Julia Extra Band 361
besitzen Sie wenigstens die Höflichkeit, einem Menschen, mit dem Sie sprechen, ins Gesicht zu blicken?“, fragte Royce.
Die wundervollen Augen verengten sich, und sie hob ihr Kinn. „Kenne ich Sie?“
Eine einfache Frage. Aber ihr Tonfall verriet, dass es ganz und gar nicht einfach mit ihr werden würde.
Sie klang wie eine verwöhnte Prinzessin.
Diese Societypuppen hatten eine seltsame Art, einen von oben herab zu behandeln.
Einem anderen Mann wär die Situation vielleicht peinlich gewesen. Doch Royce war aus anderem Holz geschnitzt. Er lächelte nachsichtig und erwiderte: „Ich denke nicht. Aber wir sind kurz davor, uns kennenzulernen.“
Wieder wurden ihre Augen zu schmalen Schlitzen und sie verzog abfällig ihren Mund. Obwohl sie viel kleiner war als Royce, schafft sie es, über die Nasenspitze hinweg auf ihn herabzusehen. „Das glaube ich nicht. Sie sind so gar nicht mein Typ.“
„Keine Angst, Lady. Sie sind auch nicht mein Typ“, gab Royce gedehnt zurück. Er war nicht im Geringsten beleidigt. „Ich genieße Ihre Anwesenheit rein beruflich.“
Schlagartig änderte sich ihre Miene. Noch einmal ließ sie den Blick über ihn schweifen. Das hatte sie eben schon einmal getan und Royce hatte es gar nicht gefallen, wie heiß es ihm unter ihrem musternden Blick geworden war. Nun tat sie es wieder – und seine Reaktion darauf gefiel ihm dieses Mal noch weniger als davor.
„Okay“, sagte sie. „Wenn Sie unbedingt den Rausschmeißer spielen müssen – ich habe nichts Falsches getan. Ich tue nur das, was mir Spaß macht. Also – warum gehen Sie mir nicht aus dem Weg?“ Sie wedelte mit der Hand in der Luft herum. „Also, gehen Sie.“
Royce hätte beinahe lachen müssen. Sie tat, als ob er ein kleines Schoßhündchen wäre.
„Ich bin kein Rausschmeißer. Ihr Vater hat mich gebeten, Sie sicher nach Hause zu bringen.“
Sofort sprach Misstrauen aus ihrer Miene. „So, hat er das?“
Royce nickte. „Ja. Können wir gehen?“
Shara schüttelte den Kopf. Ihre wilde Mähne umspielte die Schultern.
Krampfhaft versuchte Royce, seiner Nervosität Herr zu werden. Ihm behagte dieses Spiel nicht. Für gewöhnlich war es lediglich seine Aufgabe, über die eigenen Mitarbeiter zu wachen. Selbst aktiv wurde er dabei nicht. Vor allem war er kein Bodyguard. Diese Aufgabe überließ er seinen Jungs.
Doch dieser Fall lag anders.
Gerard Atwood, Firmenchef von Atwood Industries, war einer seiner Kunden – wenn nicht sogar sein wichtigster Kunde. Als Gerard ihn gebeten hatte, sich um seine Tochter zu kümmern, stand für Royce sofort fest, dass er ihm diesen Gefallen nicht ausschlagen konnte. Nicht, wenn er die Absicht hatte, Gerard Atwood weiterhin zu seinen Kunden zählen zu wollen.
„Also“, brummte er, „packen Sie rasch Ihre Sachen zusammen. Ich möchte hier raus. Mit Ihnen.“
Obgleich es sich hier um einen angesehenen Club handelte, fühlte sich Royce zusammen mit Shara alles andere als sicher. Schließlich hatte es ihn keine zwanzig Minuten gekostet, ihren Aufenthaltsort herauszufinden. Ohne Zweifel war ihr Exmann in der Lage, dies auch zu schaffen.
Er hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da schüttelte Shara schon den Kopf. „Das werde ich sicher nicht.“
„Was, bitteschön, wollen Sie dann tun?“
Sie verschränkte die Arme. Ohne dass er es gewollt hätte, lenkte die Bewegung seinen Blick auf ihre vollen Brüste.
„Großzügig ausgestattet“, so hätte seine Mutter Shara Atwoods Oberweite bezeichnet. Instinktiv wusste Royce, dass diese Brüste seine Hände perfekt füllen würden – und bei seinen großen Händen war das nicht gerade einfach …
„Ich werde Ihnen nirgendwohin folgen“, ergänzte Shara.
Ihr Ton tötete jede Stimmung. „Doch, das werden Sie“, sagte er.
„Nein, das werde ich nicht.“
Royce stieß einen Seufzer aus. „Und? Warum nicht?“
„Ich kenne Sie doch nicht einmal. Ich müsste Ihnen blind vertrauen, dass mein Vater Sie geschickt hat.“
„Guter Einwand.“ Sie hatte wahrhaftig recht. Weder hatte er sich vorgestellt, noch ihr die Situation erläutert. So sehr war er von ihren körperlichen Vorzügen abgelenkt gewesen, dass er darüber all seine Professionalität vergessen hatte.
„Ich komme von der Agentur Royce. Jemals davon gehört?“
Sie nickte erfreut. „Ja, gewiss. Mein Vater hat sie von jeher engagiert. Sie behaupten, die größte und bekannteste Sicherheitsfirma weltweit zu führen.“
„Es handelt sich um keine Behauptung.
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