Julia Extra Band 362
vorbereiten.“
Sie war wie betäubt. Ihr Herz hämmerte so laut in ihrer Brust, dass er es hören musste. Zögernd nickte sie und wartete darauf, dass er sie mit seinen starken Armen umschloss.
Doch er rührte sich nicht. Ihr Herz schien zu erkalten.
Weder hatte Rafe ihre Liebe gefordert, noch hatte er seine zugesagt. Schon möglich, dass diese Verlobung sie einander näherbrachte. Sie könnte sogar dazu führen, dass sie einer soliden und langlebigen Beziehung entgegengingen, ohne Verpflichtung und ohne Sex …
Und Keirs Zukunft wäre gesichert.
Mit gedämpfter Stimme bedankte sie sich bei ihm.
Rafes Augen wurden zu Schlitzen. „Ich möchte das nie mehr hören. Wenn doch, müsste ich mich wieder bei dir bedanken, weil du mir das Leben gerettet hast. Das könnte auf Dauer ermüdend sein.“
Sie zwang sich zu lächeln und schlüpfte in die Rolle der neu geborenen Marisa, die mit allem fertig wurde. „Das ist einfach nicht wahr! Du wärst auch ohne mich aus dem Wrack entkommen.“
Marisa verbrachte den Rest des Nachmittags mit dem Erstellen von Listen, was getan und was besorgt werden musste. Das Dringendste waren Sachen zum Anziehen für Keir und sie selbst. Denn es gab nur wenig, was sie aus der Garage hatte retten können.
Nachdem Marisa das Abendessen vorbereitet und Keir zu Bett gebracht hatte, machte sie sich daran, ihre spärliche Garderobe zu sortieren. Sie wählte ein leichtes Oberteil in einem Rot, das ihrer Haut einen honigfarbenen Glanz verlieh, und kombinierte es mit einer engen Hose.
„Du siehst aus wie der Sonnenuntergang persönlich“, sagte sie laut zu sich selbst.
Einen Augenblick lang zögerte sie mit angespannten Nerven vor dem Spiegel. Dann drehte sie sich entschlossen um und steuerte den kleinen Salon an. Rafe stand am Fenster und sah auf den Rasen hinaus, der noch immer in üppigem Grün schimmerte. Als er sich zu ihr umwandte und sie anlächelte, loderte das Feuer der Leidenschaft erneut schlagartig in ihr auf.
„Alles klar?“
„Ja, Keir schläft schon tief.“ Ihre Nervosität versuchte sie dadurch zu vertuschen, dass sie einen langen Blick auf die Uhr warf. „Das Essen sollte in einer halben Stunde fertig sein.“
„Champagner wäre dem heutigen Anlass entsprechend angebracht. Möchtest du?“
„Gerne.“ Als sie ihm zuschaute, wie er die Flasche köpfte, überlegte sie kurz, wie oft er das schon getan hatte – und für wie viele Frauen.
Die Überlegung erschreckte sie. Eifersucht hatte sie bisher nicht gekannt, und sie hatte nicht die Absicht, diesem Gefühl jetzt Raum zu geben.
Der Champagner war vorzüglich.
„Er kommt von einem meiner Weingüter im Süden der Insel“, erklärte er. „Nun möchte ich einen Toast ausbringen.“
Sie lächelte, als er sich in Positur stellte. „Auf uns – auf dich, auf Keir und mich.“
Seine Worte bewegten sie, und sie wiederholte den Toast.
Sie nahmen das Essen wieder auf der Terrasse ein. Langsam begann es zu dämmern, und das Kreuz des Südens tauchte am Himmel auf. Rafe erzählte ihr Geschichten aus Manuwais großer Vergangenheit. Sie wollte immer mehr davon hören.
Schließlich gingen sie hinein, wo Rafe sie ernst anblickte und sagte: „Du brauchst dringend einen Ring. Wir besitzen eine Menge Familienschmuck, aber ich kann gerne einen Juwelier mit einer kleinen Auswahl kommen lassen. Ich denke, es wird nicht nötig sein, unsere Verlobung in der Presse anzukündigen …“
„Um Gottes willen.“ Sie wurde etwas blass.
„Wir werden dem Presserummel nicht entkommen können.“ Er versuchte, sie zu beruhigen. „Unsere Beziehung wird auf großes Interesse stoßen, es wird wilde Spekulationen geben, aber ich versuche mein Möglichstes, um den Rummel klein zu halten.“
Sichtlich erleichtert nickte sie. David las keine Klatschspalten. Doch als sie sagte „Ich brauche keinen Ring“, hob Rafe die Brauen.
„Oh doch.“
Er klang sehr bestimmt. Ob sie es wollte oder nicht, sie würde einen Ring bekommen. Trotzdem fragte sie herausfordernd: „Warum?“
„Ein Verlobungsring zeigt die Ernsthaftigkeit unserer Verbindung. Wir leben nicht nur zusammen. Um die anderen zufriedenzustellen, einschließlich deines Exmannes, brauchen wir solche Äußerlichkeiten. Und wir müssen uns der Öffentlichkeit zeigen. Meine Freunde werden dich kennenlernen wollen.“
Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Ist das wirklich nötig?“
„Ja.“ Er betrachtete sie aufmerksam. „Ich bin sicher, du wirst sie mögen. Hast du
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