Julia Extra Band 364 (German Edition)
Haus einbrechen?“
Angela erbleichte. „Aber das wusstest du nicht, als das Testament gestohlen wurde.“
„Dafür weiß ich es jetzt. Und ich bin mir sicher, dass das vor Gericht zählt“, fügte Gemini hinzu. „Aber wenn du zur Polizei gehen willst, bitte schön! Tu dir keinen Zwang an.“
Angela machte ein finsteres Gesicht. „Ich frage mich nur, seit wann du Krallen hast,“, zischte sie.
„Oh, die hatte ich schon immer“, versicherte Gemini ihr. „Meinem Vater zuliebe habe ich sie nur nicht gezeigt. Also, wo wirst du in Zukunft leben, Angela? In Paris oder in der Villa in Spanien? Mach, was du willst, ich will nur, dass du Bartholomew House in zwei Tagen geräumt und England verlassen hast. Ach so, und natürlich erwarte ich, dass du den Vorschuss zurückzahlst, den du von Lyonedes Enterprises bereits erhalten hast.“
Die ältere Frau schien einen heftigen inneren Kampf auszufechten und nach Wegen aus dem Dilemma zu suchen, in dem sie sich befand. Doch als ihr klar wurde, dass diese Wege alle in einer Sackgasse endeten, gab sie auf.
„Du hättest das Testament einfach verbrennen sollen“, sagte Gemini jetzt in versöhnlicherem Ton.
„Ja, stimmt. Aber aus irgendwelchen Gründen hab ich das einfach nicht übers Herz gebracht. Weil ich Miles eben doch geliebt habe, auf meine Art … auch wenn du das nicht für möglich hältst.“
Gemini schüttelte erschöpft den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob das dein Verhalten besser oder schlimmer macht.“
„Vielleicht hast du recht“, räumte Angela ein und seufzte, bevor sie Drakon und Max anschaute. „Touché, meine Herren! Und nun bitte ich Sie, mich zu entschuldigen. Ich muss nämlich packen und zur Bank, um Lyonedes Enterprises den bereits an mich gezahlten Vorschuss zurückzuüberweisen. Ich darf doch annehmen, dass damit die Sache zur allgemeinen Zufriedenheit geklärt ist?“ Sie schaute Drakon fragend an.
Drakon nickte. „Ich denke schon.“
Angela nickte ebenfalls, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und die Wohnung verließ. Sekunden später fiel unten die Tür leise ins Schloss.
Gemini ließ sich unendlich erleichtert in einen Sessel fallen.
Und das alles hatte sie ganz allein Drakon zu verdanken.
12. KAPITEL
„Ich gehe jetzt, in Ordnung?“, verkündete Max ruhig, nachdem die Tür hinter Angela ins Schloss gefallen war.
Gemini hob den Kopf und lächelte ihn an. „Nochmals vielen Dank. Für alles.“
„Keine Ursache.“ Max hob grüßend die Hand, bevor er die Wohnung verließ.
Gemini warf Drakon einen Blick zu. „Glaubst du, dass Angela sich irgendwann noch mal bei uns … bei mir meldet?“
Drakon lächelte. „Wohl kaum. Du warst wie eine Löwenmutter, die ihre Jungen verteidigt.“
Sie nickte. „Und es war mein voller Ernst. Du und Max und der arme Markos, ihr wart alle ganz wundervoll. Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll.“
„Ich glaube, ich spreche nicht nur für mich, wenn ich sage, dass es uns ein Vergnügen war. Aber ich sollte jetzt wohl besser auch gehen“, fügte er hinzu. „Du wirst eine Weile brauchen, bis du dich von all der Aufregung erholt und an die neue Situation gewöhnt hast.“
Gemini nickte nachdenklich, wobei sie wusste, dass dies Drakons Art war, sich zu verabschieden. „Hat Markos Angela wirklich zum Essen eingeladen, damit sie niemandem in die Quere kommt?“
„Ja.“ Drakon verzog den Mund. „Er fand, dass es das Mindeste war, was er für dich tun konnte, nach dem Schnitzer, den er sich Anfang der Woche geleistet hat.“ Er zuckte die breiten Schultern. „Ich glaube, er mag dich.“
Gemini mochte Markos auch.
Aber Drakon liebte sie.
Das war ihr erst letzte Nacht in ihrem Hotelbett in Verona klar geworden. Er brauchte sie bloß anzusehen, und schon bekam sie weiche Knie. Und wenn er sie küsste, schmolz sie förmlich dahin. Doch es war viel mehr als das. Sie hatte dieselben Wertmaßstäbe wie er, es gefiel ihr, dass er seiner Familie Liebe und Loyalität entgegenbrachte, sie mochte seine Integrität und dass er es schaffte, ihr ein Gefühl von Geborgenheit zu geben. Drakon war für sie der Traummann schlechthin.
Sie befeuchtete sich mit der Zungenspitze die Lippen, bevor sie fragte: „Und du? Wirst du heute noch nach New York fliegen?“
Drakon schwieg. Lange. „Das kommt ganz auf dich an“, antwortete er schließlich.
Gemini warf ihm einen überraschten Blick zu. „Auf mich?“
„Ja“, erwiderte er fast feierlich. „Ich überlasse es dir zu entscheiden,
Weitere Kostenlose Bücher