Julia Extra Band 362
Nacht verspürt haben musste, schlich sich in seine Stimme. Auf seinem Gesicht spiegelte sich der Alptraum, den er damals erlebt hatte. „Das Boot sank, und ich bin in Panik geraten. Ist es das, was ich zugeben soll?“
„Ich will nur die Wahrheit“, entgegnete Vitale beinahe genauso angespannt wie ihr Vater.
„Nun, es tut mir leid, dass ich kein Held war, aber von überall strömte Wasser herein, und ich hatte zu viel Angst, um noch mal allein unter Deck zu gehen“, gestand er beschämt und trotzig zugleich. Ganz so, als wäre dies eine Entscheidung in seinem Leben gewesen, die er die Jahre danach viele Male hinterfragt hatte. „Ich habe eine Schwimmweste übergestreift und Rod in seine hineingeholfen, habe mit dem Rettungsboot gekämpft, während er mir sagte, was ich tun müsse. Ich kann nicht schwimmen, wissen Sie … hab es nie gelernt. Die Yacht sank, wir hatten keine Zeit mehr zu suchen, keine Zeit mehr, noch irgendetwas zu tun …“
„Sie kannten sie kaum“, murmelte Vitale mit dumpfer Endgültigkeit. „Sie haben sich selbst gerettet. Ich glaube nicht, dass man Sie dafür verurteilen kann.“
Zara bekam keinen Lunch mehr. Schweigend verließen sie das Hotel. Nach diesem Treffen hatte keiner von ihnen noch Appetit. Sie wusste, dass Vitale immer noch an seine tote Schwester dachte. Sie wusste auch, dass es ihm schwergefallen war, die Wahrheit zu hören. Loredana war sehr jung gewesen und die Entscheidung, mit einem fast völlig Fremden segeln zu gehen, nur eine impulsive Laune. Ihr Vater war in jener Nacht betrunken gewesen und nicht besonders mutig, aber es gab auch nur ganz wenige Menschen, die bereit waren, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um einen anderen zu retten, und es wäre nicht fair, ihm vorzuwerfen, dass er kein Held war.
„Nein, da ist nicht mal die klitzekleinste Wölbung!“, erklärte Bee zwei Wochen später an Zaras Hochzeitstag, als sie den Bauch ihrer Halbschwester aus jedem erdenklichen Blickwinkel betrachtete.
Zara war froh, dass von ihrer Schwangerschaft noch nichts zu sehen war. Also gut, ihre Brüste waren ein wenig voller geworden, aber das war auch schon alles. Deshalb konnte sie ein schmal geschnittenes, hinreißend elegantes Hochzeitskleid tragen, das ihre tolle Figur vollendet zur Geltung brachte. „Ich hoffe, Vitale hält mich nicht für overdressed.“
„Wie kannst du bei deiner eigenen Hochzeit overdressed sein?“, entgegnete Bee.
„Wenn es eine ganz kleine Angelegenheit ist, bei der nur eine Handvoll Gäste anwesend sind“, versetzte Zara und seufzte ein wenig.
„Stört dich das?“, fragte Bee besorgt. „Ich kann mir schon vorstellen, dass das nicht die Art Hochzeit ist, die du dir immer gewünscht hast.“
„Nein, nein, es ist genau das, was ich will. Dieses ganze Theater, das Mum veranstaltet hat, als ich Sergios heiraten sollte, war mir immer zu viel“, erwiderte Zara, „außerdem ist diese Hochzeit nur eine Formalität …“
„Also ich finde, es ist ein bisschen mehr als eine Formalität, wenn du den Vater deines Kindes heiratest“, bemerkte Bee amüsiert.
„Ich bin sehr froh, dass Vitale bereit ist, die Verantwortung zu teilen.“
Bee verdrehte die Augen. „Und genau aus diesem Grund trägst du ein wunderschönes Kleid, fantastische Schuhe und hast stundenlang an Make-up und Frisur gefeilt?“, neckte sie. „ Oh, bitte , sehe ich so dumm aus?“
Zara sagte nichts. Es stimmte schon, dass sie sich unglaubliche Mühe gegeben hatte, an diesem Tag umwerfend auszusehen. Da man zur eigenen Hochzeit auch etwas Altes tragen sollte, hatte sie außerdem das Schulabzeichen ihres verstorbenen Bruders in ihren BH geschoben. Wenn die Hochzeit eine reine Formalität war, warum betrieb sie dann diesen Aufwand?
Unter den gegebenen Umständen hatte sie nur ihre beiden Halbschwestern zu der kurzen Trauung eingeladen. Bee begleitete sie zur Kirche, und Tawny hatte versprochen, dort zu ihnen zu stoßen. Danach würden sie und Vitale direkt nach Italien fliegen. Sie hatte ihr Apartment geräumt und Rob als Manager von Blooming Perfect in London eingesetzt. Hoffentlich würde es bald genug Nachfrage nach ihren Leistungen in der Toskana geben, sodass sie dort ein weiteres Büro eröffnen konnte. Fluffy war bereits in ihr neues Zuhause geflogen worden, doch Zara hatte noch immer furchtbare Angst, dass sie einen riesigen Fehler beging. Andererseits war sie sich sehr bewusst, dass sie an das Wohlergehen ihres Kindes denken musste.
Der Wagen, den
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