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Julia Extra Band 361

Julia Extra Band 361

Titel: Julia Extra Band 361 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Jackie Braun , Melanie Milburne , Tina Duncan
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auf dem Schoß sitzen zu haben.
    „Ruhig, Bess. Alles ist gut“, sagte er.
    Die Frau drehte sich zu ihm um. „Da fällt mir ein, ich kenne den Namen Ihres Pferdes, aber Ihren Namen weiß ich nicht.“
    „Jake. Jake McCabe.“ Er wartete auf eine Reaktion. Eine Zeit lang hätten viele bei seinem Namen aufgeschrieen, zumindest in seiner Heimatstadt Buffalo. Doch ihre Miene blieb unverändert.
    „Ich heiße Caroline … Franklin.“ Ihre Stimme klang seltsam herausfordernd, als sie hinzufügte. „Meine Freunde nennen mich Caro.“
    „Also Caro, sind Sie bereit?“
    Caro nickte, und Jake gab dem Pferd die Zügel.
    Der Weg zum Gasthof dauerte länger als erwartet. Das Wetter war noch schlechter geworden. Der Wind hatte die älteren Hufspuren des Pferdes verweht.
    Er atmete erleichtert auf, als er den Gasthof sah. Der Ort hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Das Haus stand im Schutz hoher Bäume und war von der Hauptstraße aus nicht zu entdecken. Die große Veranda war mit einer dicken Schicht Schnee bedeckt, obwohl er sie kurz vor seinem Ausritt freigeschaufelt hatte. Im Sommer wollte er dort die Schaukelstühle aufstellen, die er in seiner Werkstatt gebaut hatte.
    Er hatte schon immer gern mit Holz gearbeitet, und dank der geduldigen Anleitung seines Vaters, die ihm in seiner Kindheit zuteilgeworden war, verfügte er über einiges Geschick. Während sich einige Polizisten nach einem anstrengenden Tag dem Alkohol hingaben, hatte sich Jake an Bandsäge, Winkelschleifer und anderen Werkzeugen ausgetobt.
    Wahrscheinlich hatte die Arbeit mit Holz ihn vor dem Durchdrehen bewahrt, während er das Ergebnis der internen Untersuchung abgewartet hatte, die auf den Tod der Frau und ihres Kindes gefolgt war. Sie waren bei einer Durchsuchungsaktion in einem Haus erschossen worden, in dem sich angeblich ein bekannter Drogenhändler versteckt hielt. Zwar hatte Jake nicht selbst geschossen, aber er hatte damals das Kommando geführt.
    Sein Team war zur falschen Adresse gefahren.
    Noch vor Abschluss der Ermittlungen hatte er zwei Stühle gebaut. Er hatte sich noch mehr Mühe gegeben als sonst, fest entschlossen, alles perfekt zu machen. Auch ohne die Hilfe des Psychologen wusste er, dass es ihm darum ging, die Kontrolle wiederzuerlangen. Am Ende war er mit den beiden Stühlen sehr zufrieden gewesen, aber die Ergebnisse der internen Untersuchung hatten ihn aus der Bahn geworfen.
    Sie behaupteten, er habe die richtige Adresse erhalten, sich aber beim Lesen vertan. Nein, das hatte er nicht, verteidigte er sich zunächst. Aber dann waren wichtige Papiere nicht mehr auffindbar, und da ihn der Tod der beiden unschuldigen Menschen verfolgte, war er sich plötzlich nicht mehr so sicher. Nach der internen Untersuchung erhielt er eine Abmahnung, die in seine Akte wanderte, bekam aber die Erlaubnis, zu seiner Dienststelle zurückzukehren. Doch dann nahmen die Dinge eine noch schlimmere Wende.
    Der junge Polizist, der die Schüsse abgefeuert hatte, beging Selbstmord, da er nicht damit fertig geworden war, das Blut zweier unschuldiger Menschen an seinen Händen kleben zu haben. Aber für die Leute in seiner Heimatstadt Buffalo stand fest, dass Jake auch daran die Schuld trug.
    Jake, der nach Abschluss der Polizeischule fast zwölf Jahre lang in Buffalo Polizist gewesen war, geriet zum Außenseiter. Allerdings stellten sich einige Menschen öffentlich auf seine Seite. Die Polizeigewerkschaft hatte angekündigt, gegen das Untersuchungsergebnis Einspruch einzulegen. Aber als der Polizeihauptmann ihm eine Abfindung anbot, nahm Jake an. Er sah keine andere Möglichkeit, als aus dem Dienst auszuscheiden.
    Welchen Grund hatte er, gegen das Untersuchungsergebnis vorzugehen? Eine Frau war tot, ihr Baby ebenfalls. Sein Kollege hatte sich das Leben genommen. Auch wenn sich Jake nicht bei der Adresse vertan hatte, so war die Schießerei doch unter seinem Kommando passiert. Und dann war da noch die Sache mit Miranda …
    Er hatte seine Sachen gepackt und der Polizeitruppe und Buffalo den Rücken gekehrt.
    Vor sechs Monaten war er zu dem Gasthof gefahren. Als Junge war er mit seiner Familie häufig dort gewesen. Das Haus lag im Schatten der Berge der Green Mountains im Bundesstaat Vermont. In seiner Kindheit hatte er den Ort geliebt, und er hoffte, dass er den alten Zauber als Erwachsener wiederfinden würde. Aber der Gasthof war geschlossen, ein Schild stak im Rasen, auf dem er zum Verkauf angeboten wurde. Als er den erbärmlichen Zustand des Gebäudes

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