Julia Extra Band 361
einzubilden, er könnte an ihr interessiert sein.
„Machst du dir keine Sorgen, wie es aussehen könnte, wenn wir uns nach nur einem Monat Ehe schon auf verschiedenen Kontinenten aufhalten?“, fragte sie kühl.
„Ich habe eine Firma zu führen. Ich kann keine Ablenkung gebrauchen, wenn ich an einem so großen Auftrag arbeite.“
„Fein.“ Sie setzte die lässige Fassade auf, die sie immer nutzte, wenn sie kaschieren wollte, wie verletzt sie war. „Wir sehen uns dann also irgendwann.“
Andreas erwiderte nichts darauf, aber das Klicken der Tür hinter ihm war Antwort genug.
„Was soll das heißen, sie ist nicht hier?“, brauste Andreas auf, als er eine Woche später in die Villa in der Toskana zurückkehrte.
Elena hob abwehrend die Hände. „Ich soll ausrichten, dass es vorbei ist. Sie will nicht mehr mit Ihnen verheiratet sein.“
Wütend schnappte er nach Luft. „Seit wann ist sie weg?“
„Gleich am Tag nach der Hochzeit ihrer Schwester ist sie abgereist“, antwortete die Haushälterin. „Ich habe versucht, es ihr auszureden, aber sie blieb stur. Sie meinte, sie habe ihre Entscheidung getroffen.“
„Warum haben Sie mich nicht angerufen und mir Bescheid gegeben?“
„Ich musste es ihr versprechen.“
„Sie sind bei mir angestellt, nicht bei ihr“, fuhr er auf. „Sie hätten mich sofort benachrichtigen sollen!“
„Vielleicht hätten Sie sie anrufen sollen, wie ein Ehemann das normalerweise macht“, konterte Elena vorwurfsvoll. „Dann wäre sie sicherlich nicht gegangen.“
Andreas fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Wohin, zum Teufel, wollte sie?“
„Das hat sie nicht gesagt. Aber sie hat das hier dagelassen.“ In Elenas Hand lag der Ring seiner Mutter.
Andreas nahm ihn und ballte die Finger darum, bis es wehtat. Wollte Sienna denn das Geld nicht? Wenn sie die Ehe beendete, würde sie keinen Penny erhalten. Vor einem Monat noch hätte er sich hämisch die Hände gerieben, jetzt konnte er nur daran denken, wie er Sienna zurückholen konnte. Er wählte ihre Handynummer, doch nur die Voicemail sprang an.
Elena seufzte schwer. „Scraps trauert ihr schrecklich nach. Er frisst nicht mehr. Ich mache mir Sorgen um ihn.“
„Da sieht man, wie viel ihr an dem Hund liegt.“ Andreas schnaubte abfällig. „Würde er ihr etwas bedeuten, wäre sie nicht weggerannt.“
„Sie liebt ihn“, sagte Elena und sah Andreas direkt in die Augen. „Aber vielleicht weiß sie nicht, ob er sie auch liebt.“
Andreas runzelte böse die Stirn. „Haben Sie nicht irgendwas im Haushalt zu tun? Kissen richten? Gläser und Tassen abräumen?“
„Ohne Signora Ferrante gibt es nicht viel für mich zu tun. Sie hat das Haus mit Leben gefüllt, si ?“
Andreas ging zur Scheune, doch Scraps hob nicht einmal den Kopf von den Pfoten. Sein dunkler Hundeblick lag traurig und anklagend auf Andreas, als der vor dem Hund in die Hocke ging.
„Was höre ich da, du frisst nicht mehr?“ Andreas kraulte dem Hund gedankenverloren die Ohren. „Und sie geht nicht an ihr Handy. Ich habe ihr Hunderte von Nachrichten hinterlassen, aber sie ruft nicht zurück. Das macht sie absichtlich. Sie will, dass ich sie anflehe, zurückzukommen. Nur werde ich das nicht. Wenn sie die Ehe beenden will, dann ist das ihre Entscheidung. Und ich bekomme das Château. Mehr wollte ich von Anfang an nicht.“
Scraps knurrte leise und starrte Andreas weiter an.
Andreas seufzte. „Ich weiß genau, was du denkst. Du hältst mich für einen Trottel … weil ich mich selbst belüge.“ Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Du hast recht. Das Château ist mir egal. Ich will sowieso nicht dort leben – zumindest nicht ohne sie. Hier will ich auch nicht ohne sie leben. Es ist so verdammt … ordentlich.“ Er lachte trocken auf. „Ich hasse die Unordnung, die sie überall hinterlässt. Weißt du eigentlich, dass sie nie die Zahnpastatube verschließt? Das macht mich wahnsinnig. Aber ich würde alles dafür geben, sie jetzt hier zu haben, damit sie mich wahnsinnig macht. Und ich weiß nicht, wo sie ist … oder mit wem sie zusammen ist.“ Sein Magen zog sich zusammen. „Wie kann ich sie zurückholen? Auf Knien betteln?“
Scraps hob den Kopf und wedelte kurz mit dem Schwanz.
„Du bist ein weiser Hund.“ Noch ein schwerer Seufzer. „Ich bin verrückt nach ihr. Ich werde sie nie aus meinem Leben streichen können, denn es war nie nur Lust, nicht wahr? Sie ist das Beste, was mir je passiert ist. Ich liebe sie.“ Andreas
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