen, und alles andere ist auch in Ordnung“, sagte Flora. „Also gut, dann komme ich gleich bei Ihnen vorbei.“
Rachel hörte sie kaum. Das Haus war verkauft. Wo sollte sie jetzt wohnen?
Die Tage vergingen, und Rachel war der Lösung ihres Problems noch keinen Schritt näher gekommen. Schließlich blieb ihr nur noch ein Wochenende, bis der Umzugswagen kommen sollte.
Am späten Freitagnachmittag lief sie ruhelos durchs Haus. Auf dem laubbedeckten Rasen vor dem Haus war das „Zu-verkaufen“-Schild mit einem leuchtend roten „Verkauft“-Aufkleber versehen worden. Rachel wärmte sich die kalten Hände an einem Becher mit heißem grünem Tee.
Einige Dinge, die sie nicht sofort brauchte, hatte sie in Kartons verpackt und in ihrem Geschäft untergebracht. Mehr hatte sie noch nicht geschafft. Sie hasste es, umziehen zu müssen, auch wenn sie das Haus nicht sonderlich vermissen würde. Vom Fenster her drehte sie sich um.
Alles hier war in neutralem Beige gehalten. Rachel hingegen zog ein mehr ausgefallenes Dekor vor. Kräftige Farben, interessante Oberflächenstrukturen und Muster. Doch nichts davon spiegelte sich hier wider. Nichts spiegelte sie wider. Das war ihr Fehler gewesen. Nicht nur, um Streit zu vermeiden, hatte sie sich Matthews nüchternem Geschmack untergeordnet. Sondern auch, um den Frieden zu wahren, der in der Ehe ihrer Eltern gefehlt hatte.
„Also, was ist Plan B?“, fragte sie sich jetzt.
Ihre Schwester hatte ihr den Gästefuton in ihrem Einzimmer-Apartment angeboten, und bei ihrer Mutter wäre Rachel ebenfalls willkommen gewesen. Doch beides sagte ihr nicht zu.
Sie machte sich gerade eine zweite Tasse Tee, als ihr Handy klingelte.
„Versprich mir, mich nicht zu hassen“, meinte Heidi, sobald Rachel sich meldete.
Auch wenn es nie ein gutes Zeichen war, wenn ihre Schwester so anfing, versprach
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