Julia Extra Band 361
durchbrechen. Auf diese Weise wird er Sie immer und ewig beherrschen.“
Sharas Herz klopfte so stark gegen die Rippen, dass sie fürchtete, sie würde platzen.
Er hatte absolut recht.
Sie tat sich schwer, es zuzugeben, aber es stimmte.
Es war, als ob Royce einen unsichtbaren Schleier entfernt hätte, der die Sicht auf ihr Handeln verdeckt hatte.
„Mein Gott, bin ich ein Idiot“, sagte sie und barg ihr Gesicht in den Händen.
Royce griff nach ihren Händen und zog sie an sich. „Nein, Sie haben einfach Angst vor ihm. Das verstehe ich. Furcht und Angst lassen Menschen seltsame Dinge tun.“
Ein bitteres Lachen entrang sich ihrer Kehle. „Sie haben ganz recht. Ich habe mir eingebildet, stark zu sein, indem ich seine Schikanen ertrug und einfach wegsah. Doch nun erkenne ich, dass ich das gleiche Muster wie in meiner Ehe damals zeige.“
„Was da wäre?“
„Frieden halten. Nicht provozieren. Auf Sicherheit aus sein.“
„Regen Sie sich darüber nicht auf. Es ist völlig verständlich.“
Sie schnaufte laut. „Meinen Sie wirklich?“
Er nickte. „Ich weiß es.“
Shara hatte noch nicht allzu oft die Möglichkeit gehabt, über ihre Zukunft nachzudenken, denn die Sache mit Steve hatte sie an die Vergangenheit gefesselt. Zum ersten Mal tat sich ein winziges Fenster in die Zukunft auf.
Als ob er ihre Gedanken gelesen hatte, fuhr Royce fort: „Bitte denken Sie daran, dass ich Ihnen nun zur Verfügung stehe. Das verleiht der Sache eine vollkommen neue Dimension. Vor allem brauchen Sie ab sofort nie mehr Angst zu haben. Ich werde dafür sorgen, dass Ihnen nichts zustößt. Sie können sich sicher fühlen.“
Shara schaute zu ihm auf. Ein Gefühl nahm Besitz von ihr, das sie nicht recht deuten konnte. „Ich möchte Ihnen ja glauben. Wirklich. Doch Sie kennen ihn nicht.“
Royce zuckte die Achseln. „Das ist nicht nötig. Ich bin in meinem Leben schon mit viel übleren Charakteren zurechtgekommen.“
„Und doch …“
„Keine Widerrede. Da bin ich Experte. Brady nicht. Er hat nicht die Spur einer Chance gegen mich. Ich werde Sie beschützen. Das ist ein Versprechen.“
Shara wollte ihm glauben.
Aber das bedeutete auch, dass sie ihr Vertrauen einem vollkommen fremden Mann schenken würde.
„Vertrauen Sie mir“, drängte Royce, als ob er all ihre Fragen an ihrer Stirn ablesen könnte.
Heftig nickte sie.
„Friede?“, fragte Royce und hielt ihr die Hand hin.
„Friede“, sagte Shara und nahm sie.
Ein prickelndes Gefühl wie Elektrizität rieselte über ihre Haut. Und ein irritierender Gedanke schoss ihr durch den Kopf.
Es konnte gut sein, dass Royce sie vor Steve schützte. Doch wer schützte sie vor Royce und der Anziehungskraft, die ihn umgab?
Royce schlug Shara vor, mit ihm zusammen ins Haus zurückzukehren. Doch sie lehnte ab.
„Sie brauchen sich um Ihren Wagen keine Sorgen zu machen“, fuhr er fort. „Ich werde jemanden schicken und ihn abholen lassen.“
Shara schüttelte den Kopf. „Warum jemanden die Arbeit machen lassen, wenn ich doch vor Ort bin?“
Sharas Reaktion passte nicht zu dem ersten Eindruck, den Royce von ihr gehabt hatte.
Als das Sicherheitssystem ihn alarmiert hatte, weil sich Shara aus dem Haus gestohlen hatte, war er zunächst wütend gewesen.
Dumm und gedankenlos waren noch die harmloseren Begriffe gewesen, die ihm eingefallen waren. Ebenso wie unverantwortlich und rücksichtslos.
Doch den Bodyguard hatte sie aus einem fehlgeleiteten Sinn für Selbstschutz abgelehnt. Wenn man bei ihr etwas an der Oberfläche kratzte, kam eine starke und couragierte Frau zum Vorschein.
Denn es brauchte Courage, zuzugeben, wenn man im Unrecht war.
Und es brauchte Mut und Stärke, sich den eigenen Ängsten zu stellen.
Genau das tat Shara.
Sie mochte es falsch angepackt haben, doch sie versuchte es wenigstens.
Er konnte nicht anders, als ihr dafür seinen Respekt zu zollen.
„Möchten Sie Kaffee?“, fragte Royce, nachdem sie im Haus angekommen waren. „Oder etwas Stärkeres?“
Shara schüttelte den Kopf, sodass ihr das Haar über die Schultern fiel. „Danke. Nichts Stärkeres. Ich werde schon nicht zusammenbrechen.“ Sie lächelte verschmitzt. „Ein Nervenzusammenbruch pro Tag genügt.“
Er musste lachen. Sie konnte sich auch über sich selbst lustig machen. „Das war kein Nervenzusammenbruch. Es war nur …“
„Ein Zusammenbruch“, gab sie trocken zurück.
Jedenfalls hatte sie sich bestens wieder im Griff.
Er hob die Schultern. „Jeder hat ein
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