Julia Extra Band 363
so jung und anziehend, dass es Catherine einen Stich versetzte.
Natürlich dachte er jetzt an Terrie und seinen Bruder, die gemeinsam diesen kleinen Menschen geschaffen hatten. Aber jede Minute, die er mit Bonnie zusammen verbrachte, würde es ihm später schwerer machen, sich von ihr zu trennen.
Das wusste niemand besser als Catherine selbst.
Die Minuten verrannen. Es war an der Zeit, das liebevolle Zusammensein von Onkel und Nichte zu beenden.
„Cole?“, sprach Catherine ihn leise an. „Ich habe mich schon über die Bestimmungen hinweggesetzt, indem ich Bonnie hierher gebracht habe. Sie hat in einer halben Stunde einen Termin beim Kinderarzt. Sie konnten sie nun sehen, aber ich fürchte, jetzt ist es Zeit zu gehen.“
Cole drehte sich bei dem Wort Kinderarzt rasch um. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung mit ihr?“, fragte er besorgt.
Catherine wunderte es nicht, dass er wie jeder Vater eines kleinen Kindes reagierte. Schließlich hatte sie gerade miterlebt, wie liebevoll er mit Bonnie gespielt, die Kraft ihrer kleinen Fingerchen bewundert und sie auf den weichen Hals geküsst hatte.
„Nein, nein, keine Angst. Sie ist völlig gesund, sonst hätten die Ärzte im Krankenhaus sie noch gar nicht entlassen. Es ist aber üblich, dass Kinder, die in einer Pflegefamilie untergebracht sind, wesentlich häufiger zu den Vorsorgeuntersuchungen eingeladen werden. Schließlich kann es sein, dass sie jederzeit adoptiert werden.“ Catherine warf ihm ein entschuldigendes Lächeln zu. „Ich möchte nicht zu spät kommen.“
In Wahrheit hatte sie gar keinen festen Termin und wurde vom Arzt immer zwischendurch vorgelassen, aber das musste sie Cole ja nicht auf die Nase binden.
Verblüfft und gerührt sah sie zu, wie Cole sich bei ihren Worten aufrichtete, das Baby auf den Arm nahm und es in einer unbewusst besitzergreifenden Geste schützend an sich drückte.
Mit sinkendem Herzen erkannte Catherine, dass genau das passiert war, was sie hatte vermeiden wollen. Coles nächster Satz bestätigte ihre Ahnung.
„Kein Fremder wird sie adoptieren. Das lasse ich nicht zu.“
Cole Farraday war es gewohnt, alles, was er wollte, auch durchzusetzen, aber in diesem Fall sah die Sache anders aus. Catherine rüstete sich für die Diskussion, die ihr bevorstand. „Dann müssen Sie das dem Richter mitteilen. Aber ich warne Sie besser jetzt schon: Auch mit all Ihrem Geld und Ihrer Macht im Hintergrund wird der Richter einzig und allein danach entscheiden, was für Bonnie am besten ist.“
„Aber sie kann nach Hause zu ihrer richtigen Familie kommen“, wandte Cole heftig ein. „Dahin, wo sie hingehört.“
„Sind Sie verheiratet, Cole?“
Sein Mund wurde schmal. „Ich bin Witwer, aber in der heutigen Zeit wird doch sicher nicht mehr erwartet, dass eine Ehefrau im Haus sein muss?“
Catherine dachte, dass Cole in seinem Leben schon viel Trauriges erlebt haben musste. Aber das hatte sie auch. Sie durfte es nicht zulassen, dass ihre Sympathien für ihn sie von ihrem Kurs abbrachten.
„Sicher nicht mehr“, gestand sie ihm zu. „Aber da gibt es noch andere Faktoren zu bedenken.“
„Welche Faktoren könnten denn noch wichtiger sein als die Tatsache, dass Bonnie bereits von ihren nächsten Verwandten geliebt wird?“
Catherine wurde von einer Welle der Panik ergriffen, als sie das Baby ihrem Einfluss entgleiten sah. Cole wirkte mehr als entschlossen.
„Terrie hat ihre Wünsche vor ihrem Tod schriftlich festgehalten“, klärte sie ihn auf. „Das Dokument wird vor Gericht einiges Gewicht haben.“
Cole sah sie an, und seine Augen blitzten kriegerisch auf. „Terries Wunsch haben Sie doch schon erfüllt, indem Sie zur Ranch gefahren sind und Buck gefunden haben.“ Bei seinen Worten glaubte sie kurz, so etwas wie Respekt für sie in seiner Miene zu lesen, aber dann war der Ausdruck auch schon wieder verschwunden.
Catherines Herz begann heftig zu klopfen. „Es gibt noch einen weiteren Wunsch“, sagte sie.
Sie spürte förmlich, wie Cole Bonnie fester an sich drückte. „Muss ich betteln, damit Sie ihn mir sagen?“
Er sah sie aus zusammengekniffenen Augen wütend an, aber Catherine ließ sich nicht einschüchtern. Sie kämpfte hier um ihr Lebensziel. Jetzt kam es darauf an.
„Terrie hat Anweisungen für den Fall hinterlassen, dass ich Buck nicht finde. Sie hat genau gesagt, wer Bonnie in diesem Fall aufziehen soll.“
Coles Muskeln spannten sich an, und daran, wie er den Atem einsog, konnte sie hören, wie
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