Julia Extra Band 364 (German Edition)
noch mehr.
„Kann sein“, stimmte sie vage zu. „Aber ich wäre wahrscheinlich trotzdem nicht allein gekommen.“
Drakon runzelte die Stirn. „Das verstehe ich nicht. Dann soll eine Frau, sobald sie verlobt oder gar verheiratet ist, Ihrer Meinung nach auf alle eigenen sozialen Kontakte verzichten?“
„Nein, natürlich nicht.“ Gemini warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Aber ich glaube nicht, dass sich eine verheiratete Frau für den Abend mit einem sehr attraktiven, ungebundenen Mann verabreden sollte.“
„Auch nicht, wenn es bei dieser Verabredung nur um geschäftliche Dinge geht?“
„Auch dann nicht.“ Sie zuckte die Schultern. „Ich wäre ja auch nicht begeistert, wenn sich mein Mann nach Feierabend mit einer rassigen Schwarzhaarigen zu einem Geschäftsessen verabredet. Deshalb finde ich es nur fair, wenn man selbst so etwas auch nicht tut. Allerdings weiß ich wirklich nicht, warum wir diese idiotische Diskussion überhaupt führen!“
Es war in der Tat eine höchst seltsame Unterhaltung, das musste Drakon zugeben. Auch wenn sie ihm zu verstehen half, wie Gemini Bartholomew tickte. Eine leichtsinnige Person war sie jedenfalls definitiv nicht! Er nickte widerstrebend. „Gut, dann rufe ich jetzt den Wagen und lasse Sie nach Hause bringen“, verkündete er.
„Nicht nötig. Ich nehme mir ein Taxi.“
„Mein Fahrer hat Sie hergebracht, also wird er Sie auch wieder zurückbringen“, verkündete er schroff.
„Hören Sie auf, mich zu bevormunden, Drakon.“ Gemini musste sich fast ein Lächeln über seine Arroganz verkneifen, doch das Fünkchen Humor verflog rasch. „Außerdem will ich jetzt gehen“, beharrte sie. „Nicht erst in zehn Minuten, wenn Ihr Wagen da ist.“
Er richtete sich auf. „Schön, dann fahre ich Sie eben selbst.“
„Das ist wirklich nicht nötig.“ Allein die Vorstellung, fünfzehn Minuten oder mehr mit ihm im engen Innenraum eines Autos eingesperrt zu sein, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Nachdem Drakon ihr Angebot abgelehnt hatte, sprach absolut nichts dafür, diese unbehagliche Situation noch länger auszudehnen. „Im Übrigen haben Sie etwas getrunken.“ Sie holte tief Luft. „Also, dann jedenfalls danke fürs Abendessen …“
„Von dem Sie vor lauter Aufregung keinen Bissen runterbekommen haben.“
„Und für den guten Wein, dem ich trotz oder wegen der ganzen Aufregung reichlich zugesprochen habe“, ergänzte sie ungerührt. „Und danke dafür, dass Sie mich wenigstens angehört haben.“
Als Drakon die steile Furche sah, die sich jetzt erneut zwischen diesen wunderschönen Augen eingenistet hatte, nahm sein Unbehagen noch zu. „Es gibt wirklich keinen Grund, jetzt schon aufzubrechen …“
„Oh doch, ich fürchte, den gibt es, Drakon.“ Gemini seufzte. „Tut mir leid, aber Sie waren meine letzte Hoffnung.“
Das brauchte sie ihm nicht erst zu sagen. Insgeheim verfluchte er sich selbst dafür, dass er sich als so wenig nützlich für sie erwiesen hatte. Aber er konnte auch nicht tun und lassen, was ihm gerade in den Kram passte. Er trug Verantwortung und musste unternehmerisch kluge und nachvollziehbare Entscheidungen fällen. Außerdem war es so, dass Lyonedes Enterprises für ihn – abgesehen von seiner Familie – schon immer an erster Stelle gestanden hatte … hatte stehen müssen , zumal er der Präsident des Unternehmens war. Deshalb durfte er sich auch nicht von zwei schönen traurigen Augen und der Verlockung eines begehrenswerten Körpers von seinen Prinzipien abbringen lassen.
„Ich muss Sie auf jeden Fall nach unten begleiten, sonst kommen Sie nicht raus“, erklärte er brüsk.
„Aber ja, ich bitte sogar darum“, erwiderte sie mit leisem Spott. „Wie sollten Sie sich sonst sicher sein können, dass ich das Gebäude wirklich verlasse? Außerdem verspüre ich nicht die mindeste Sehnsucht danach, ein zweites Mal von einem Ihrer Sicherheitsleute in Gewahrsam genommen zu werden. Oder womöglich geht die Alarmanlage los, wenn ich versuche, das Haus zu verlassen, und dann kommt sogar noch die Polizei!“
Während sie zusammen den Aufzug betraten, konnte sich Drakon eines Gefühls von Bewunderung für Gemini nicht erwehren. Immerhin hatte sie, nur kurze Zeit nachdem er ihr einen schweren Schlag versetzt hatte, ihre kühle Würde wiedergefunden. Andere Frauen hätten versucht, Mitleid zu schinden oder ihre Verführungskünste spielen lassen. Nur Gemini Bartholomew nicht.
Und war er jetzt enttäuscht, weil sie
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