Julia Extra Band 364 (German Edition)
war ein großes Aber. Ein Aber, das aus dem Weg zu räumen Gemini letzten Monat verzweifelt versucht hatte, doch ohne Erfolg. Sie seufzte. „Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich seit Jahren Geld aus einem Aktienfonds beziehe, den meine Eltern für mich eingerichtet haben. Das heißt, ich erhalte seit meinem achtzehnten Lebensjahr die monatlich anfallenden Zinsen, doch über den Fonds an sich kann ich erst an meinem dreißigsten Geburtstag verfügen.“ Sie verzog das Gesicht. „Ich suche nun schon seit Wochen nach einem gangbaren Weg, bereits jetzt an das Geld heranzukommen, damit ich Bartholomew House kaufen kann.“
„Und?“
Sie runzelte genervt die Stirn. „Den Anwälten meines Vaters sind die Hände gebunden. Der Fonds darf bis zu meinem dreißigsten Geburtstag nicht angetastet werden. Obwohl, wenn Daddy wie versprochen sein Testament geändert hätte, wäre natürlich …“ Sie unterbrach sich und schüttelte frustriert den Kopf. „Aber das hat er offensichtlich nicht, und deshalb ist die Lage so, wie sie ist.“
„Und wann genau können Sie über den Fonds verfügen … ich meine, wann werden Sie dreißig?“, fragte er.
„In zwei Jahren … und vier Monaten, um ganz genau zu sein“, präzisierte sie widerwillig.
Drakon lächelte matt. „Genauigkeit ist …“ Er unterbrach sich und schaute sie an, während sich zwischen seinen Augen eine steile Falte bildete. „Heißt das, Sie sind im Oktober geboren?“
Sie nickte, sofort wachsam geworden. „Ja, am zweiundzwanzigsten.“
„Aber dann sind Sie ja gar kein Zwilling, wie Ihr Name vermuten lässt.“
Ihre Vorsicht erwies sich als berechtigt. Sie schwieg.
„Ich dachte, Ihr ungewöhnlicher Name erklärt sich aus Ihrem Sternzeichen“, fuhr er fort.
Gemini flüchtete sich in ein aufgesetztes, durch und durch unaufrichtiges Lächeln. „Da haben Sie falsch gedacht.“
Als Drakon sie anschaute, registrierte er dieses angestrengte Lächeln und den leeren Blick. „Gemini, Sie kneifen!“
„Wirklich? Wieso?“
„Sie wissen, dass es so ist.“
Jetzt verblasste ihr Lächeln, über ihr Gesicht huschte ein schmerzlicher Ausdruck. Nervös begann sie auf und ab zu laufen, schlank und langbeinig und atemberaubend anmutig, ihr Haar, das sich in der Fensterscheibe hinter ihr spiegelte, umwehte ihre Schultern wie ein goldener Vorhang.
„Ich weiß nicht, was mein Geburtstag mit meinem Angebot zu tun haben …“
„Sie haben mir noch gar kein Angebot gemacht, und ich will es auch erst wissen, wenn Sie mir auf meine Frage geantwortet haben“, fiel Drakon ihr entschieden ins Wort. „Ich dachte, Gemini steht für das Sternzeichen Zwilling“, wiederholte er.
Die Furche zwischen diesen meergrünen Augen vertiefte sich. „Die meisten Menschen hätten inzwischen verstanden – und akzeptiert –, dass ich über dieses Thema nicht reden möchte“, sagte sie pikiert.
Er nickte. „Ich habe es auch verstanden.“
„Aber Sie fragen trotzdem weiter?“
„Ja.“
„Warum?“
Weil Drakon es wissen wollte – er musste es einfach wissen –, egal wie schmerzlich es für sie auch sein mochte. Sie hatte ihm bereits einiges von sich erzählt und doch längst nicht genug. Drakon ertappte sich dabei, dass er sich wünschte, alles über Gemini Bartholomew in Erfahrung zu bringen, was es in Erfahrung zu bringen gab. Das wünschte er sich fast so sehr, wie er sich wünschte, mit ihr zu schlafen …
„Also gut, wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Ich bin ein Zwilling“, erklärte sie schroff, und er sah erschrocken, dass in ihren Augen Tränen glitzerten. „Ich hatte einen Bruder, der nur drei Stunden alt wurde“, fuhr sie mit leiser Stimme fort. „Darum hat mich meine Mutter Gemini genannt, aber nicht aus Trauer über den Verlust ihres Sohnes, sondern weil sie dankbar war, dass sie ihn überhaupt kennenlernen durfte. Und damit wir ihn nie vergessen …“ Gemini schwieg, so aufgewühlt war sie plötzlich. Sie hatte sich abgewandt, ihre Stimme klang belegt.
Drakon schnaubte, angewidert davon, dass es ihm so an Fingerspitzengefühl mangelte, und ging rasch auf sie zu. Er zog Gemini an sich, drückte ihren Kopf behutsam an seine Schulter und legte seine Arme fest um ihre schlanke Taille. Die körperliche Nähe erlaubte es ihm, den zarten Duft ihres Haars in sich aufzunehmen. „Es tut mir so leid, Gemini“, murmelte er. „Bitte verzeihen Sie, das war sehr unsensibel von mir.“
„Ist schon okay.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich … es ist
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