Julia Extra Band 364 (German Edition)
sollen, was da in dieser Familie offenbar schon seit Jahren gärte?
„Um was für ein Angebot handelt es sich?“, fragte er schließlich.
Als sie aufstand, fühlte sie sich leicht unsicher auf den Beinen, was vielleicht auch dem Alkohol geschuldet war. „Haben Sie vielleicht einen Happen zu essen für mich?“, bat sie verlegen.
Drakon seufzte ungeduldig. „Wir wollten ja sowieso erst einmal in aller Ruhe zu Abend essen. Und später erzählen Sie mir dann von Ihrem Angebot.“
„Ich fürchte, von Ruhe kann nicht mehr die Rede sein“, erklärte sie dumpf.
„Dann essen wir eben nicht in Ruhe, aber wir brauchen beide etwas im Magen.“ Er zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und schaute sie auffordernd an.
Sie lächelte matt, während sie langsam den Raum durchquerte und sich abrupt auf den angebotenen Stuhl fallen ließ. „Aber um Himmels willen keine Kerzen“, murmelte sie.
Er nickte und ging um den Tisch herum zu dem Servierwagen, wo er nach einem gefüllten Teller griff, den er vor sie hinstellte. „Erst wird gegessen, dann reden wir“, befand er schroff, während er sich ihr gegenübersetzte.
Doch Gemini rührte von den gereichten Speisen – Räucherlachs, Beef Wellington mit Röstkartoffeln und zum Abschluss ein raffiniertes Schokoladendessert – nichts an, sondern kaute nur lustlos auf einem Brötchen herum. Dabei hatte sie regelrechte Zwangsvorstellungen davon, wie die Schönheit von Bartholomew House durch einen modernen Hotelkomplex verschandelt wurde. So weit durfte sie es unter keinen Umständen kommen lassen!
Drakon hielt sich an sein Versprechen und ergriff erst wieder das Wort, als er nach dem Essen eine Tasse Kaffee vor sie hinstellte.
„Koffeinfrei“, versicherte er ihr.
Unter anderen Umständen hätte Gemini sich fast ein wenig geschmeichelt gefühlt, dass sich so ein einflussreicher Mann wie Drakon Lyonedes gemerkt hatte, was für eine Art Kaffee sie trank. Unter sehr anderen Umständen! „Danke“, sagte sie steif, bevor sie einen Schluck nahm.
„Bitte“, brummte er, während er auf seinen Platz zurückkehrte. „Zum Glück kann uns der Küchenchef meines Londoner Lieblingsrestaurants nicht sehen, sonst wäre er wahrscheinlich tödlich beleidigt, weil Sie nichts gegessen haben.“
„Ja, tut mir leid.“ Gemini überlegte einen Moment und fuhr dann fort: „Ich hätte mir natürlich gleich denken können, dass Angela irgendetwas plant, nachdem sie mein Angebot abgelehnt hat.“
„Sie haben angeboten, ihr das Haus abzukaufen?“, fragte Drakon überrascht.
„Ja“, antwortete sie. „Aber sie hat mich ausgelacht.“
Je mehr Drakon über Angela Bartholomew erfuhr, desto unangenehmer fand er die Frau, allerdings hinderte ihn das jetzt nicht daran zu sagen: „Ihr Engagement in allen Ehren, aber ich möchte doch stark bezweifeln, dass Sie Ihrer Stiefmutter so ein attraktives Angebot machen konnten wie Lyonedes Enterprises.“
„Da irren Sie sich. Ich habe sogar großen Wert darauf gelegt, Lyonedes Enterprises geringfügig zu überbieten“, versicherte Gemini entschieden.
Drakon stutzte. „Das ist aber eine Menge Geld für eine Privatperson.“
„Ja, schon.“
„Und wo ist der Haken?“
Gemini erhob sich nervös. „Es gibt keinen Haken. Ich habe das Geld“, beteuerte sie.
Drakon versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, wobei er das Glitzern in diesen meergrünen Augen ebenso registrierte wie die geröteten Wangen. Und diesen störrisch zusammengepressten sinnlichen Mund. Plötzlich stellte er sich vor, wie es wäre, mit ihr zu schlafen, wie es sich anfühlen mochte, sie zu erregen, bis sich diese meergrünen Augen verschleierten vor Verlangen, bis sich ihre Wangen vor Lust röteten und dieser aufreizende Schmollmund geschwollen war von seinen Küssen. Aber die Umstände waren nicht so.
Drakon konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal – falls überhaupt – so spontan und total von einer Frau fasziniert gewesen war wie jetzt von Gemini. Und zwar von der ersten Sekunde an. Bereits heute Morgen hatte ihn ihr Anblick auf diesem Überwachungsmonitor elektrisiert. Und was sollte er mit dieser Erkenntnis jetzt anfangen? Gar nichts natürlich. Er war schließlich ein zivilisierter Mensch, und was sie von ihm wollte, war bestimmt kein Sex, so viel stand fest.
„Sie haben das Geld, aber …?“, hakte er nach.
Gemini warf ihm einen finsteren Blick zu. „Wie kommen Sie darauf, dass es ein Aber gibt?“
„Irre ich?“
Nein, er irrte nicht. Und es
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