Julia Extra Band 364 (German Edition)
gewesen, ohne eine einzige ihrer verwirrten Fragen zu beantworten. Keine zehn Minuten später hatte er aus dem Hotel ausgecheckt und war auf dem Weg zum Flughafen gewesen.
Er wusste, er würde Carrie nie wiedersehen, und sagte sich, dass es ihm gleich sei. So gut der Sex auch gewesen sein mochte, er würde sie bald vergessen haben. Wie all die anderen auch.
Nur hatte er das nicht.
Ob es um Frauen oder ums Geschäft ging – mittlerweile war er schon ein ganzes Jahr lang ständig unzufrieden. Inzwischen beeinträchtigte es sogar seine Arbeit. Erst vor Kurzem hatte er ein Stahlwerk in Brasilien aufgekauft, mit riesigem Verlust. Er hatte geglaubt, es würde ihn befriedigen, seinem Erzrivalen Gabriel Santos den Familienbetrieb abzunehmen. Stattdessen stand er nun im Besitz einer schrottreifen Fabrik und mit dem Wissen da, dass er bewusst eine Menge Geld verloren hatte.
Letztlich hatte Théo dem Diktat seines Körpers nachgegeben. Er hatte Carrie herbringen lassen, um ihr eine unverbindliche Affäre vorzuschlagen. Er war überzeugt, dass sie ihre Lektion gelernt hatte und das Wort „Liebe“ ihm gegenüber nie mehr fallen lassen würde.
Womit er definitiv nicht gerechnet hatte, war ein Kind.
Ein Kind, das jetzt von seiner Mutter zur Tür hinausgetragen wurde …
„Warte!“
Carrie blieb stehen, ohne sich umzudrehen.
„Wenn er wirklich mein Sohn ist, warum hast du mir nicht früher von ihm erzählt? Warum seine Existenz ein ganzes Jahr geheim halten?“
„Geheim?“ Wütend wirbelte sie herum. „Monatelang habe ich dir Nachrichten hinterlassen! Habe dich angefleht, mich anzurufen!“
Er unterdrückte einen Fluch. „Ich habe nicht angerufen, weil ich dachte, du würdest nur wiederholen, was ich nicht hören will. Ich wollte dir die Peinlichkeit ersparen. Und mir.“
Carrie wurde rot. „Oh ja, es ist mir peinlich, jedes Mal, wenn ich daran denke, wie sehr ich dich geliebt habe.“
Wenn er jetzt in ihr schönes Gesicht sah, meldete sich ein Gefühl in ihm, das ihm eigentlich fremd war – Schuld.
Und das machte ihn wütend. „Wir hatten eine Abmachung, Carrie. Von Anfang an habe ich offen gesagt, dass ich nur an einer unverbindlichen Affäre interessiert bin. Du hast dich nicht an die Abmachung gehalten. Du hast die Grenzen überschritten.“
Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Holte tief Luft. Dann: „Du hast recht, wir hatten eine Abmachung. Nur war ich zu unerfahren und konnte nicht ahnen, wie sehr mein Herz sich an dich binden würde, wenn wir miteinander schlafen. Und ich wusste auch nicht, dass du mich so prompt zur Seite schieben würdest, sobald ich meine Gefühle ausdrücke.“ Sie wandte das Gesicht ab. „Der nächste Mann, dem ich meine Liebe schenke, wird anders sein. Er wird ehrlich und stark sein. Und er wird meine Liebe erwidern.“
Der nächste Mann. Ihre Worte rollten wie ferner Donner durch seine Seele. Seltsam … die Vorstellung von Carrie mit einem anderen Mann behagte Théo nicht. Nein, es war sogar viel stärker. Die Vorstellung machte ihn wütend. Er unterdrückte das Gefühl. Eifersucht war nur eine weitere Schwäche.
Er konzentrierte sich auf die Fakten. „Zeig mir das Baby.“
Nur unwillig drehte sie sich, sodass er Henry sehen konnte. Mit gerunzelter Stirn starrte er auf das kleine Gesichtchen. Möglich wäre es, gestand er sich grimmig ein. Aber sahen nicht alle Babys mehr oder weniger gleich aus?
„Hat dein Leibwächter ihn nicht erwähnt?“
Théo hob abrupt den Blick. „Er sagte etwas von Komplikationen, aber das war mir gleich. Ich wollte dich einfach nur hier haben.“ Er machte eine Pause. „Ich wollte dich …“ Auch jetzt wollte er sie, mehr denn je. Er trat einen Schritt vor …
Abwehrend hob sie die Hand und wich zurück. „Nein.“ Ihr Blick wanderte zu dem gedeckten Tisch mit den Kerzen und Rosen. „Es wird keine Verführungsszene geben. Ich bin nur wegen Henry gekommen.“
Er sah wieder auf das Kind. „Du hast ihn nach deinem Vater genannt? Du behauptest, er ist von mir, aber du gibst ihm nicht meinen Namen?“
Sie kniff leicht die Augen zusammen. „Das hast du nicht verdient.“
Ihre Worte waren wie eine Ohrfeige. „Ich bestehe auf einen Vaterschaftstest“, sagte er barsch. „Bis das Ergebnis vorliegt, werden du und das Kind hierbleiben.“
Carrie wurde bleich. „Nein, ich will nicht und werde nicht bleiben.“
„Weil du weißt, wie der Test ausgeht?“
Sie versteifte sich. „Der Test wird bestätigen, dass er dein Sohn
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