Julia Extra Band 362
ihre Brust. Augenblicklich verwandelte sich ihre Begierde in einen verzehrenden Sturzbach und drohte sie mitzureißen. So einfach, dachte sie. Es wäre so einfach, diesem berauschenden Verlangen ihres Körpers zu folgen – und sich ihm ganz hinzugeben …
Keir! schrie ihr Verstand. Denk an Keir!
Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Instinktiv presste Rafe sie fester an sich. Doch nach einer Sekunde ließ er sie los. Kein Muskel bewegte sich. Als sie einen unsicheren Schritt zurück machte, schoss sein Arm nach vorn.
„Was ist los?“, fragte er mit fester Stimme.
„Nein“, keuchte sie. „Nein, wir können … wir dürfen das nicht tun.“ Sie suchte nach dem passenden Wort. „Es ist zu gefährlich“, stieß sie schließlich hervor.
„Das finde ich nicht!“
Er sprach laut und dominant.
Trotzdem erbebte sie zum wiederholten Mal und musste gegen das ungestüme Verlangen ihres Körpers ankämpfen.
„Was genau ist gefährlich?“, verlangte er zu wissen. „Wenn wir miteinander schlafen? Oder uns verloben?“
„Beides“, schleuderte sie ihm entgegen. „Aber besonders die Verlobung. Zu viele Dinge könnten passieren.“
„Nenn mir eines.“
„Keir. Er nimmt an, dass wir hier nur Urlaub machen, nicht für immer bleiben. Wenn er glaubt, dass wir hier mit dir zusammenleben, und wir gehen wieder weg, wird ihm die Enttäuschung das Herz brechen. Ich will nicht, dass er wie ein Kind aus zerrütteten Verhältnissen endet.“
„Er kommt bereits aus einer Scheidungsfamilie.“
„Bis ich sah, wie er mit dir umgeht, war mir nicht bewusst, wie sehr er einen Vater braucht. Wenn er dann wieder herausgerissen wird – das darf ich ihm nicht antun.“
Rasch, bevor er etwas entgegnen konnte, setzte sie nach. „Und du könntest jemandem begegnen und dich verlieben.“
„Ich pflege meine Versprechen zu halten.“
Sie hatte bereits einmal in einer unschönen Beziehung gelebt. Sie sollte sich nicht verleiten lassen, in die nächste hineinzuschlittern.
Liebte sie ihn?
Nein. Sie kannte Liebe doch gar nicht. Was sie am Anfang für David empfunden hatte, war keine Liebe gewesen. Das Gefühl damals basierte einzig und allein auf ihrer Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit. Dies hier könnte das Gleiche sein …
Sie warf ihm einen gehetzten Blick zu. „Meinst du, eine Frau würde sich wegen eines bloßen Versprechens einem Mann ausliefern?“
Eine schwarze Augenbraue zog sich nach oben. „Ich kann nur hoffen, dass die Leidenschaft dafür verantwortlich ist, dass du nicht klar denken kannst“, knurrte Rafe. „Sei versichert, dass ich kein Mensch bin, der mit voller Absicht andere verletzt … Ich glaube vielmehr, dass unsere Gefühle füreinander mehr als ausreichend sind für eine zufriedenstellende Beziehung.“
Er kam wieder näher. Die Spitze seines Zeigefingers fuhr von ihrem Kinn über den schlanken Hals in den Ausschnitt ihres Polohemds.
Unter seiner Berührung durchfuhr sie ein Schauer. Doch sie versuchte, sich zu sammeln, um ein schlüssiges Argument zu finden. „R…Rafe, im Ernst. Wir können nicht mit Keirs Gefühlen spielen – und mit unseren eigenen auch nicht. Außerdem wissen wir nicht mit Sicherheit, ob eine Verlobung David überhaupt fernhalten würde.“
Er hob ihr Kinn, sodass er ihr direkt in die Augen sehen konnte. „Ich habe noch niemals Freude daran empfunden, mit den Gefühlen anderer zu spielen.“ Er betonte jedes Wort, als hätte sie einen Nerv bei ihm getroffen. „Und wenn eine Verlobung deinen Exmann nicht fernhält – eine Heirat würde es können.“
Marisa hatte Mühe, sich aufrecht zu halten. „Bist du wahnsinnig?“, fragte sie und trat zwei Schritte zurück.
„Kann gut sein“, meinte er mit einem vergnügten Glitzern in den Augen. Dann wurde er wieder ernst. „Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du rennst weg und hoffst, dass Brown weder dich noch Keir in diesem Leben erneut ausfindig macht. Oder du bleibst so lange hier, bis die Sache ausgestanden ist. Sich in Neuseeland zu verstecken ist so gut wie unmöglich. Falls du ihm je von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen solltest, ist es von Vorteil, jemanden zu haben, der dich beschützt. Diesen Schutz kann ich dir bieten.“
Marisa versuchte, die verräterische Stimme in sich zum Schweigen zu bringen, die ihr ständig verführerisch einflüsterte: Warum nicht ?
Sehr überlegt sagte sie: „Ich habe mit meiner Ehe schon einmal eine falsche Entscheidung getroffen. Nun muss ich
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