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Julia Extra Band 361

Julia Extra Band 361

Titel: Julia Extra Band 361 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Jackie Braun , Melanie Milburne , Tina Duncan
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nicht genau das gespürt, als sie ihn verletzt im Krankenhausbett hatte liegen sehen? Diese Einsamkeit, die er ausgestrahlt hatte? Was, wenn er tatsächlich einsam war?
    „Dann willst du dich also für immer hier in England niederlassen?“, fragte sie.
    Es folgte ein Moment des Schweigens. Tariq wickelte eine Portion Tagliatelle um die Gabel, aber er aß nicht, sondern schaute Isobel an. Um seine Mundwinkel zuckte ein bitteres Lächeln. Irgendwie waren die Frauen eben doch alle gleich. Egal worüber man sich auch unterhielt, früher oder später kamen die unvermeidlichen Fragen nach seiner Zukunft. Wahrscheinlich, weil seine Gesprächspartnerinnen dabei immer ihre eigene Zukunft im Blick hatten …
    „Mit ‚für immer niederlassen‘ meinst du vermutlich ‚eine Familie gründen‘, oder?“
    Isobel nickte. „Anzunehmen, ja.“
    Tariq verzog spöttisch die Lippen. Aha, sie nahm es also an! „So eine richtige Bilderbuchfamilie?“
    „Nun …“
    „Die gibt es nicht“, fiel er ihr ins Wort.
    „Das ist ganz schön hart, Tariq.“
    „Findest du?“ Sein Blick war kalt. „Dann hattest du also das Glück, in so einer Bilderbuchfamilie nützliche Erfahrungen fürs Leben zu sammeln?“
    „Na ja, nein. Du weißt, dass ich dieses Glück nicht hatte. Ich habe dir erzählt, dass ich meinen Vater nie kennengelernt habe. Es mag zwar kein ‚normales‘ Familienleben gewesen sein, aber es war ein Leben.“
    „Nun, ich hatte auch nie eine ‚normale‘ Kindheit“, sagte er und hörte zu seiner eigenen Überraschung, wie verbittert er klang.
    „Darf ich … erzählst du mir, was passiert ist?“
    Er musterte sie einen Moment. Sie sah so verdammt süß und sanft aus, dass ihm die Worte fast wie von selbst über die Lippen kamen. „Meine Mutter wäre bei meiner Geburt fast gestorben, und anschließend war sie so krank, dass sie rund um die Uhr betreut werden musste. Zahid war älter und nicht so wild wie ich, deshalb beschloss man bereits sehr früh, mich nach England aufs Internat zu schicken.
    Isobel runzelte die Stirn. „Warum so weit weg? Gab es denn nichts in der Nähe?“
    Er schüttelte den Kopf. „Mein Vater legte Wert darauf, dass ich eine westliche Erziehung genieße.“ Als er das Unverständnis in ihren Augen sah, fuhr er fort: „Und das habe ich in der Tat später nie bereut. Im Geschäftsleben kann es durchaus von Vorteil sein, sich nicht nur westlich zu geben, sondern auch so zu denken“, schloss er mit dem Anflug eines stolzen Lächelns.
    Doch trotz seines beruflichen Erfolgs verspürte Isobel Mitleid mit ihm. Obwohl sie die Entscheidung seiner Eltern durchaus nachvollziehen konnte. Aber was wurde aus einem Kind, das man mutterseelenallein in eine wildfremde Umgebung, in eine andere Kultur verpflanzte? Beruflich war ihm die Anpassungsleistung, die ihm das abverlangte, zweifellos gelungen, aber privat fühlte er sich bis heute nirgends wirklich zugehörig.
    „Dann willst du also keine Kinder?“, fragte sie.
    Sein Gesicht wurde verschlossen. „Da mein Bruder Zwillinge in die Welt gesetzt hat, brauche ich mir glücklicherweise um den Erhalt unserer Dynastie keine Gedanken zu machen.“
    Das hörte sich so kalt und gefühllos an, dass Isobel erschauerte. War das alles, was ihm zu diesem Thema einfiel? Der Fortbestand seiner Dynastie? Wünschte er sich niemals, seinen eigenen kleinen Sohn oder seine eigene kleine Tochter im Arm zu halten? Sie fest an sich zu drücken und sanft in den Schlaf zu wiegen?
    Sie betrachtete sein Gesicht im Kerzenschein. Es wirkte so stolz und unbeugsam, mit den ausgeprägten hohen Wangenknochen, der leicht gebogenen vornehmen Nase und dem großen sinnlichen Mund. Jetzt verstand sie, warum er immer in diese unerklärliche Aura von Einsamkeit gehüllt schien.
    Isobel senkte den Blick, schaute auf seine sehnigen Hände. An den weißen Seidenmanschetten glänzten goldene Manschettenknöpfe, die das Wappen des Königshauses von Khayarzah trugen.
    Jetzt streckte er plötzlich die Hand aus und legte sie um ihr Handgelenk, das im Vergleich zu seiner Hand schmal und zerbrechlich wirkte. Er strich mit dem Daumen kurz über die empfindsame Haut an der Unterseite ihres Handgelenks und lächelte, als er das erschrockene Flattern ihres Pulses spürte.
    „Du bist auf einmal so still, Izzy.“
    „Na ja, nach so einer Geschichte …“
    „Ja.“ Er schaute auf ihren Teller, den sie noch nicht angerührt hatte. „Du hast noch gar nichts gegessen.“
    „Du auch nicht.“
    „Ich weiß.

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