Julia Extra Band 364 (German Edition)
verspürte, sich für das, was er tat, zu rechtfertigen. Obwohl sie fairerweise zugeben musste, dass sie an dem Verlauf, den ihr Gespräch genommen hatte, nicht ganz unschuldig gewesen war. Deshalb war es wahrscheinlich am besten, den Disput jetzt möglichst schnell beenden.
„Und noch mal danke für deine Hilfe vorhin.“
„Keine Ursache.“ Er nickte kurz.
„Dann fliegst du jetzt also zurück nach New York?“
Was blieb ihm anderes übrig? Obwohl er viel lieber geblieben wäre, wusste er doch, dass es sich für sie beide als ein folgenschwerer Fehler herausstellen könnte, wenn er bliebe.
„Ja“, erwiderte er schroff, bevor er zur Ladentür ging. „Schließ gut hinter mir ab.“
Gemini starrte finster auf seinen selbstherrlichen Rücken, während sie ihm folgte. „Worauf du dich verlassen kannst.“
Drakon wandte sich um und schaute sie mehrere Sekunden schweigend an, bevor er seufzend hinzufügte: „Und zögere nicht, Markos anzurufen, falls irgendetwas sein sollte.“
Ich soll Markos anrufen – und nicht ihn, dachte sie restlos ernüchtert, während sie die Tür hinter ihm abschloss. Deutlicher hätte er nicht ausdrücken können, dass er das kurze Intermezzo zwischen ihnen als beendet betrachtete.
Drakon wartete, bis er hörte, dass sich der Schlüssel im Schloss umdrehte, dann zog er sein Smartphone aus der Tasche und wählte auf dem Weg zu seinem Wagen eine Nummer. „Max soll für Gemini eine Überwachung rund um die Uhr organisieren“, ordnete er kurz angebunden an, nachdem sich sein Cousin gemeldet hatte. „Außerdem soll er alles über Angela Bartholomews familiären Hintergrund in Erfahrung bringen, und zwar möglichst schnell“, fügte er grimmig hinzu, ehe Markos überhaupt reagieren konnte. „Darüber hinaus würde ich es begrüßen, wenn er sich mal ein paar Gedanken macht, wie man herausfinden könnte, ob von Miles Bartholomew nicht vielleicht doch noch ein aktuelleres Testament existiert als das vorliegende.“ Er öffnete die Tür seines Mercedes und setzte sich hinters Steuer. „Ein Testament, in dem nicht seine zweite Frau, sondern seine Tochter Bartholomew House erbt. Das wäre interessant zu wissen.“
„Hältst du das für möglich?“
„Kann sein oder auch nicht. Auf jeden Fall wird mir immer klarer, dass Angela Bartholomew einiges zuzutrauen ist.“
„Sogar, dass sie sich über den Letzten Willen ihres Mannes hinwegsetzt?“
„Leider ja“, bestätigte Drakon grimmig.
„Oh nein!“ Markos stöhnte. „Stell dir bloß vor, was das für Lyonedes Enterprises bedeuten würde.“
Und falls so ein Testament tatsächlich existierte, befände sich Gemini in einer extrem ungemütlichen Situation. „Lieber nicht“, erwiderte Drakon angespannt.
„Und was ist mit dir? Fliegst du heute noch?“, erkundigte sich Markos.
Drakon schaute hinüber zu Geminis Haus, dem Blumenladen mit den heruntergelassenen Rollläden. Als es im ersten Stock hell wurde, wanderte sein Blick an der Fassade nach oben zu Geminis Wohnzimmerfenster. „Ja, jetzt gleich.“
„Tatsächlich?“ Markos klang überrascht.
„Tatsächlich“, bestätigte Drakon knapp. Und da er ohnehin nur mit leichtem Gepäck nach London zu reisen pflegte, gab es für ihn keinen Grund, noch einmal in sein Apartment zurückzukehren. Er hatte alles, was er brauchte.
„Aber Gemini geht es gut?“
Drakon runzelte die Stirn, weil in der Stimme seines Cousins unüberhörbar Besorgnis mitschwang. „Vor zwei Minuten war es jedenfalls noch so“, erwiderte er schroff.
„Und wie ist das mit ihrer Stiefmutter?“
„Nun, die scheint ein echtes Problem zu sein. Wahrscheinlich hätten wir nie mit ihr ins Geschäft kommen dürfen“, antwortete Drakon.
Es folgte eine kurze Pause, bevor Markos sagte: „Ich rede sofort mit Max.“
„Tu das.“
Drakon beendete den Anruf so unvermittelt, wie er ihn begonnen hatte. Das zweite Gespräch mit seinem Piloten war noch knapper. Dabei sah er, wie Geminis schattenhafte Gestalt an den beiden Fenstern zur Straße die Vorhänge vorzog. Fünfzehn Minuten später saß er immer noch in der Stille und verfolgte im Rückspiegel, wie ein schwarzer Range Rover mit Max am Steuer hinter seinem Wagen einparkte. Er drehte sich um und nickte seinem Sicherheitschef kurz zu, bevor Drakon startete und davonfuhr.
„Also wirklich!“ Mit einem entrüsteten Schnauben stellte Gemini das Telefon zurück in die Ladestation.
„Gibt’s ein Problem?“ Jo, die gerade ins Büro kam, um ihre Jacke zu
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