Julia Extra Band 364 (German Edition)
mache ich mit jedem Mann, den ich neu kennenlerne?“
„Nicht mit jedem, nein.“
„Nur wenn er reich genug ist?“
Sein Gesicht verfinsterte sich. „Gemini …“
„Wenn du das von mir denkst, scheinst du mich mit meiner Stiefmutter zu verwechseln“, erwiderte sie schnell, bevor er antworten konnte.
„Ich verwechsle dich nicht, Gemini.“
Die Geräusche hinter ihr deuteten darauf hin, dass Drakon dabei war, sich sein Hemd wieder anzuziehen. Dasselbe Hemd, das sie ihm eben erst fast vom Leib gerissen hatte. Was hatte dieser Mann bloß an sich, dass sie sich so merkwürdig verhielt? Gemini erkannte sich nicht wieder.
Immer noch mit dem Rücken zu ihm, versuchte sie Abstand zu schaffen, indem sie in den hinteren Teil des Ladens zurückwich, ehe sie sich wieder umdrehte. Hier hinten im Halbdunkel konnte sie von ihm kaum mehr erkennen als einen weißen Fleck, der, wie sie wusste, sein Hemd war. Sie befeuchtete sich mit der Zungenspitze die trockenen Lippen, bevor sie sagte: „Versteh mich bitte nicht falsch, Drakon. Ich bin dir wirklich dankbar dafür, dass du vorhin bei der Auseinandersetzung mit Angela für mich Partei ergriffen hast, aber nicht dankbar genug, um …“
„Pass gut auf, was du sagst“, erwiderte er in gefährlich sanftem Ton.
Bei seiner Warnung bekam Gemini eine Gänsehaut. „Das richtet sich nicht gegen dich …“
„Tatsächlich nicht?“, fragte er mit beißendem Spott, wobei er sich bückte, um sein Sakko und die Krawatte vom Boden aufzuheben.
„Nein“, sagte sie. „Es wäre wirklich das Letzte, nachdem du so … so nett warst.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es war nur einfach ein ziemlich anstrengender Tag, deshalb finde ich es besser, wenn du jetzt gehst.“
Ihr Vorschlag war zweifellos vernünftig, und Drakon konnte ihr nur zustimmen. Das heißt, er hätte ihr zustimmen können, wenn er imstande gewesen wäre, klar zu denken. Aber er hatte immer noch nicht verdaut, dass Gemini – eine moderne Frau von siebenundzwanzig Jahren – noch unberührt war. Das wollte ihm einfach nicht in den Kopf! Er war seit mehr als zwanzig Jahren sexuell aktiv, an eine Jungfrau war er allerdings noch nie geraten. Sosehr er Gemini auch begehrte – und er hungerte förmlich nach ihr –, hatte er doch nicht die geringste Lust, sich Probleme einzuhandeln, nur weil er sich nicht beherrschen konnte.
Mit kontrollierten Bewegungen schlüpfte er in sein Sakko. Dann rollte er seine Krawatte fein säuberlich zusammen und ließ sie in einer seiner Taschen verschwinden, bevor er Gemini wieder anschaute. „Nach diesem Auftritt, den deine Stiefmutter hier hingelegt hat, glaube ich keine Sekunde, dass sie jetzt einfach aufgibt“, sagte er, darum bemüht, die Situation für sie beide zu entschärfen.
Was Gemini nur recht sein konnte. Außerdem musste sie ihm zustimmen. Angela schien fest entschlossen, sich nach dem Verlust ihres ersten Mannes möglichst schnell einen Ersatz zu suchen, wobei sie es diesmal offenbar auf einen Lyonedes abgesehen hatte. Und Gemini wusste aus Erfahrung, dass die ältere Frau von etwas, das sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, nicht leicht abzubringen war.
Sie zuckte mit den Schultern. „Solange ihr euch aus dem Weg geht, dürfte es eigentlich kein Problem geben.“
Drakon lächelte bitter. „Das wird nicht ganz einfach werden, da wir im Moment immer noch mitten in den Vertragsverhandlungen stecken.“
Bei der Erinnerung daran, dass Angela gerade dabei war, das Haus ihrer Familie an den Meistbietenden zu verhökern, seufzte Gemini. „Selbst schuld.“ Mehr hatte sie dazu nicht zu sagen.
„Stimmt“, pflichtete er ihr trocken bei. „Aber das findet sich. Trotzdem solltest du jede weitere Konfrontation mit deiner Stiefmutter unbedingt vermeiden.“
Gemini schaute ihm offen in die Augen. „Vielleicht solltest du ihr einfach den Gefallen tun und mit ihr ins Bett gehen.“
Drakon holte tief Luft. Was sollte das denn jetzt? Wollte sie ihn provozieren? Er betrachtete sie einen Moment mit undurchdringlichem Gesicht, dann nickte er. „Gut. Ich werde deinem Vorschlag die verdiente Aufmerksamkeit schenken.“ Und das hieß für ihn: gar keine.
Gemini war, als ob er ihr eine schallende Ohrfeige versetzt hätte. Sie schluckte schwer, bevor sie sagte: „Mach, was du willst …“
Diese fast schwarzen Augen glitzerten kalt. „Das mache ich immer“, gab er heiser zurück.
Daran zweifelte sie genauso wenig wie daran, dass er offenbar niemals den Drang
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