Julia Extra Band 361
Spielbankbesucher, hatte ihn im Polo-Outfit gesehen, im maßgeschneiderten Smoking und in Freizeitkleidung. Doch als sie ihn jetzt so hilflos daliegen sah, empfand sie fast so etwas wie Zärtlichkeit für ihn. Etwas schmolz in ihr und am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen und getröstet.
„Tariq“, flüsterte sie. „Oh, Tariq.“
Mühsam versuchte Tariq, die Augen zu öffnen. Wie durch einen Nebel nahm er etwas Vertrautes und zugleich merkwürdig Fremdes an der Frau wahr, die da mit ihm sprach. Es war eine Stimme, die er gut kannte, der Ruhepol in seinem hektischen Leben. Das war … Izzys Stimme, wie ihm jetzt klar wurde. Aber sie klang irgendwie ganz anders als sonst. Normalerweise war diese Stimme forsch und sachlich, manchmal auch kühl und missbilligend, aber noch nie hatte sie so sanft und ängstlich geklungen.
Als er die Augen öffnete und das Entsetzen sah, das sich auf ihrem Gesicht spiegelte, war er für einen Moment total verwirrt.
Was denn? War das wirklich Izzy?
„Keine Panik, ich lebe noch“, sagte er mit leisem Spott, bevor er sich an die Krankenschwester wandte, die gerade seinen Puls fühlte, und mit einem Augenzwinkern hinzufügte: „Das kann meine charmante Pflegerin hier doch sicher bestätigen, oder?“
Prompt stellten sich bei Isobel die Nackenhaare auf. Dieser Mann war unmöglich! Obwohl er eben erst knapp mit dem Leben davongekommen war, fiel ihm schon wieder nichts Besseres ein, als mit dieser verdammten Krankenschwester zu flirten! Wie kam sie bloß dazu, ihn auch nur eine einzige Sekunde zu bemitleiden?
„Wie konnte das passieren?“, fragte sie. Die Hände zu Fäusten geballt, starrte sie auf sein scharf geschnittenes, edles Gesicht.
„Sie sind vielleicht nicht der langsamste Autofahrer, aber normalerweise passen Sie doch auf?“
Als sie sah, dass ihr die Krankenschwester einen missbilligenden Blick zuwarf, ermahnte sich Isobel zur Zurückhaltung. „Nein, antworten Sie nicht“, fügte sie hastig hinzu. „Denken Sie nicht mal darüber nach. Sie sollen jetzt einfach nur schön brav hier liegen und sich ausruhen.“
Schwarze Augenbrauen hoben sich ungläubig. „Du meine Güte, was ist denn mit Ihnen los? Sie sind doch sonst nicht so langmütig.“
„Na ja, das ist ja auch nicht wie sonst, oder?“
Isobel warf ihm ein – hoffentlich – beruhigendes Lächeln zu. Dabei konnte sie allerdings nicht verhindern, dass sie sich ausmalte, wie sie ihn in den Arm nahm und ihm tröstlich mit den Fingern durch das glänzende schwarze Haar fuhr. War sie jetzt verrückt geworden oder was?
Tariq kniff die Augen zusammen. Wie seltsam . Er konnte sich nicht erinnern, Izzy jemals wirklich bewusst ins Gesicht gesehen zu haben. Oder vielleicht hatte er es ja, aber auf jeden Fall nicht so wie jetzt. Normalerweise schaute man einer Frau nicht so lange in die Augen. Außer man wollte sie verführen.
Aber im Moment konnte er seinen Blick nicht losreißen. Er sah die Sommersprossen auf ihrer blassen Haut und ihre bernsteinfarbenen Augen, die im Moment an die Augen eines verängstigten Kätzchens erinnerten. Sie sieht plötzlich so weich aus, dachte er erstaunt. Als ob sie sich gleich an ihn kuscheln und schnurren wollte.
In der Absicht, diese bizarren Gedanken zu verscheuchen, schüttelte er den Kopf und starrte sie finster an.
„Um mich ruhigzustellen, muss schon noch ein bisschen mehr passieren“, brummte er, ungeduldig ein Bein bewegend, das plötzlich aus einem unerfindlichen Grund angefangen hatte zu jucken. Als er das Knie beugte, verrutschte das Laken, wobei ein behaarter Oberschenkel zum Vorschein kam.
Isobels Wangen fingen an zu glühen, weil sie sich unwillkürlich vorstellte, dass ihr attraktiver Chef unter dem Laken nackt sein könnte. Aber seit wann machte sie sich solche Gedanken? Hatte sie nicht längst bewiesen, dass sie, anders als die meisten Frauen, gegen Tariq al Hakim und seinen Sex-Appeal immun war? Dass sein harter muskulöser Körper sie ebenso kalt ließ wie seine makellosen Gesichtszüge und die dunklen, lang bewimperten Augen? Isobel interessierte sich nicht für Herzensbrecher, die ihre Frauen wechselten wie ihre Hemden. Genauer gesagt waren das die Männer, die sie verabscheute … die Männer, vor denen ihre Mutter sie immer gewarnt hatte. Verantwortungs- und herzlose Männer wie ihr eigener Vater.
Trotzdem fiel es ihr schwer, den Blick von ihm loszureißen und die Schwester zu fragen: „Was passiert jetzt?“
Doch Tariq ließ die Frau gar
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