Julia Extra Band 363
sitzen und die Anzeigen überwachen.“
Kristie sah, wie Ben vor Begeisterung der Mund offen stehen blieb. „Natürlich“, antwortete sie und brachte sogar ein Lächeln zustande.
Radford grinste Ben verschwörerisch zu und hob ihn mühelos auf den Beifahrersitz. Sorgfältig schnallte er den Jungen an.
Kristie staunte nicht schlecht. So verhielt sich kein Mann, der Kinder nicht mochte.
„Kommt schon, ihr zwei!“, rief Radford. „Der Junge ist schon ganz ungeduldig. Es geht gleich los!“
Die beiden Frauen nahmen rasch auf der Rückbank Platz. Kristie fragte sich, ob ihr Radford mit dieser Aktion irgendetwas beweisen wollte. Etwa, dass er Kinder doch gern hatte? Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
Ben konnte vor Aufregung nicht stillsitzen. „Was ist das? Und das? Wie funktioniert das?“ Geduldig beantwortete Radford jede Frage des Kleinen.
Kristie war froh, als sie wieder zu Hause ankamen. Zu ihrer Erleichterung blieb Radford im Wagen sitzen. „Wann soll ich Sie morgen früh abholen?“, fragte er.
„Das müssen Sie wirklich nicht. Chloe wird mich fahren.“
„Ich kann dich morgen leider nicht mitnehmen, weil ich zum Zahnarzt muss“, meinte Chloe.
„Natürlich“, seufzte Kristie. „Das hatte ich ganz vergessen.“
„Also werden meine Dienste wohl doch benötigt“, bemerkte Radford mit einem leicht triumphierenden Unterton. „Sagen wir Viertel vor neun?“
Kristie nickte. Sie war alles andere als begeistert. Mittlerweile verbrachte sie viel mehr Zeit mit Radford, als gut für sie war. Sie durfte nie vergessen, was mit ihrer Schwester geschehen war. Radford wünschte ganz offensichtlich keine ernsthaften Beziehungen, sonst wäre er längst verheiratet. Er gefiel sich in seiner Rolle als Frauenheld. Und sie stand als Nächste auf seiner Beuteliste.
Sobald sie wieder im Haus waren, warf ihr Chloe einen bedeutungsvollen Blick zu. „Was läuft da zwischen dir und Mr Smythe?“
„Absolut gar nichts!“
„Das sieht aber ganz anders aus.“
„Du hast eine blühende Fantasie, Chloe“, sagte Kristie energisch. „Er ist überhaupt nicht mein Typ.“
„Aber du gefällst ihm. So, wie er dich immer ansieht …“
„Radford weiß genau, was ich über ihn denke.“
„Also habt ihr über eure Gefühle gesprochen?“, fragte ihre Freundin entzückt. „Oder habt ihr ihnen sogar … nachgegeben?“, fügte sie schelmisch zwinkernd hinzu.
Kristie schoss gegen ihren Willen die Röte ins Gesicht.
„Also habe ich recht, er hat dich geküsst! Erzähl mir davon. Wie war es?“
„Sei still, Chloe!“, rief Kristie. „Mach Ben seinen Tee, ich gehe jetzt duschen.“
Chloe tänzelte in die Küche und begann ein Liebeslied zu summen, während Kristie die Treppe hochrannte und die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich zuknallte.
Sie war froh, als Paul später anrief, und stimmte eifrig zu, als er sie für den nächsten Abend einlud. Sollte Radford sie also dazu nötigen, mit ihm auszugehen, hatte sie schon eine perfekte Ausrede.
Der Anblick von Kristie genügte, um Radfords Blut in Wallung zu bringen. Seit dem gestrigen Kuss war es ihm nicht mehr gelungen, sie aus seinem Kopf zu verbannen. Ja, es hatte ihn geärgert, dass sie ihn einen Wüstling genannt hatte, aber er konnte ihre Reaktion sogar verstehen. In Wahrheit ärgerte sie sich viel mehr über sich selbst – darüber, dass sie den Kuss zugelassen hatte – als über ihn.
„Erstaunlich: eine Frau, die pünktlich ist“, scherzte er. „Guten Morgen, Kristie. Es ist ein schöner Morgen, nicht wahr? Die Sonne scheint, die Vögel singen, und Sie sitzen neben mir im Auto. Was will ein Mann mehr?“
Kristie ignorierte seine Bemerkung und erwiderte nur knapp seine Begrüßung.
„Wie geht’s dem kleinen Mann heute?“, erkundigte sich Radford.
„Ben geht’s gut“, murmelte sie.
„Und Ihnen?“
„Mir auch.“
„Die Spazierfahrt hat ihm gefallen. Das müssen wir wiederholen. Vielleicht können wir ihn mal mit zum Meer nehmen? Er wäre sicher begeistert.“
„Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist, Mr Smythe.“ Kristie warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
Radford ließ sich nicht anmerken, dass ihn ihre Reaktion kränkte. „War nur eine Idee. Sie müssen ja nicht gleich so aufbrausen.“
Er verstärkte seinen Griff um das Lenkrad und befahl sich, nichts zu sagen, das er später bereuen könnte. „In der Werkstatt gibt es Probleme, das Ersatzteil zu finden. Es kann sein, dass der Wagen erst morgen fertig
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