Julia Extra Band 359
Sektflasche vom Wannenrand gestoßen, die auf dem Fußboden zerschellt war. Nachdem sie Rachels Namen hatte wissen wollen, hatte die ältere Frau etwas auf Italienisch ausgerufen und war hinausgestürmt.
Danach hatte Rachel die Wanne verlassen, sich vorsichtig einen Weg durch die Glassplitter und den verschütteten Sekt gesucht und sich in ihr Zimmer zurückgezogen.
Selbst wenn die Frau sich noch im Haus aufhielt, musste Rachel das Chaos in Tonys Bad beseitigen. Sie folgte dem geräuschvollen Töpfeklappern und der lauten Opernmusik bis zur Küche. Dann nahm sie entschlossen all ihren Mut zusammen und ging hinein. Die Frau von vorhin stand an der Arbeitstheke in der Mitte des Raumes. Sie hatte sich ein Geschirrtuch vor den Bauch gebunden und die Ärmel ihrer Bluse bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Auf der mehlbestäubten Granit-Arbeitsfläche rollte sie gerade Teig aus. Als sie Rachel erblickte, hielt sie inne, ohne jedoch zu lächeln.
„Hallo. Ich bin eine Freundin von Tony.“
„Ja, ich weiß. Ich habe meinen Sohn angerufen. Rachel Preston. Oder Rachel Palmer, wie Tony sagte.“
„Im Augenblick noch Palmer, aber ich werde meinen Namen wieder in Preston ändern. Tony war so freundlich, mich hier wohnen zu lassen, bis die Renovierungsarbeiten für mein neues Apartment beendet sind.“
Seine Mutter nickte. „Sie sind ein Hausgast, das hat er mir auch gesagt.“
„Oh.“ Rachel schwieg.
„Falls Sie einen Mopp suchen, finden Sie den im Putzschrank im Waschraum.“
„Danke.“
Lucias Miene wurde etwas sanfter. „Ich sollte mich dafür entschuldigen, dass ich so bei Ihnen hereingeplatzt bin. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass irgendjemand hier ist. Ich habe die Musik gehört und dachte, Tony hätte sie aus Versehen angelassen.“
„Schon gut.“
„Ich bin übrigens Lucia Russo.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs Russo.“
„Lucia, bitte. Wir müssen nicht so förmlich miteinander umgehen.“
„Lucia“, wiederholte Rachel.
Tonys Mutter lächelte. „Und ich glaube Ihnen nicht, dass Sie so erfreut sind, mich kennenzulernen. Ich habe Sie vorhin ganz schön erschreckt.“
„Ein bisschen“, gab Rachel zu. Sie kam etwas näher. „Was machen Sie da gerade?“
„Lasagne.“ Lucia kehrte an ihre Arbeit zurück.
Auf dem Herd köchelte schon etwas, und auf einem Küchenbrett lagen gehackte Knoblauchzehen und Zwiebeln bereit. „Ganz frisch?“
„Gibt es eine andere Art?“, fragte Lucia mit einem Lächeln.
„Ich habe noch nie frische Nudeln gemacht, geschweige denn eine ganze Lasagne.“
„Das ist gar nicht so schwer, wenn man’s einmal gelernt hat.“ Sie rollte noch mehr Teig aus. „Kommen Sie zurück, wenn Sie das zerbrochene Glas entsorgt haben. Dann zeige ich es Ihnen.“
Als Rachel zwanzig Minuten später wieder in die Küche kam, drückte Lucia ihr ein Geschirrhandtuch in die Hand. „Benutzen Sie das als Schürze.“ Während Rachel ihren Rat befolgte, murmelte Lucia vor sich hin: „Viel zu dünn.“
Dann begann der italienische Kochkurs. Schnell und geschickt bewegte Lucia sich zwischen der Arbeitstheke und dem Herd hin und her.
„Ich werde Ihnen beibringen, wie man eine gute Marinara macht. Es war das Rezept meiner Mutter, die es wiederum von ihrer Mutter bekommen hatte. Es ist eine Grundsoße, die man je nach Geschmack noch mit anderen Zutaten verfeinern kann.“ Humorvoll setzte Lucia hinzu: „Sozusagen das kleine Schwarze der italienischen Soßen.“
Sie machten noch eine Weile Small Talk, bis der Knoblauch und die Zwiebeln in einem Topf mit Öl angebraten wurden. Sobald Lucia mehrere Gläser mit getrockneten Kräutern geöffnet hatte, fing das Kreuzverhör an.
„Sie warten also auf Ihre neue Wohnung?“, fragte sie.
„Ja. Sie liegt direkt über meinem Schmuckgeschäft in der Stadt. Leider wurde mein Haus verkauft, bevor der Ausbau fertig war.“
Lucia schüttete eine Handvoll Oregano und Zwiebeln in den Soßentopf. „Das Haus, in dem Sie während Ihrer Ehe gelebt haben?“
„Ja.“
Als Nächstes kam Thymian an die Reihe. „In welcher Kirche wurden Sie getraut?“
„Wir hatten nur eine standesamtliche Trauung.“
„Nicht sehr romantisch“, bemerkte Lucia. Doch sie wirkte erleichtert, als sie den getrockneten Rosmarin hinzufügte.
„Nein, besonders romantisch war es nicht, aber es erschien uns damals eben praktisch.“ Um das Thema zu wechseln, deutete Rachel auf die Gläser mit den Kräutern. „Woher wissen Sie, wie viel Sie von jedem
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