Julia Extra Band 363
Schultern entlang. „Deine Haut ist weich wie Seide. Ich hatte fast vergessen, wie viel Schönheit es auf dieser Welt gibt. Zum Beispiel dein Gesicht im Sonnenaufgang oder dein Körper letzte Nacht im Mondlicht – es ließ deine Haut aussehen wie eine schimmernde Perle. Sogar die Lichter der Stadt scheinen heller zu strahlen, wenn du bei mir bist.“
Sein Gesicht war dicht vor ihrem, und dann küsste er sie erneut. Emma schloss die Augen. Einen Moment lang dachte sie an nichts anderes als an den Geschmack von Kaffee und Leidenschaft auf seinen Lippen. Sie wünschte sich, dieser Kuss möge niemals enden. Doch da klingelte Giannis Telefon. Er seufzte bedauernd und löste sich aus der Umarmung.
„Scusa.“ Als er den Anruf annahm, hatte Emma das Gefühl, die Wirklichkeit habe sie eingeholt. Das war auch besser so. Schließlich musste sie heute einen klaren Kopf bewahren. Schnell schlüpfte sie aus dem Bett und verschwand im Bad.
Sie betrachtete prüfend ihre geröteten Wangen und geschwollenen Lippen in dem großen Spiegel. Konnte es sein, dass Gianni doch mehr für sie empfand, als sie gedacht hatte?
Vergangene Nacht war sie wach geworden und hatte ihrerseits lange sein Gesicht betrachtet, dessen Konturen im milchigen Licht des Mondes weicher wirkten, fast verletzlich. Tief in ihrem Innern hatte sie sich gewünscht, Ja zu seinem Antrag und seinem Versprechen sagen zu können, um sich für ein paar Stunden als seine Verlobte zu fühlen, selbst auf die Gefahr hin, bei einem positiven Gentest einen Rückzieher machen zu müssen. Aber das wäre ihm gegenüber weder vernünftig noch fair gewesen.
Emma betrat die großzügige Dusche und ließ das warme Wasser über ihre verspannten Schultern prasseln. Nach dieser leidenschaftlichen Nacht fühlte sich ihr ganzer Körper rau und empfindlich an.
Aber die Zeit der Leidenschaft war endgültig vorbei. Heute würde sich ihr Schicksal entscheiden – mit allen Konsequenzen, auch für ihre Tochter und ihr Baby. Sie musste sich den Gedanken an eine gemeinsame Zukunft mit Gianni ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen.
Plötzlich behagte ihr die Vorstellung nicht, er könnte das Bad betreten und sie nackt unter der Dusche sehen. Ungeachtet der intimen Stunden, die sie geteilt hatten, verspürte sie das dringende Bedürfnis, Distanz zu schaffen. Hastig stellte sie das Wasser ab, trocknete sich ab und streifte den dicken weißen Bademantel über, der an einem Haken hinter der Tür hing.
Als sie zurück ins Schlafzimmer kam, sah sie, dass der Frühstückstisch auf dem großzügigen Balkon gedeckt war, der einen großartigen Blick auf den River Brisbane eröffnete. Gianni beendete sein Telefonat und lächelte ihr entgegen.
„Buongiorno.“ Sein Blick war warm und fürsorglich und brachte ihren ohnehin nervösen Magen zum Hüpfen. Ein ordentliches Frühstück würde ihr guttun.
„Guten Morgen, Gianni.“ Sie entschied sich für den direkten Weg. „Heute Mittag habe ich einen Termin. Danach möchte ich noch einmal meine Eltern besuchen, aber diesmal allein. Gegen 14 Uhr sollte ich zurück sein. Ist es dir recht, wenn wir dann zusammen nach Lyrebird Lake zurückfahren?“
Gianni legte den Kopf schief. „Du klingst auf einmal sehr geschäftsmäßig.“
Emma senkte den Blick. „Ich habe einen anstrengenden Tag vor mir.“
„Möchtest du mir vielleicht mehr darüber erzählen?“ Fragend schaute er sie an.
Sie schnappte sich ihre Kaffeetasse und trank einen Schluck von dem heißen, starken Getränk. „Nein. Es ist nichts.“
„Dann setz dich und iss etwas. Ich werde solange duschen gehen.“ Er schaute auf seine Armbanduhr. „Darf ich dich zu deiner Verabredung fahren?“
„Danke, ich nehme mir lieber ein Taxi.“
Er verdrehte die Augen angesichts ihrer Sturheit. „Nun gut. Dein Gepäck kannst du hierlassen. Ich habe das Zimmer bis heute Abend gebucht, da ich es für meinen geschäftlichen Termin nutze.“
„Dann bis heute Nachmittag.“ Emma war bereits auf dem Weg zur Tür.
9. KAPITEL
Wenig später hielt das Taxi vor einem modernen Hochhaus aus Glas und Stahl in der Innenstadt von Brisbane. Nicht zum ersten Mal wunderte sich Emma darüber, wie gewöhnlich ein Gebäude aussehen konnte, in dem täglich über die Schicksale von Menschen entschieden wurde.
Gianni hatte sich leichter abschütteln lassen, als sie erwartet hatte. Vielleicht hätte sie ihn doch bitten sollen, sie zu begleiten. Nein. Sie wollte sich der Wahrheit allein stellen. Sie hatte diesen
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