Julia Extra Band 361
Besseren.
9. KAPITEL
Es war also wahr.
Ganz schrecklich, schrecklich wahr.
Isobels Befürchtung, dass sich Tariqs Gefühle abkühlten, war eben doch keine Einbildung gewesen. Er ging auf Abstand. Definitiv. Das konnte sie gar nicht falsch interpretieren.
Sie hatte fast eine ganze Woche lang keine einzige Nacht mit ihm verbracht, obwohl er nicht verreist war. Jeden Abend war er aus einem anderen Grund beschäftigt. Und obwohl das alles einleuchtend klang, ließ sich nicht übersehen, dass er ihr aus dem Weg ging.
Im Büro beachtete er sie kaum, sie konnte von Glück sagen, wenn er ihr morgens zur Begrüßung einen flüchtigen Kuss auf die Wange drückte. Auch die leidenschaftlichen Blicke, die ihr Herz höherschlagen ließen, blieben aus. Ganz zu schweigen von anderen, noch viel aufregenderen Dingen, die sie in der Vergangenheit im Büro getan hatten. Eigentlich war alles, was sie für eine kurze Zeit verbunden hatte, verflogen wie ein Spuk. Isobel war wieder die persönliche Assistentin. Es war, als ob er bei sich einen Schalter umgelegt hätte.
Sie versuchte ihn damit zu entschuldigen, dass er so viel zu tun hatte, aber wirklich glaubhaft klang das nicht. Nein, die bittere Wahrheit war, dass Isobels Verfallsdatum abgelaufen war – ein Schicksal, das sie mit allen seinen Ex-Geliebten teilte.
Fragte sich bloß, was sie jetzt machen sollte. Sich zurücklehnen und abwarten, was passierte? Oder sollte sie selbst die Initiative ergreifen, indem sie ihm vorschlug, ihre Affäre als beendet zu betrachten? Allein der Gedanke daran war unerträglich, aber was hatte es für einen Sinn, sich etwas vorzumachen? Immerhin hatte sie von Anfang an gewusst, wie die Geschichte enden würde.
Das alles beschäftigte sie fast pausenlos, bis sie entdeckte, dass Tariqs offenkundiges Desinteresse ihre geringste Sorge war. Weil es da noch ganz andere Dinge gab, die ihrer Aufmerksamkeit bedurften.
Ihr war seit ein paar Tagen übel, was sie sich mit einer leichten Lebensmittelvergiftung zu erklären versuchte, ausgelöst von dem rohen Fisch, den sie kürzlich gegessen hatte. Und dass ihre Brüste so merkwürdig spannten, hatte doch bestimmt etwas damit zu tun, dass sie die Pille nahm, oder? Auch wenn ihr etwas Ähnliches bisher noch nie aufgefallen war. Schwanger konnte sie jedenfalls nicht sein, die Pille war schließlich sicher.
Aber die Übelkeit verstärkte sich, ebenso die Spannung in ihren Brüsten. Und dann sagte Tariq etwas, das sie alarmiert aufhorchen ließ …
Es war an dem Wochenende, an dem Isobel zum ersten Mal seit Langem bei ihm übernachtete. Es schien eine Ewigkeit her, seit sie zwei volle Tage miteinander verbracht hatten, und dass es überhaupt dazu gekommen war, grenzte in ihren Augen schon fast an ein Wunder.
Am frühen Sonntagmorgen begann er sie im Halbschlaf zu küssen, mit den Händen auf ihren Brüsten. Sie seufzte leise auf und kuschelte sich in die weichen Kissen.
„Izzy?“, murmelte er. „Kann es sein, dass du etwas zugenommen hast?“
Sie war schlagartig hellwach. „Was? Warum?“, keuchte sie. „Soll das heißen, dass du mich zu dick findest?“
Er schüttelte den Kopf und sagte lachend: „Niemals! Ganz im Gegenteil.“ Dabei blies er sanft in die kleine Mulde zwischen ihren Schlüsselbeinen. „Ich finde, du kannst ruhig noch ein paar Pfunde zulegen. Männer lieben Kurven, das habe ich dir schon oft gesagt.“
Aber das konnte sie keineswegs beruhigen. Deshalb empfand sie es fast als Erleichterung, als wenig später nebenan in seinem Arbeitszimmer trotz der frühen Morgenstunde das Telefon zu läuten begann. Da es die private Leitung nach Khayarzah zu seinem Bruder war, stand Tariq, ungehalten in sich hineinbrummend, auf.
Isobel nutzte die Gelegenheit, um eilig ins Bad am anderen Ende des Flurs zu verschwinden. Jetzt war der Moment der Wahrheit gekommen.
Im Bad stellte sie sich nackt vor den mannshohen Spiegel … und holte erschrocken Luft, als sie sah, dass Tariq recht hatte. Ihre Brüste waren unübersehbar voller geworden, die überempfindlichen Brustwarzen viel dunkler als früher.
Waren das die ersten sichtbaren Anzeichen einer Schwangerschaft? Konnte das sein?
Und Tariq wollte keine Kinder …
Jetzt konnte sie nur noch beten. Vor allem durfte sie sich nicht verrückt machen, denn schließlich war noch nichts bewiesen. Vielleicht war es ja auch nur blinder Alarm.
Sie duschte schnell und zog sich an. Beim Zuknöpfen ihrer Bluse verspürte sie wieder dieses leichte Ziehen in
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