Julia Extra Band 361
kämpft für mich. Mehr konnte Sienna nicht denken. „Wie hast du mich gefunden?“
„Gisele sagte, sie habe Dudelsackmusik im Hintergrund gehört, als du sie angerufen hast. Das schränkte den Suchbereich schon deutlich ein. Den Rest hat der Privatdetektiv erledigt, den ich angeheuert habe. Hast du überhaupt eine Ahnung, was die Presse alles schreibt?“
„Ich habe keine Zeitungen gelesen, erst gerade eben einen einzigen Artikel.“ Sie zog sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich entschuldige mich dafür, dass ich dir so viele Peinlichkeiten beschere.“
„Davon rede ich nicht. Um diesen Widerling habe ich mich gekümmert. Er wird deinen Namen nie wieder in den Mund nehmen.“ Er funkelte sie an. „Ist dir nicht klar, welche Sorgen ich mir um dich gemacht habe? Und vor meinem Personal stehe ich wie ein Idiot da. Ich komme zurück, und du bist weg, ohne dass ich davon weiß. Dir ist klar, dass du jetzt keinen Penny erhältst, oder? Du bist ausgestiegen, ich bekomme alles.“
„Du hattest immer alles, Andreas. Lächerlicherweise habe ich den Großteil meines Lebens Leute wie dich beneidet. Ich wollte auch all diese Reichtümer haben – die tollen Villen, die exotischen Urlaubsreisen, die schicke Garderobe, den kostbaren Schmuck. Ich hielt es für das ultimative Glück. Doch inzwischen habe ich erkannt, dass Privilegien und Reichtum bedeutungslos sind, wenn man das Wichtigste im Leben nicht besitzt – Liebe.“
Vor Ärger wurden seine Augen zu engen Schlitzen. „Du glaubst, ich liebe dich nicht?“, übertönte er donnernd den heulenden Wind. „Ich habe zwei Wochen ohne Schlaf und anständige Mahlzeiten hinter mir. Seit zwei Wochen war ich nicht mehr im Büro. Den Riesenauftrag, den ich hingeworfen habe, will ich gar nicht erwähnen. Meine Zeit ist dafür draufgegangen, dich ausfindig zu machen. Wie kannst du da wagen, mir vorzuwerfen, ich würde dich nicht lieben?!“
Siennas Herz setzte zu einem wilden Stakkato an. „Du liebst mich? Du sagst das nicht nur, um mich zur Rückkehr zu bewegen, damit du dein Gesicht wahren kannst?“
„Ich sage es, weil es die Wahrheit ist, verdammt! Ich liebe deinen schrägen Humor, ich liebe sogar deine Unordnung. Ich liebe es, wie du einen verwilderten Streuner, den niemand wollte, gezähmt hast. Ich liebe dein Lächeln, dein Lachen, das Funkeln in deinen Augen. Ich liebe es, wie du dich in meinen Armen anfühlst. Und wie du das eine sagst und dann genau das andere tust.“ Er stieß laut hörbar die Luft aus. „Habe ich etwas ausgelassen?“
Sienna lächelte zerknirscht. „Ich denke, damit hast du so ziemlich alles abgedeckt.“
Er lachte rau auf und zog sie fest in seine Arme, atmete die salzige Luft ein und den Duft ihres Haars. „Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut.“
Sie lehnte den Kopf zurück, um ihn ansehen zu können. „Wo genau tut es weh?“
Er zog ihre Hand zu seinem Herzen. „Genau hier.“
Sienna musste die aufsteigenden Tränen wegblinzeln. „Ich war so einsam nach Giseles Hochzeit. Ich konnte unmöglich länger eine Lüge leben. Es war grausam von deinem Vater, sich ein solches Arrangement auszudenken.“
„Ich hatte das gleiche Gefühl, ma petite . Zu sehen, wie sehr Emilio deine Schwester liebt, hat mich aufgewühlt. Mein Leben lang habe ich darauf geachtet, mich nicht emotionell zu binden. In Beziehungen war ich immer derjenige, der die Spielregeln vorgab. Doch mit dir war es völlig anders. Ich hatte keine Kontrolle über das, was ich fühlte, nur weigerte ich mich, genauer darüber nachzudenken. Ich glaube, ich habe erst begriffen, dass ich dich liebe, als ich sah, wie niedergeschlagen Scraps war.“
„Ist alles in Ordnung mit ihm? Ich habe geheult wie ein Kleinkind, weil ich ihn zurücklassen musste.“
Andreas grinste. „Nun, er hat beschlossen, dass die Scheune nicht die richtige Unterkunft für ihn ist. Er hält die Villa für angebrachter. Besonders das Sofa hat es ihm angetan, von dort aus kann er nämlich den ganzen Tag fernsehen. Er hat eine Vorliebe für Reality-Shows entwickelt.“
Sienna schlang die Arme um Andreas’ Hals. „Ich wusste doch, dass ich ihn zähmen kann. Ich brauchte nur Geduld.“
Andreas drückte sie fest an sich. „Lass uns richtig Hochzeit feiern. Ich will dich in einem von diesen Märchenkleidern sehen, mit Schleier und Tiara. Meinetwegen auch gläserne Schuhe. Sag mir, was du dir wünschst, und ich werde es wahr machen.“
Sie seufzte glücklich. „Was mehr könnte ich mir denn
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