Julia Extra Band 361
auf ihren legte, ging Shara in Flammen auf. Anders konnte man ihren Zustand nicht beschreiben.
Sie spürte Hitze aufsteigen. Feuer kroch durch sie hindurch.
Sie erkannte die Wahrheit: Sie begehrte Royce.
Lust.
Pure Lust pochte in ihr.
Zertrümmerte den kleinsten Rest von Widerstand.
Schaltete ihren Verstand aus. Löschte ihr ganzes Denken aus.
Alles, was übrig blieb, war reines Gefühl.
Ein Aufruhr an Gefühlen, der sie emporhob und sich an ihn klammern ließ, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte.
Es spielte keine Rolle, dass es ein Fehler war, was sie taten. Der Teil ihres Bewusstseins, der sie warnen wollte, war bereits in Deckung gegangen.
Da ertönte nochmals das „Ping“ des Lifts. Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, wo sie war, mit wem sie hier stand und was sie tat.
Sie trat einen Schritt zurück, stolperte beinahe über die eigenen Füße.
Die Welt um sie herum kehrte mit solcher Wucht zu ihr zurück, dass ihr schwindelig wurde. Ihr war, als ob ihr Augenmerk sich ganz auf Royce gerichtet hätte.
Auf seinen Mund, seine Arme.
Auf die Berührung seines Körpers.
Langsam drehte sie den Kopf zur Seite.
Zwei Männer standen in der Tür zum Lift und konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Verschämt schlug sie die Augen nieder.
Im Unterbewusstsein bekam sie mit, dass Royce sich umwandte und mit einem Anflug von Belustigung fragte: „Welche Etage?“
Shara schauderte. Was war mit ihr los? War ihr Leben nicht schon kompliziert genug?
Royce beobachtete Shara, als sich die Tür hinter den beiden Männern schloss. Sie waren im vierten Stock ausgestiegen.
Sie war angespannt und stand still wie eine Statue, die Arme in die Seite gestützt.
Bisher hatten sie kein Wort gewechselt.
Dann wandte Shara sich mit blitzenden eisblauen Augen zu ihm.
„Wozu, in aller Welt, haben Sie das getan?“
Eine gute Frage.
Eine sehr gute Frage.
Die ehrlichste Antwort war: Er hatte nicht nachgedacht.
Als ihr Arm seinen Körper gestreift hatte, war jedes rationelle Denken ausgeschaltet worden. Instinktiv hatte er nach ihr gegriffen.
„Nun? Ich verlange eine Antwort!“ Shara war zu dem kühlen Befehlston übergegangen, den sie schon längere Zeit nicht mehr benutzt hatte. „Versuchen Sie immer, Ihre Klientinnen zu küssen?“
„Nein“, erwiderte Royce ruhig. Seine Augen waren dunkle Schlitze. „Normalerweise halte ich mich an die Regel, Geschäftliches nicht mit Privatem zu vermengen.“
„Tatsächlich?“ Sie warf ihr Haar zurück und machte eine fahrige Handbewegung. „Was sollte dann dieses … Fiasko ?“
Sie hielt ihre Küsse für ein … Fiasko ?
Doch wohl kaum.
„Sie haben es genauso genossen wie ich“, sagte er mit Vorwurf in der Stimme.
Er hätte besser zugegeben, dass der Kuss ein Fehler war, der sich nicht wiederholen durfte.
Doch Royce war ein Mann der Wahrheit. Auch wenn sie unbequem war, musste sie heraus.
Shara blinzelte mit ihren großen blauen Augen. Ihre Miene war wachsam.
„Nein!“, sagte sie.
Royce schüttelte den Kopf. Dies war das erste Mal, dass er Shara beim Schwindeln erwischt hatte – darin war sie kein Profi.
Sein Verlangen nach ihr wurde immer größer.
Wieder übernahm sein Instinkt die Führung.
Zwei Dinge tat er gleichzeitig.
Er trat vor und drückte den Knopf, auf dem „Not-Stopp“ stand.
Der Lift kam zu einem plötzlichen, kreischenden Halt.
Shara taumelte zurück. „Was … was tun Sie da?“
Ihre Worte klangen wie ein Pistolenknall.
Genau. Was tat er da?
„Ich muss etwas beweisen“, murmelte er und drängte sie in eine Ecke des Lifts.
„Was … was denn?“
„Dass Sie unseren Kuss ebenso genossen haben wie ich.“
„Ich … Sie …“ Shara schnappte nach Luft.
„Wenn Sie es zugeben, werde ich Sie nicht mehr küssen“, flüsterte er.
Ihre Blicke trafen sich. Ein erstickter Laut entrang sich Sharas Kehle.
Sie konnte es nicht.
Sie konnte ihm nicht in die Augen schauen und lügen.
Das lag nicht in ihrer Natur.
Und Royce triumphierte.
Shara wusste nicht mehr, was sie denken, was sie fühlen sollte.
Das Funkeln in seinen schokoladebraunen Augen verkündete eine klare Botschaft.
Er begehrte sie.
Sein Blick war auf ihren Mund gerichtet.
Sharas Muskeln spannten sich an und drängten sie zur Bewegung. Nicht weg von ihm – hin zu ihm.
Ihre Lippen trafen sich. Hungrig folgte Kuss auf Kuss. Royce hob sie auf die Zehenspitzen, presste sie an sich und teilte mit seinen Lippen die ihren. Seine Zunge drang in die warmen
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