Julia Extra Band 361
seiner Rückkehr ihre Affäre im Sand verlaufen hatte. Und dann konnte er so tun, als ob nie etwas passiert wäre.
War es da nicht besser, reinen Tisch zu machen, selbst wenn es noch so schmerzte? Der Wahrheit ins Auge zu blicken, statt vor ihr davonzulaufen? Würde sie auf diese Weise nicht wenigstens einen Teil ihrer Würde und ihrer Selbstachtung zurückgewinnen?
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe nachgedacht, Tariq.“
Etwas in ihrem Ton veranlasste ihn aufzuhorchen. „Ach ja?“
Ihr schlug das Herz plötzlich bis zum Hals, aber sie zwang sich, ihm offen in die Augen zu schauen. „Ich habe noch ziemlich viel alten Urlaub. Was hältst du davon, wenn ich ihn nehme, während du weg bist und darüber hinaus. Fiona kennt sich aus, sie hat kein Problem damit, mich zu vertreten.“
Tariq versteifte sich, als er die plötzliche Förmlichkeit in ihrem Tonfall mitschwingen hörte. Izzy war ein sensibler Mensch … zu sensibel manchmal, wie er zugeben musste. Natürlich spürte sie, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte.
„Wenn es sein muss“, erwiderte er zögernd.
Isobel nickte. „Ich denke, es ist am besten so. Wir brauchen ein bisschen Abstand, Tariq. Diese … diese Affäre war wirklich … erstaunlich, aber inzwischen hat sie sich ja wohl überlebt, meinst du nicht?“ Sie hielt seinen Blick fest, fast als wollte sie ihn zwingen, ihr zu widersprechen.
In Tariq stieg Bewunderung für sie auf, in die sich flüchtiges Bedauern mischte. Er wusste schon jetzt, dass er sie als Geliebte vermissen würde, trotzdem war ihr Vorschlag die perfekte Lösung seines Problems. Das einzige, was ihm dabei nicht passte, war, dass die Initiative dazu von ihr ausgegangen war. Andererseits konnte man fragen, warum eigentlich immer er es sein musste, der eine Affäre beendete? Warum konnte nicht auch einmal er der Verlierer sein? Wer weiß, vielleicht würde ihm das ja sogar gut tun.
„Ich glaube, du könntest recht haben“, sagte er bedächtig.
„Wirklich?“ War das Enttäuschung, was da in ihrer Stimme mitschwang?
Er nickte. „Ja. Wahrscheinlich ist es tatsächlich besser, wenn wir es beenden, bevor es sich negativ auf unsere Zusammenarbeit auswirkt.“
„Auf jeden Fall.“ Sie lächelte mit fest zusammengebissenen Zähnen.
„Und den Urlaub hast du dir redlich verdient“, fügte er hinzu, während er sie eingehend musterte. „Warum fährst du nicht ein bisschen in die Sonne? Du bist schrecklich blass, Izzy.“
Sie nahm seine Worte als Bestätigung für ihren Verdacht. Ein kurzer Urlaub in der Sonne sollte ihr seiner Meinung nach behilflich sein, zur Tagesordnung zurückzukehren. Oh, wenn es doch bloß so einfach wäre! Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen, auf der Stirn brach ihr der kalte Schweiß aus, und sie hörte in ihren Ohren das Blut rauschen.
„Izzy?“ Er ergriff sie am Arm und schaute sie erschrocken an. „Um Himmels willen! Was hast du?“
Seine Finger gruben sich in ihre Oberarme, aber sie riss sich los und wandte sich ab. Sich an der Kante des Schreibtischs festklammernd, atmete sie tief durch und hoffte verzweifelt, dass sie nicht ohnmächtig wurde.
Sag es ihm.
„Izzy?“
Sag es ihm.
Aber sie brachte kein Wort heraus. Ich sage es ihm erst, wenn ich ganz sicher bin, dachte sie.
Wenn er zurückkommt.
10. KAPITEL
Jetzt hatte sie es schwarz auf weiß.
An der blauen Markierung führte genauso wenig ein Weg vorbei, wie bei dem Schwangerschaftstest gestern und vorgestern. Weil jeder Test der Welt nur bestätigen würde, was sie ohnehin schon die ganze Zeit wusste. Da half auch kein Beten mehr.
Sie war von Prinz Tariq al Hakam schwanger. Der Mann, der ihr unmissverständlich erklärt hatte, dass er niemals Kinder wollte, würde in weniger als neun Monaten Vater werden.
Mit einem Gefühl tiefster Ratlosigkeit schaute sie auf den roten Bus, der draußen vor dem Fenster die Straße hinunterrumpelte. In ihrem winzigen Apartment war es heiß und stickig, aber sie konnte sich nicht aufraffen, in den nächsten Park zu gehen. In letzter Zeit war sie dauernd erschöpft.
Ihr war so heiß, dass ihr der Schweiß in kleinen Bächen über den Rücken rann, obwohl sie nur ein leichtes Sommerkleid trug. Damit es etwas kühler wurde, hatte sie alle Fenster weit aufgerissen, aber draußen regte sich kein Lüftchen. Irgendwie war es Sommer geworden, ohne dass sie es richtig bemerkt hatte. Was bei Licht betrachtet jedoch wenig überraschend war. Seit Tariqs Abreise nach Khayarzah vor
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