Julia Extra Band 364 (German Edition)
Ich wusste doch, dass es mindestens einen Grund geben muss, Sie zu mögen“, lobte Max.
„Das tut mir leid für Sie, weil ich Ihnen nämlich immer noch böse bin!“, konterte Gemini, während sie ihre Wohnungstür aufschloss.
Max konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Warten wir’s ab, vielleicht wachse ich Ihnen ja mit der Zeit doch noch ans Herz.“
„Darauf würde ich mich an Ihrer Stelle lieber nicht verlassen“, brummte Gemini, die zu erraten versuchte, was genau vorgefallen sein mochte und was Drakon und Max damit zu schaffen hatten.
„Okay!“ Im Wohnzimmer warf sie Schal und Handtasche auf den Couchtisch, bevor sie sich zu den beiden Männern umwandte. „So, und kann ich jetzt vielleicht endlich erfahren, worum es geht?“
Max zog aus der Innentasche seiner Lederjacke einen dicken Umschlag, den er an Drakon weiterreichte. Dann trat er ans Fenster, wandte ihnen den Rücken zu und schaute hinunter auf die Straße. „Ich habe nicht die Absicht, dir zu sagen, dass Max sich gestern Abend irgendwo in der Nähe von Bartholomew House aufgehalten hat“, begann Drakon.
Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Soll mich das jetzt beruhigen, oder was?“
„Denk doch, was du willst“, erwiderte Drakon trocken. „Aber ich glaube, bevor du weitersprichst, solltest du dir das hier anschauen.“ Bei diesen Worten entnahm er dem Umschlag etwas, das wie ein amtliches Dokument aussah, und hielt es ihr hin.
Gemini schaute argwöhnisch darauf, ohne Anstalten zu machen, es entgegenzunehmen. Ihr Mund war plötzlich ganz trocken. „Erst will ich wissen, was …“
Drakon atmete tief durch, bevor er antwortete: „Es lag sicher verwahrt in Bartholomew House im Safe, und es ist Miles Gifford Bartholomews Letzter Wille, beglaubigt durch seine eigenhändige Unterschrift sowie die Unterschriften von zwei seiner Hausangestellten zwei Wochen vor seinem Tod. Darin vermacht er seiner Ehefrau Angela Gail Bartholomew ein Apartment in Paris, eine Villa in Spanien und eine feste jährliche Summe für den Rest ihres Lebens. Bartholomew House und der Rest geht an seine einzige Tochter Gemini Bartholomew.“
Gemini spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich, sie hörte ihr Blut rauschen. Der Raum begann sich vor ihren Augen zu drehen, dann fiel sie in ein tiefes schwarzes Loch.
Gemini konnte sich nicht erinnern, jemals ohnmächtig geworden zu sein, aber als sie sich jetzt auf der Couch in ihrem Wohnzimmer liegend wiederfand, wusste sie, dass ihr genau dies zum ersten Mal in ihrem Leben zugestoßen war. Drakon kniete mit besorgtem Gesicht vor ihr auf dem Boden.
Gleich darauf kehrte die Erinnerung zurück …
Gemini schaute Drakon mit großen Augen an. „Stimmt das wirklich? Es gibt ein zweites Testament jüngeren Datums?“ Sie schob sich das Haar aus den Augen, während Drakon ihr half, sich aufzusetzen.
„So ist es“, bestätigte Drakon grimmig. „Ein Testament, das deine Stiefmutter aus sehr offensichtlichen Gründen in der Versenkung verschwinden ließ.“
Gemini schossen die Tränen in die Augen. „Dann hat mein Vater sein Versprechen also doch gehalten …“
Drakon ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass es schmerzte. „Ja, das hat er.“
Jetzt strömten Gemini die Tränen über die bleichen Wangen. „Und Bartholomew House gehört wirklich mir?“
„Ja.“
„Das ist … oh mein Gott … ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr … oh!“ Sie riss die Augen auf. „Aber das heißt doch dann, dass der Vertrag mit Lyonedes Enterprises ungültig ist, oder?“
Drakon lächelte freudlos. „Ja.“
Gemini biss sich auf die Unterlippe. „Oh, Drakon! Das tut mir wirklich schrecklich leid.“
„Es tut dir ‚leid‘?“, fragte er ungläubig. „Diese Frau hat versucht, dich um dein Erbe zu bringen, das dir nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch zusteht, und du ‚entschuldigst‘ dich bei mir? Das ist doch nicht zu fassen!“
„Sie ist eben nicht nur ein kluges, sondern auch ein großherziges Mädchen“, brummte Max, der immer noch mit dem Rücken zu ihnen am Fenster stand.
„Eine ganz und gar außergewöhnliche Frau“, ergänzte Drakon heiser. „Du solltest einfach nur glücklich sein, statt dir um Lyonedes Enterprises Gedanken zu machen, Gemini.“
Sie runzelte die Stirn. „Aber wie kam das eigentlich alles raus?“
„Dafür musst du dich bei Max bedanken. Ich habe nur einen vagen Verdacht geäußert. Woraufhin er bei einigen ehemaligen Angestellten deines Vaters
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