Julia Extra Band 363
auf Sie gewartet.“
Ben kam auf sie zugelaufen und lachte, als sie ihn umarmte. „Spiel mit“, bettelte er. „Es macht so viel Spaß!“
Kristie stand keinesfalls der Sinn nach einem Ballspiel mit Radford. Was nahm er sich eigentlich heraus?
„Ich möchte jetzt nicht spielen“, sagte sie zu Ben. „Ich hatte einen anstrengenden Tag und gehe jetzt duschen.“ Als sich der Kleine umdrehte, um dem Ball nachzulaufen, wandte sie sich an Radford: „Wenn ich wieder herunterkomme, sind Sie fort.“
„Warum? Ich bin Ihretwegen hier.“
„Was auch immer Sie mir zu sagen haben, kann bis morgen warten“, erwiderte sie kühl. „Sie haben kein Recht, hier aufzukreuzen, und das wissen Sie.“
„Ben hat sich gefreut, mich zu sehen.“
Kristie schloss gequält die Augen und wünschte sich ganz weit weg. Als sie sie wieder öffnete, stand Radford immer noch vor ihr – ein verboten gut aussehender Mann mit unwiderstehlichen Augen, in den sie sich unter anderen Umständen sofort Hals über Kopf verliebt hätte. „Ben freut sich über jeden, der mit ihm spielt“, erwiderte sie trocken.
„Oder der ein schickes Auto fährt. Ich habe ihm versprochen, dass wir alle zusammen zu McDonald’s fahren, auf einen Tee.“
„Sie haben was ?“ Kristies Stimme wurde ganz schrill und erregte neugierige Blicke von Ben und Chloe.
„Tut mir leid, aber man bricht keine Versprechen, schon gar nicht gegenüber einem Kind. Chloe meinte, Sie hätten heute Abend nichts vor.“
„Paul wird möglicherweise vorbeikommen“, log Kristie.
„Also lassen Sie Ben im Stich?“
Das war emotionale Erpressung! „Sie wissen, dass ich das nie tun würde.“
„Dann gehen Sie mal schnell duschen. Ich warte hier“, erwiderte Radford mit einem triumphierenden Lächeln.
In Wahrheit hatte Radford noch nie eine McDonald’s-Filiale von innen gesehen. Aber Not kannte bekanntlich kein Gebot. Und er mochte Ben. Die Begeisterung des Kindes und die Gegenwart der Frau, die er liebte, bereiteten ihm mehr Vergnügen als jedes Dinner in einem Fünf-Sterne-Hotel.
Er hatte sich nie viel aus Kindern gemacht – vielleicht, weil er sich noch lebhaft an die beiden entsetzlichen Racker seines Cousins erinnerte. Aber mit einem so wohlerzogenen und netten Jungen wie Ben würde er hervorragend zurechtkommen.
Radford bemerkte an dem Kleinen allerdings nicht viel Ähnlichkeit mit Kristie. Der Junge kam offensichtlich ganz nach seinem Vater. Der Gedanke an diesen Mann, der Kristie so wehgetan hatte, ließ sein Blut kochen. Kristie verdiente eine bessere Behandlung. Er wollte dafür sorgen, dass es ihr gut ging, und ihr das Vertrauen in die Männerwelt zurückgeben. Also würde er jetzt auf diese Weise versuchen, sich ihr zu nähern – über ihren Sohn.
Bens gute Laune war ansteckend. Kristie lachte viel, doch Radford spürte, dass ihre Lockerheit nur gespielt war. Sie atmete sichtbar auf, als sie sich auf den Nachhauseweg machten.
Doch Radford dachte längst nicht an Aufbruch. Stattdessen folgte er Kristie ins Haus. Ihr Verhalten heute Morgen ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, und er glaubte Kristie kein Wort, was Paul anbelangte.
„Ich gehe mit Ben ins Bad, während du dich mit Radford unterhältst“, meinte Chloe und winkte Radford hinter Kristies Rücken zu.
„Was denken Sie sich eigentlich dabei, einfach so mein Haus zu betreten?“, fuhr Kristie ihn an, sobald sie alleine waren.
„Freuen Sie sich nicht, mich zu sehen?“
„Nein, das tue ich nicht“, konterte sie heftig.
Radford hob skeptisch die Augenbrauen. „Wenn Sie so gar nicht an mir interessiert sind, warum haben Sie mich dann heute Nachmittag durchs Fenster beobachtet? Hat es Ihnen gefallen? Mich hätte es erregt, Sie nackt zu sehen“, meinte er heiser.
„Ich habe Sie nicht beobachtet“, erwiderte Kristie. „Ich habe nur zufällig aus dem Fenster geschaut, das ist alles.“ Ihre Stimme begann leicht zu zittern.
„Verstehe.“
„Nein, Sie verstehen nicht.“
„Ich bekomme mehr mit, als Sie glauben“, entgegnete er. „Darf ich Ihnen zu Ihrem wunderbaren Sohn gratulieren? Da haben Sie wirklich hervorragende Arbeit geleistet.“
Zu Radfords Erstaunen errötete sie. „Ich gebe mein Bestes.“
„Wohl mehr als das, wenn ich daran denke, wie gut Sie Ihr Geschäft führen.“
„Es quält mich nur, ihn so oft allein lassen zu müssen“, gestand Kristie.
„Aber Sie haben Chloe. Und es geht Ben doch gut?“
„Vielleicht. Aber es ging ihm besser, als ich noch zu Hause
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