Julia Extra Band 364 (German Edition)
ihrem Badezimmer vor der Toilette kniete, genügte Drakon, um eilig zum Waschbecken zu laufen, das kalte Wasser aufzudrehen und einen Waschlappen unter den Strahl zu halten. Dann ging er neben Gemini in die Knie und begann behutsam, ihr das wachsweiße Gesicht abzutupfen.
Sie stieß ungeduldig seine Hand weg und fauchte ihn an: „Was soll das denn?“
Drakon setzte sich auf seine Fersen und erwiderte ruhig: „Ich will nur, dass es dir wieder besser geht.“
Gemini verzog die Lippen zu einem bitteren Lächeln. „Ich fürchte, da reicht ein kalter Waschlappen bei Weitem nicht aus.“
„Gemini …“
„Drakon! Würdest du mich bitte einfach nur in Ruhe lassen?“ Sie vermied es, ihn beim Sprechen anzusehen, und drückte peinlich berührt bereits zum zweiten Mal die Toilettenspülung, bevor sie den Deckel zuklappte und sich daran hochzog. „Du hast mir wirklich gerade noch gefehlt“, zischte sie, während sie sich Zahnbürste und Zahnpasta schnappte und ihr Heil in der Flucht suchte.
Drakon richtete sich langsam auf und warf den nassen Waschlappen ins Waschbecken. Er atmete tief durch, bemüht, seine Wut über die Szene, die sich vor wenigen Minuten vor seinen Augen abgespielt hatte, in den Griff zu bekommen. Wenn er nicht im letzten Moment dazwischengegangen wäre, hätte Angela Gemini geschlagen. Das war wirklich ein starkes Stück!
Gemini hob den Kopf, als Drakon das Wohnzimmer betrat. Sie hatte sich eben in der Küche das Gesicht gewaschen und die Zähne geputzt, doch das Gefühl der Demütigung war immer noch allgegenwärtig. Außerdem war sie auf Drakon wütend, weil er der eigentliche Auslöser für Angelas Wutanfall war. „Kannst du mir mal verraten, was du hier eigentlich zu suchen hast, Drakon?“, fragte sie dumpf. „Reicht es nicht, dass ich mich von deiner Geliebten beleidigen lassen muss?“
In seiner Wange zuckte ein Muskel, die schwarzen Augen glitzerten gefährlich. „Offenbar hast du nicht zugehört. Ich habe bereits letzte Woche erklärt, dass diese Frau nie meine Geliebte war und es auch nie sein wird.“
Gemini, die am Kamin stand, schnaubte skeptisch. „Weiß sie das auch schon?“
„Ich wüsste nicht, warum sie etwas anderes annehmen sollte.“
„Könnten wir jetzt bitte endlich mit diesen Lügengeschichten aufhören?“ Gemini schüttelte sich das lange Haar aus dem immer noch blassen Gesicht. „Wir wissen doch beide, dass Angela heute überhaupt nur hier aufgetaucht ist, weil du ihr erzählt hast, dass ich letzte Woche bei dir war.“
Der Muskel in seiner Wange zuckte heftiger. „Das war nicht ich, sondern Markos. Es ist ihm so herausgerutscht, in einer Art Selbstschutz, wie er sagt.“
„Wieso denn das?“, fragte sie perplex.
Drakon seufzte. „Ihm war wohl einfach nicht klar, was er damit auslöst.“
Gemini wusste nicht mehr, was sie denken sollte. „Und das soll ich dir abnehmen?“
Jetzt richtete er sich zu seiner vollen Körpergröße auf, vom Scheitel bis zur Sohle der arrogante superreiche Investor, der er ja tatsächlich auch war, im teuren dunklen Maßanzug, mit hellgrauem Seidenhemd und einer Seidenkrawatte in einem dunkleren Grau, der Haarschnitt war so tipptopp, als ob er eben vom Friseur käme.
„Zu lügen gehört nicht zu meinen Angewohnheiten“, verkündete er kalt.
„Aber was soll ‚in einer Art Selbstschutz‘ denn heißen? Ich verstehe nicht, warum Markos, um sich selbst zu schützen, gezwungen gewesen sein sollte, Angela eine Indiskretion zu erzählen“, wandte sie ein.
Auf Drakons Gesicht spiegelte sich Unbehagen. „Markos meint, Angela habe versucht ihn anzugraben, und das habe ihn für einen Moment so irritiert, dass er einfach nur versucht hat, das Thema zu wechseln. Was allerdings gründlich in die Hose gegangen ist, wie man eben erleben konnte.“
Der erste Teil seiner Erklärung klang für Gemini durchaus nachvollziehbar, dafür erschien ihr der zweite schlicht unlogisch. „Heißt das, dass dein Cousin Angela in ihrem Elan bremsen wollte, indem er behauptet hat, dass er schon mit mir eine Affäre hätte?“
Drakon knirschte mit den Zähnen. „Ich glaube eher, er wollte einfach nur ablenken, indem er dich ins Spiel bringt, und dabei hat er wohl idiotischerweise angedeutet, dass wir beide etwas miteinander haben.“
Das wäre zumindest eine Erklärung für Angelas wutentbrannten Auftritt. „Und was hat das jetzt alles mit Selbstschutz zu tun?“
„Das musst du Markos schon selber fragen. Ich weiß nur, dass Angela ihre
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