Julia Extra Band 361
schüttelte verblüfft den Kopf. „Ich fasse nicht, dass ich das laut ausgesprochen habe. Das habe ich noch nie zu jemandem gesagt … außer natürlich zu meiner Mutter. Aber das ist etwas anderes. Ich liebe sie! “
Wieder kraulte er Scraps die Ohren. „Was, wenn sie mich nicht liebt? Was, wenn ich ihr meine Liebe gestehe und sie mich nur auslacht?“
Scraps schnaufte leise und ließ den Kopf zurück auf die Pfoten sinken.
„So etwas macht man nicht übers Telefon.“ Entschieden richtete Andreas sich auf. „Ich werde sie aufspüren und es ihr persönlich sagen, von Angesicht zu Angesicht. Wenn sie sich einbildet, sie wäre cleverer als ich, hat sie sich getäuscht.“
Er schaute auf Scraps hinunter. „Wenn du ins Haus kommen willst … da kann man wohl eine Ausnahme machen. Aber es wird nicht auf die Sofas gesprungen, verstanden? Und die Betten sind absolut tabu für dich.“
Das kleine Cottage auf der schottischen Isle of Harris war das perfekte Schlupfloch. Die langen Sandstrände luden zu Spaziergängen ein, und der stürmische Wind klärte den Kopf, wenn man nachdenken wollte.
Das war es, was Sienna hier tat – sie dachte über ihre Zukunft nach. Eine Zukunft ohne Andreas.
Es wurde Zeit, wieder mit ihrem Leben weiterzumachen. Mit einem Leben ohne Liebe, ohne Leidenschaft, ohne Glück. Mit einem erbärmlich einsamen Leben – also das genaue Gegenteil dessen, was Gisele hatte.
Sie hatte ihre Zwillingsschwester angerufen. Gisele sollte sich keine Sorgen machen. Nur hatte sie ihr nicht gesagt, wo sie war. Gisele hätte Andreas sofort verständigt, und Sienna wollte nicht mit ihm reden. Siennas Meinung nach hatte er seine Chance gehabt und sie nicht genutzt.
Seine Nachrichten auf ihrem Handy hatte sie gelesen. Anfangs waren es noch höfliche Bitten um Rückruf gewesen, die sich Schritt für Schritt zu ärgerlichen Tiraden gesteigert hatten, gespickt mit Schimpfworten. Sienna hatte alles gelöscht.
Sie wünschte, die Sehnsucht nach Andreas ließe sich auch so leicht löschen.
Sienna war inzwischen fast zwei Wochen auf der Insel, ohne auch nur einen Blick in eine Zeitung oder ins Internet geworfen zu haben. Sie wollte gar nicht wissen, was die Presse über sie und Andreas berichtete. Doch auf ihrem morgendlichen Spaziergang stellte sie kurz ihr Handy an und fand eine Nachricht von Gisele. Die Schwester hatte ihr einen Artikel geschickt, der am Tag zuvor erschienen war. Der Skandal, den das Sex-Video im Internet damals ausgelöst hatte, wurde wieder aufgewärmt. Offensichtlich hatte der beteiligte Mann die Nachricht über Giseles und Emilios Hochzeit gelesen und seine Chance für ein Exklusivinterview mit einer Klatschzeitung gesehen.
Die Erinnerung kehrte zurück, als Sienna das Interview las, und brachte alles wieder: die widerwärtigen Bilder, die maßlose Scham, den Ekel vor sich selbst. Der Mann ließ nichts aus und beschrieb sie als volltrunkenes Flittchen.
Wie erstarrt blieb sie auf dem von Wind umfegten Strand stehen. Gab es einen Ort auf dieser Welt, wo sie sich verstecken konnte? Würde sie diese Episode je hinter sich lassen können?
Dann rief sie den Link auf, den Gisele angegeben hatte.
Der französisch-italienische Tycoon Andreas Ferrante hat Anzeige gegen Eric Hogan erstattet. Mr Hogan behauptet öffentlich, vor zweieinhalb Jahren mit Mr Ferrantes Ehefrau geschlafen zu haben. Mr Ferrante sagt, er wird nicht eher ruhen, bis der Ruf seiner Frau vollständig wieder hergestellt ist. Die Polizei geht Hinweisen nach, laut denen Mr Hogan Mrs Ferrantes Getränk mit Drogen versetzt haben soll, und führt Zeugenbefragungen durch.
Siennas Puls raste, sie konnte kaum atmen. Ein zweites Mal las sie den Artikel, und Tränen traten ihr in die Augen.
Andreas stellte sich hinter sie. Er verteidigte ihren Ruf. Er kämpfte für sie, ohne auf die Kosten oder seine so geschätzte Privatsphäre zu achten.
Sie würde zum Cottage zurückgehen und packen. Sie würde … Als sie sich umdrehte, sah sie eine große Gestalt auf sich zukommen. Sie erkannte ihn sofort.
„Du hast besser eine gute Erklärung parat, warum du meine Anrufe nicht beantwortet hast.“ Andreas war bei ihr angekommen. Mit einer Miene düster wie Gewitterwolken stand er vor ihr. „Weißt du überhaupt, wie viel Aufregung du verursacht hast? Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um dich zu finden. Hättest du dich nicht melden können? Verdammt, ein einziger Anruf hätte genügt!“
Er stellt sich hinter mich. Er
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