Julia Extra Band 361
Verlangen.
Jawohl, Verlangen ! Um sich postwendend mit heftigen Selbstvorwürfen zu überhäufen. Sie wollte diese neuen verwirrenden Gefühle nicht, und schon gar nicht bei ihm. Jeder andere Mann wäre besser als er.
„Izzy?“ Seine tiefe Stimme störte ihren chaotischen Gedankenfluss. „Warum ruhen Sie sich nicht auch ein bisschen aus?“
„Oh, ich bin eigentlich immer ganz froh, wenn ich etwas zu tun habe“, versicherte sie ihm eifrig, während sie noch mehr und noch energischer Asche aus dem Kamin kehrte. „Und morgen hat der Spaß ja sowieso ein Ende.“
„Morgen schon?“ Er ließ sein Buch sinken und runzelte die Stirn. „Sind wir denn schon eine Woche hier?“
„Na ja, eigentlich erst fünf Tage, aber Ihnen scheint es ja definitiv besser zu gehen.“
„Ja, auf jeden Fall.“ Mehr noch, so gut wie in den letzten Tagen hatte er sich seit Jahren nicht mehr gefühlt. Es war, als ob sein ganzer Körper generalüberholt und auf Hochglanz poliert worden wäre. Er brannte förmlich vor Tatendrang, schon ganz ungeduldig, endlich wieder nach London zurückkehren zu können.
Aber dann entwickelte sich seine letzte Nacht in Izzys kleinem Cottage viel unruhiger als erwartet.
Tariq konnte nicht einschlafen, weil er tatsächlich fast so etwas wie Bedauern verspürte, dass er nie wieder in diesem altmodischen Bett unter der geblümten Decke schlafen würde. Irgendwann glaubte er zu hören, wie sich Izzy nebenan im Bett herumwälzte. Oder war das nur Einbildung? Gut möglich, aber die Reaktion seines Körpers bildete er sich ganz bestimmt nicht ein.
Leise aufstöhnend drehte er sich auf die andere Seite, dann auf den Bauch, aber hier war seine Erektion im Weg. So war es ihm die ganze Woche ergangen und es war die Hölle gewesen. Jede Nacht hatte er sich vorgestellt, wie er seine harte Hitze zwischen Isobels helle Schenkel drängen würde … Woher kam nur dieses unerklärliche Verlangen?
Was er dringend brauchte, war eine neue Geliebte, soviel stand fest. Sofort nach seiner Rückkehr würde er diesen Ausnahmezustand beenden. Vielleicht sollte er ja dieses aufregende schwedische Model anrufen, das ihm kürzlich schöne Augen gemacht hatte …
Er widerstand dem Drang, seiner Not eigenhändig abzuhelfen und presste das Gesicht in das nach Lavendel duftende Kopfkissen, während er noch weitere infrage kommende Kandidatinnen in Gedanken Revue passieren ließ.
Aber der Schlaf weigerte sich weiterhin zu kommen, und im ersten Licht des Morgengrauens gab Tariq entnervt auf. Er schnappte sich seine Jeans, tappte gähnend nach unten, wo er sich Kaffee machte und sich dann auf die Couch legte, um sein Buch fertig zu lesen.
So fand Isobel ihn zwei Stunden später: Lang ausgestreckt auf dem Sofa liegend, mit dem aufgeklappten Buch auf der sich sanft und gleichmäßig wiegenden Brust.
Isobel schaute eine ganze Weile auf ihn hinunter, während sie an die vergangenen Tage dachte. Ihre Gefühle hatten ihr mächtig zu schaffen gemacht – seltsam beunruhigende Gefühle. Am Beunruhigendsten allerdings war, dass das Herzklopfen, das sie im Moment verspürte, darauf hindeutete, dass auch nach ihrer Rückkehr keine Besserung zu erwarten war. Weil sich irgendetwas in ihrer Beziehung grundlegend verändert hatte.
Vielleicht war es ein Rest schwärmerischer Kleinmädchenverliebtheit aus ihrer Schulzeit, der ganz tief in ihr drin all die Jahre geschlummert hatte. Doch was es auch sein mochte, das Problem war, dass sie schlicht nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte.
Sie schaute ihn immer noch an, wobei sie versuchte, sich gegen ihn immun zu machen, doch es klappte nicht. Plötzlich hätte sie ihn wahnsinnig gern berührt, und sei es auch nur auf eine ganz unschuldige Art und Weise. Weil sie etwas anderes nicht kannte? Sie wusste es nicht. Sie wollte ihm nur diese schwarze Locke, die ihm in die Stirn gefallen war, aus dem Gesicht streichen, sonst gar nichts.
Da öffnete Tariq auf einmal die Augen.
Hatte sie unversehens Atem geholt und die Luft dann zusammen mit einem tiefen Aufseufzen wieder ausgestoßen? Mit einem Aufseufzen, das sich irgendwie sehnsüchtig angehört hatte? Schoss deshalb jetzt ohne Vorwarnung sein Arm hoch und legte sich besitzergreifend um ihre Taille, bevor er sie mit einer entschlossenen Bewegung zu sich herunterzog, sodass sie direkt auf seiner nackten Brust landete?
„Tariq!“, keuchte sie beim köstlichen Zusammenprall ihrer beiden Körper.
„Izzy“, murmelte er, während in seinem Kopf
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